Cindys schönstes Geschenk

Kickboxerin Cindy Metz: Ihr Bruder (24) rang nach einer Gehirnblutung lange mit dem Tod.
von  Abendzeitung
Am Samstag will sie im Zenith ihren EM-Titel verteidigen: Die Münchner Kickboxerin Cindy Metz mit Trainer Mladen Steko.
Am Samstag will sie im Zenith ihren EM-Titel verteidigen: Die Münchner Kickboxerin Cindy Metz mit Trainer Mladen Steko. © Ronald Zimmermann

Kickboxerin Cindy Metz: Ihr Bruder (24) rang nach einer Gehirnblutung lange mit dem Tod.

MÜNCHEN Geschenke, warum noch. Wenn Cindy Metz an Heilig Abend mit ihrer Familie in Sendling zusammen sitzt, mit ihren Eltern und den beiden Geschwistern Corinna (23) und Emanuel (24), dann gibt es keine große Bescherung. „Das größte Geschenk“, sagt Cindy Metz, „haben wir schon bekommen.“ Das größte Geschenk ist, dass ihr Bruder noch lebt. Denn er kämpfte nach einer Gehirnblutung lange mit dem Tod.

Am kommenden Samstag, bei der „Fight Night“ vom Kampfsportzentrum Steko im Zenith (Lilienthalallee 29, ab 18.30 Uhr), da wird die 22-jährige Kickboxerin ihren EM-Titel gegen die Schweizerin Sandra Matzinger (28) verteidigen, aber ganz so wichtig, wie es ihr vielleicht noch vor einem Jahr gewesen wäre, ist es jetzt nicht mehr. Nach dem monatelangen Drama um ihren Bruder Emanuel.

Der arbeitet am Münchner Flughafen als Elektroniker, und eines Tages im April klagte er bereits über Schwindelanfälle, bevor er dann nach Feierabend urplötzlich zusammenbrach. Kurz, bevor er ins Auto einstieg. Gerade noch rechtzeitig.

„Nicht auszudenken, wenn die Gehirnblutung bei der Heimfahrt auf der Autobahn passiert wäre“, sagt Cindy Metz, „oder später zuhause, wo er alleine lebt. Da hätte ihm niemand helfen können.“ So half ihm ein Kollege, der sofort den Arzt alarmierte.

Nach der Erstbehandlung kam Emanuel Metz mit dem Hubschrauber ins Bogenhausener Krankenhaus, und wie Metz erzählt, konnten die Ärzte lange nicht sagen, ob er überlebt. Und wenn ja, wie.

Die Ursache der Blutung ist bis heute unklar, zwei Monate konnte und wollte Cindy Metz damals nicht mehr trainieren. „Das waren mit die härtesten Monate meines Lebens“, sagt sie. Erst im Juni begann sie dann wieder, als klar wurde, dass ihr Bruder wieder völlig genesen würde.

Da konnte sie auch die völlig frustrierende Reise nach China verschmerzen. Bei der Amateur-WM der Boxerinnen in Ningbo, eine gute Flugstunde südöstlich von Peking. Mitte November flog sie dorthin, zwar mit der deutschen Nationalmannschaft, aber dann doch alleine, ohne einen ihrer Trainer Mladen und Pavlica Steko. In der Ecke saß ein Betreuer, den sie nicht kannte, und prompt verlor sie gleich in der ersten Runde gegen eine Amerikanerin.

Trotzdem blieb Metz noch bis 1. Dezember in China und trainierte. „Wohl habe ich mich in der ganzen Zeit aber nicht gefühlt“, sagt sie, „und beim Essen weiß man ja auch nicht immer, was genau drin ist. Ich war sehr einsam, ich bin einfach ein Familienmensch.“ Weshalb Weihnachten da jetzt gerade recht kommt. Nach einem Jahr wie diesem. „Ich bin einfach dem lieben Gott nur dankbar“, sagt Metz. Dankbar, dass sie Weihnachten mit der Familie feiern darf. Und doch wieder mit beiden Geschwistern.

Florian Kinast

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