Christian Neureuther über verletzten Sohn: So macht sich Felix Neureuther wieder fit
Der Vater von Felix Neureuther war selbst aktiver Rennläufer. Der 68-Jährige war auf den Slalom spezialisiert und gewann in dieser Disziplin sechs Weltcuprennen.
AZ: Herr Neureuther, Olympia rückt immer näher. Vor ein paar Tagen sind Sie mit Ihrer Frau Rosi bei der Einkleidung der deutschen Olympia-Mannschaft im Original-Outfit der Spiele von 1976 aufgelaufen. Wie groß ist die Vorfreude auf Pyeongchang?CHRISTIAN NEUREUTHER: Ehrlich gesagt haben wir den Trip vor ein paar Tagen abgesagt. Wir hatten zwar eine Einladung, aber der Felix ist ja wegen seiner Verletzung nun nicht dabei. Zudem haben wir mal recherchiert, wo und wie man dort neben den Veranstaltungen selbst Skifahren kann, Natur, Landschaft und Menschen erleben kann – und dann haben wir es lieber sein lassen. Aber das Hauptargument war natürlich der Felix.
Wie geht’s ihm denn nach der Kreuzband-OP? So einen skilosen Winter hat er in seiner langen Karriere ja auch noch nie erlebt.
Das gehört ja alles zu einer Karriere dazu. Wenn man sich dem Sport stellt, muss man auch mal mit solchen Nackenschlägen rechnen. Trotz seiner vielen Probleme in den vergangenen Jahren hat er ja erst einen einzigen Slalom auslassen müssen – jetzt muss er halt mal ein Jahr auslassen. Man kann’s nicht ändern. Aber er ist positiv drauf, baut sein Umfeld auf und hat sich mit dem Stefan Luitz (ebenfalls Kreuzbandriss, d. Red.) in Schliersee bei Felix' Physiotherapeuten eine Reha-WG eingerichtet, in einer Ferienwohnung.
Für wie lange?
Bestimmt drei Monate. Da können sie kochen, ihre Frauen können zu Besuch kommen, der Arzt aus Innsbruck schaut gleich für beide vorbei, und sie können gemeinsam trainieren. Dann ist das Training auch nicht so fad. Das passt schon.
Angeblich will er im Mai schon wieder auf den Skiern stehen.
Das glaube ich auch. Wenn alles normal verläuft, klappt das. Ein amerikanischer Rennläufer hat Felix ganz nett geschrieben: Der hatte sich im Sommertrainingslager in Neuseeland das Kreuzband gerissen und fährt jetzt schon wieder Riesenslalom im Weltcup. Aber Gott sei Dank besteht nicht die Gefahr, dass er auf Gedanken kommt – die Saison ist vorbei für Felix. Dann gibst du dir auch mehr Zeit und willst nicht noch kurzfristig irgendwo starten – dann wird's nämlich gefährlich. Du willst ja auch deinen Startplatz behalten. Wenn du verletzt wieder in den Weltcup einsteigst und mit schlechten Ergebnissen anfängst, dann rutschst du runter in der Startliste. So steigst du aber wieder auf höchstem Niveau ein.
Christian Neureuther: "Damit muss man eben umgehen"
Olympia soll irgendwie nicht sein bei ihm.
Es gab interessante Mails von irgendwelchen Gurus, die rausgefunden haben wollen, dass es bei ihm immer der Linksschwung ist, immer bei Olympischen Spielen, die haben das alles in einem mystischen Zusammenhang gesetzt, so dass es einfach so kommen musste. Und überhaupt läge alles an der Mutter, schrieb der Guru. Weil die schon alles Glück aufgebraucht hat – mit der könne es einfach nicht gehen. Normal bin ich ja immer das schwarze Schaf... Wobei: Bei der standesamtlichen Trauung von Felix und Miri sagt der Bürgermeister doch tatsächlich: 'Und nun zum Bräutigam: Christian Neureuther!'
Und wer statt Felix holt jetzt für den DSV in Pyeongchang die Kohlen aus dem Feuer?
Wir haben eine grandiose Speed-Mannschaft, aber der Linus Straßer kann in den Technikdisziplinen unter Umständen auch was reißen.
Wobei der DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier unlängst meinte, bei den technischen Disziplinen sei man ohne Neureuther und Luitz in der Zweitklassigkeit angekommen.
Ausfälle von Läufern wie Felix und Stefan kann man nicht kompensieren. Das kann überhaupt keine Mannschaft, auch die Österreicher nicht. Das war ja so ein Wahnsinns-Start in die Saison! Siege, immer auf dem Treppchen – und dann so was! Aber damit muss man eben umgehen.
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