Chisora vs. Haye: Schönling gegen Psycho
LONDON - David Haye präsentierte genüsslich seinen frisch geölten und enthaarten Luxuskörper. Die Hose dabei wirklich bis zur Schamgrenze gezogen, ließ der britische Ex-Weltmeister beim offiziellen Wiegen die Muskeln spielen. Sein Kontrahent Dereck Chisora, 16 Kilo schwerer und deutlich schwammiger, griff sich lieber in Michael-Jackson-Manier in den Schritt.
Infantile Scherze liegen dem Briten. Schon bei seinem Kampf gegen Weltmeister Vitali Klitschko im Februar in München hatte sich Chisora bei der medizinischen Untersuchung eine Banane in die Unterhose geschoben, um die Krankenschwester zu schocken. Die Rollen sind bei diesem Duell der Erzfeinde, die sich bei der Pressekonferenz in München nach Chisoras Niederlage gegen Klitschko eine üble Keilerei geliefert und mit Flaschen und schweren Kamera-Stativen aufeinander eingeknüppelt hatten, klar verteilt. Der Schöne und das Biest.
So spricht Chisora seinen Londoner Kontrahenten vor dem Fight am Samstag (ab 22 Uhr/Sky Select) nur als „Schönling” an, Haye redet nur vom „Psycho”, wenn es um Chisora, der mehrfach vorbestraft ist – unter anderem, weil er seine Freundin verprügelt hat – geht. „Psycho, ich werde dir die Lichter ausknipsen!”, sagte Haye. Chisora meinte: „Schönling, ich hoffe, du läufst nicht nur davon, dann werde ich dich ausknocken! Übrigens, wie geht es deinem Zeh?”
Ein verbaler Tiefschlag gegen Haye, der nach seine deutlichen Niederlage im Titelvereinigungskampf gegen Wladimir Klitschko einen angeblich gebrochenen Zeh als Erklärung für seine Darbietung der Boxwelt präsentiert hatte.
Beide Fighter haben zuletzt mehr durch Skandale und ihr Mundwerk aufmerksam gemacht als durch boxerische Großtaten. Demzufolge versteht WBC-Weltmeister Vitali Klitschko das große Interesse an dem Fight der Box-Gockel nicht. „Haye wurde von Wladimir eine richtige Boxlehrstunde erteilt. Er ist also ein Verlierer. Ich habe Chisora mit nur einem Arm verprügelt, weil meine Schulter kaputt war. Auch er ist ein Verlierer. Es geht bei diesem Fight also nur darum zu ermitteln, wer der bessere der Verlierer ist”, sagte Dr. Eisenfaust der AZ. Vitali: „Das ist ein Verlierercup, nicht mehr. Chisora war auch kein harter Gegner für mich, Lennox Lewis, das war hart. Chisora? Ein Arm hat mir gereicht, um jede Runde zu gewinnen. Das ist doch nur eine Freakshow.”
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