Claudia Pechstein: Karriere in Trümmern
LAUSANNE - Claudia Pechsteins Olympia-Traum ist vorbei! Das Sportgericht hat die Sperre der Eisschnellläuferin bestätigt – erstmals nur aufgrund von Indizien.
Es sah schon nach Trotz aus. Mittwoch früh im Berliner Sportforum, als Claudia Pechstein noch trainierte. Demonstrativ in der Olympia-Jacke von Turin 2006. Nur wenige Stunden später stand fest, dass Pechstein die Ausrüstung für ihre sechsten Winterspiele von Vancouver nun nicht mehr erhalten wird. Der Internationale Sportgerichtshof CAS bestätigte nämlich erwartugnsgemäß die Zwei-Jahres-Sperre der fünfmaligen Eisschnelllauf-Olympiasiegerin. Pechstein steht vor den Trümmern ihrer einst glanzvollen Karriere.
Die Richter sorgten damit für Entsetzen und Fassungslosigkeit bei der 37-Jährigen – und sportjuristisch für ein Novum. Denn noch nie wurde ein Athlet aufgrund von Indizien wegen Dopings gesperrt.
Pechstein hatte von Anfang an ihre Unschuld beteuert, eine positive Dopingprobe lag bei ihr auch nie vor. Allerdings gab es die „abnormal überhöhten“ Blutwerte, weshalb sie vom Weltverband ISU bis 9. Februar 2011 gesperrt wurde.
Bestürzt und wütend reagierte die streitbare Berlinerin nun auf die Bestätigung der Sperre. „Das zu akzeptieren, ist unglaublich hart“, sagte Pechstein und sprach noch von „Kräften hinter den Kulissen, die den indirekten Beweis in diesem Präzedenzfall nicht scheitern sehen wollten.“ Pechstein, also wirklich nur ein Bauernopfer?
Überzeugt von der Richtigkeit des Urteils und der Schuld Pechsteins zeigte sich Doping-Experte Fritz Sörgel: „Ich habe gleich gesagt, dass es sehr schwierig werden wird, hier Gegenargumente zu finden.“
Und auch Thomas Bach, der Präsident Deutscher Olympischer Sportbundsrückte nun nach dem Urteil massiv ab: „Es ist eine große Enttäuschung. Jeder Dopingfall ist eine große Enttäuschung, aber er zeigt, dass das Kontrollsystem funktioniert. Doping mit dieser wissenschaftlichen Expertise kann von einer Sportlerin nicht ohne Hilfe von Fachleuten bewerkstelligt worden sein. Deshalb fordern wir Claudia Pechstein zur Aufklärung auf. Die Hintermänner müssen bestraft werden.“ Auch Gerd Heinze, Präsident des nationalen Verbandes DESG, zog Konsequenzen. Er erklärte, Pechstein werde ab sofort nicht mehr vom Verband gefördert.
Um Pechstein wird es einsam. Viele Mitstreiter weiß sie nicht mehr an ihrer Seite. Als einen der wenigen ihren alten Trainer Achim Franke. „Eine Katastrophe“, klagte der 69-Jährige, „das ist ein absolutes Fehlurteil. Sie hat nie eine Leistung manipuliert.“
Pechstein kündigte an, nun noch vor ein Schweizer Zivilgericht zu ziehen und sich da nach Vancouver klagen zu wollen. Die Chancen dafür dürften äußerst gering sein. Der Olympia-Traun ist vorbei.
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