Christine Theiss: Lasst mich auf die Menschen los
Die 31-jährige Ärztin Christine Theiss ist seit 2007 Kickbox–Weltmeisterin. Bislang hat sie alle ihrer Profikämpfe gewonnen.
AZ: Sie sind zum sechsten Mal Münchens Sportlerin des Jahres, Frau Theiss. Interessiert Sie das überhaupt noch?
CHRISTINE THEISS: Natürlich. Ich bin sehr dankbar für die Wertschätzung und freue mich. Wirklich viel habe ich aber nicht falsch gemacht.
Richtige Gegnerinnen haben Sie bei Ihren Kickbox-WM-Kämpfen nicht. Was motiviert Sie weiterzumachen?
Der nächste Kampf ist die größte Motivation. Wenn ich zwei Kämpfe verliere, kräht kein Hahn mehr nach mir. Das geht ganz schnell.
Ihre Kämpfe werden inzwischen bei SAT.1 live übertragen. Was hat sich seit dem Fernsehvertrag verändert?
Der Sport wird endlich ernst genommen und das ist ein Meilenstein. Wir haben tolle Quoten und ein Millionenpublikum. Mein Team Steko leistet seit Jahren tolle Arbeit für diese Entwicklung.
Sie sind bereits 31. Wie lange wollen Sie noch kickboxen?
Als Sportlerin bin ich relativ alt. Ich muss mich außerhalb des Rings positionieren. Moderieren und Modeln macht mir sehr viel Spaß. Dennoch entscheiden letztendlich die Menschen, ob das, was ich mache, gut ist. Darauf bin ich angewiesen.
Sie machen bei Events wie der Wok-WM oder dem „TV Total-Turmspringen“ mit. Demnächst moderieren Sie eine eigene Sendung. Drängen Sie mit aller Macht ins Rampenlicht?
Es kostet immens viel Arbeit, bis die Leute beim Durchzappen sagen: Ach, guck mal, da ist die Theiss! Das habe ich alles dem Sport zu verdanken. Jetzt geht es auch um mich als Person. Ich muss weiterdenken und möchte wahnsinnig gerne in den Medien Fuß fassen.
Das hat nicht nur positive Seiten.
Bislang klappt es ganz gut. Privat hat es Vor- und Nachteile. Egal, wo ich bin in München, ich werde überall erkannt und angesprochen. Manchmal nervt es auch.
Was genau?
Ich stehe immer unter Beobachtung. Man spürt die Blicke der Menschen im Alltag. Noch komme ich gut damit klar.
Zuletzt waren Sie auch in Dessous auf dem Cover eines Männermagazins zu sehen. Gab es blöde Sprüche?
Ganz im Gegenteil. Da bekommt man nur Komplimente zu hören. Die Männer haben ein Grinsen im Gesicht.
Sie lachen jetzt also aus mehreren Spinden Ihrer männlichen Trainingskollegen?
Schön wärs. Leider gibt es bei uns keine privaten Spinde, sonst könnte ich mir das sehr gut vorstellen. Es sind sehr schöne Bilder, die ich irgendwann meinen Enkeln zeigen will.
Sie wollen Kinder?
Irgendwann bestimmt. Jetzt ist es noch kein Thema.
Und was sagt Ihr Ehemann Hans zu den Fotos? Eifersüchtig?
Überhaupt nicht. Er findet die Fotos super. Er ist auch der einzige, der mir in der Sache reinreden darf. Wir treffen die Entscheidungen zusammen. Er steht absolut hinter mir.
Und wenn morgen der „Playboy“ anruft?
Morgen wäre mir zu früh. Man soll nie nie sagen. Die jetzigen Fotos reichen erst mal. Mal sehen, was die Zukunft bringt.
Erst mal kein Playboy. Dafür ein eigenes Fernsehformat?
Ich möchte direkten Kontakt zu den Menschen. Gebt mir ein Mikro, lasst mich auf die Menschen los. Das wäre mein Format. Im Studio stehen, vom Teleprompter ablesen, das ist nichts für mich. Ich will raus.
Dschungelcamp wäre draußen, mit direktem Kontakt zu Menschen und aktuell sehr gefragt.
Auf gar keinen Fall. Niemals. In so ein Format bekommt man mich niemals hinein. Definitiv nicht.
Sie sind Bayern-Fan. Was ist für Schweinsteiger und Co. in diesem Jahr möglich?
Alles. Wenn nicht jetzt, wann dann? Mein ganzes Herz pocht für das Champions-League-Finale im eigenen Stadion. Wir brauchen etwas Glück, dann klappt es.
Haben Sie einen Bayern-Liebling?
Bastian Schweinsteiger. Mich fasziniert, wie souverän, unaufgeregt und effektiv er das Bayernspiel lenkt. Seine Leichtigkeit als Denker und Lenker beeindruckt mich.
Kennen Sie sich?
Man kennt sich. Sie wissen wer ich bin und grüßen auch. Letztens ist mir Ribéry über den Weg gelaufen und hat mir gratuliert. Wenn einem Ribéry gratuliert, ist das schon ziemlich cool. Da bin ich dann doch mehr Fan als alles andere.
Was haben Sie sich für 2012 vorgenommen?
Ich will meine Kämpfe gewinnen. Damit steht und fällt alles. Noch vor Jahren habe ich mir 2012 als Grenze gesetzt, mit dem Kickboxen aufzuhören. Im Moment bin ich so stark wie nie. Und ich werde noch besser. Aber ich werde aufhören, solange ich gut bin.