Claudia Häusler: Giro-Heldin an der Isar
MÜNCHEN Aufgewachsen ist sie in der Theresienstraße, direkt an der Wiesn also. Zumindest die ersten drei Jahre ihres Lebens. Und so ist ihr Bezug zur Theresienstraße und zur Wiesn nie abgerissen. „Ich geh eigentlich jedes Jahr hin”, sagt Claudia Häusler, „das passt immer ganz gut, dann ist bei uns nämlich die Saison vorbei.”
Die 26-Jährige ist Radsportlerin und nimmt vom 27. Juli bis 12. August am Straßenrennen bei Olympia in London teil. Beim Gespräch mit Häusler treffen wir uns an der Isar, einem ihrer Lieblingsplätze in München. Gerne ist sie auch „drüben beim Flaucher zum Grillen”. Und shoppen geht sie gerne – am liebsten mit einer Freundin in der Innenstadt. Gerne zu Fuß, denn auf dem Sattel sie verbringt ja beruflich schon genug Zeit. 20000 Kilometern sind es im Jahr, die sie mit dem Rad zurücklegt.
Zur Isar ist Häusler, bei Olympia eine Medaillenkandidatin, mit dem Fahrrad gekommen. Ihrem Trainingsrad. Zwei Drahtesel für die Wettkämpfe hat sie auch. 7000 Euro kostet eines dieser Rennräder und ist gar nicht so speziell, wie es zunächst scheint. „Eigentlich gibt es die Räder in jedem Fachgeschäft zu kaufen”, sagt die Studentin. Nun ja, nicht ganz. „Das Gewicht von 6,8 Kilogramm darf nicht überschritten werden, also wiegt es genau 6,8 Kilogramm”, sagt Häusler, die sich freut, dass sie derzeit immer wieder auf London und ihre Olympiaträume angesprochen wird. „Es ist ja schön, dass wir auch hier mal etwas Aufmerksamkeit bekommen. In Italien ist das anders”, sagt Häusler. In Italien ist die Münchnerin eine bekannte Sportlerin. Dort werden auch die Radrennen der Frauen im Fernsehen gezeigt. „Das ist eine schöne Anerkennung.”
Nicht nur deshalb ist Italien ihre zweite sportliche Heimat. Der Giro d’Italia ist ihr Lieblingsrennen, 2009 hat sie die wichtigste Rundfahrt gewonnen. Ohnehin war 2009 ihr Jahr. „Das war grandios.” An die Leistungen von damals konnte sie bisher nicht mehr anknüpfen, 2010 erlebte sie den größten Rückschlag, als sie bei einem Rennen so schwer gestürzt war, dass sie eine Gehirnerschütterung und innere Blutungen davontrug. Die Folge war das WM-Aus 2010 und eine Phase der Ungewissheit, ob sie mit dem Sport weitermachen kann: „Das war eine harte Zeit."
Zwei Jahre später nähert sich Häusler wieder ihrem Leistungszenit. Rechtzeitig für Olympia. Den Höhepunkt ihrer Karriere will sie vor allem genießen. Spätestens durch ihr WM-Aus von 2010 hat sie gemerkt, dass es mehr im Leben gibt als Sport. Begeistert erzählt sie, wie ihr Freund beim RSV Irschenberg Nachwuchs-Radfahrer trainiert. „Da sind schon ganz flinke Kids dabei.” Außerdem engagiert sie sich für SMA, eine Krankheit, bei der Menschen Muskelschwund erleiden.
Wie lange sie noch Radrennen fahren will, kann Häusler nicht sagen: „Ich versuche erst mal alles mitzunehmen.”
Nach Olympia stehen noch ein paar Rennen an, mit der Weltmeisterschaft zum Saisonabschluss.
Danach hat Häusler wieder Zeit für Shoppen in der Innenstadt und einen Besuch auf der Wiesn. Unweit der Theresienstraße, wo sie die ersten drei Jahre ihres Lebens verbracht hat.
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