China verbietet Journalisten spontane Interviews
Nach dem Streit um die Zensur von Internetseiten hat die chinesische Führung neue Beschränkungen erlassen. So dürfen Journalisten auf dem Platz des Himmlischen Friedens nur noch angemeldete Interviews führen.
Nach der Auseinandersetzung um einen unzensierten Internetzugang für Journalisten während der Olympischen Spiele hat sich die Führung in Peking nun etwas Neues einfallen lassen: So dürfen ausländische Journalisten nicht mehr unangemeldet den Platz des Himmlischen Friedens (Tian'anmen) in Peking besuchen und dort spontane Interviews führen.
Einen Tag nach einem Protest verärgerter Pekinger Bürger gegen ihre Umsiedlung unweit des Platzes wurden am Dienstag neue Beschränkungen für die Berichterstattung erlassen. Reporter müssen künftig einen Tag vorher einen Besuch oder ein Interview auf dem Tian'anmen-Platz anmelden und einen Interview-Termin beantragen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag unter Hinweis auf die Behörden berichtete. Auch werden ihnen «Führer» zur Seite gestellt. Der Erlass folgte einen Tag, nachdem eine Gruppe Pekinger Bürger einen organisierten Besuch von ausländischen Olympia-Journalisten in einem bekannten Peking-Enten-Haus südlich vom Tian'anmen-Platz genutzt hatten, um gegen unzureichende Entschädigungen nach dem Abriss ihrer Häuser zu protestieren. Die Fernsehbilder der empörten Pekinger, die Dokumente hochhielten oder Protestposter umhängen hatten, gingen um die Welt. Die neuen Vorschriften für die Berichterstattung vom Tian'anmen-Platz wurden mit den kulturellen Veranstaltungen und den Menschenmassen begründet, die zu der dort laufenden Blumenschau erwartet werden. Der Tian'anmen-Platz war 1989 Schauplatz der schließlich von der Volksbefreiungsarmee blutig niedergeschlagenen Demokratiebewegung. (dpa)
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