Chaostheorie: Formel-1-Underdogs mucken auf

Die Underdogs setzen den Aufstand fort und die Branchenführer sind machtlos: Auch im Regenchaos von Sepang hat sich die neue Ordnung in der Formel-1-Welt mit deutschen Emporkömmlingen etabliert.
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Toyota-Pilot Timo Glock fuhr in Sepang auf Rang drei.
dpa Toyota-Pilot Timo Glock fuhr in Sepang auf Rang drei.

SEPANG - Die Underdogs setzen den Aufstand fort und die Branchenführer sind machtlos: Auch im Regenchaos von Sepang hat sich die neue Ordnung in der Formel-1-Welt mit deutschen Emporkömmlingen etabliert.

Während die ehemaligen Grand-Prix-Herrscher Ferrari und McLaren-Mercedes verzweifelt und fieberhaft den Weg aus der Krise suchen, rast die aufmüpfige Konkurrenz davon. Selbst Naturgewalten wie der Monsun von Malaysia können den Briten Jenson Button im BrawnGP derzeit nicht stoppen. «Button ist der Regen-Champ», jubelte der «Daily Express» und ernannte den neuen Liebling zum «Admiral».

Immerhin hat sich ein schwarz-rot-goldenes Renn-Quartett an seine Fersen geheftet mit dem Sepang-Zweiten Nick Heidfeld im BMW-Sauber und dem Dritten Timo Glock im Toyota an der Spitze. Aber auch Nico Rosberg im Williams und Sebastian Vettel im Red Bull mischen vorne fröhlich mit. Derweil ist die Diskussion um den Sinn und Unsinn der späten Anfangszeit (17.00 Uhr Ortszeit) des Tropen-Rennens entbrannt. Das Gewitter nach einer guten Stunde Fahrzeit war nicht überraschend gekommen und hatte wegen des erzwungenen Abbruchs aus dem Großen einen «Halben» Preis von Malaysia gemacht.

Halb oder ganz: Ferrari und McLaren-Mercedes können nicht mal ein bisschen mithalten. Das Honda-Nachfolge-Team BrawnGP, Toyota, Williams oder Red Bull vermochten in der Vergangenheit weder Rot noch Silber in Verlegenheit zu bringen. Die Marke mit dem «Cavallo rampante» stellt sich trotz «Pferdeflüsterer» Michael Schumacher selbst ein Bein. Und das Team mit dem Stern auf der Haube muss sich neben den «fluglahmen» Silberpfeilen mit den Aufräumarbeiten nach dem Image-Desaster durch die Falschaussagen ihres Weltmeisters Lewis Hamilton beschäftigen.

«Wir müssen unsere Einstellung ändern und akzeptieren, dass wir in einer anderen Situation als in der Vergangenheit sind», meinte Scuderia-Teamchef Stefano Domenicali nach den Nullnummern in Australien und Malaysia. Die strategischen Fehler in Australien und Malaysia haben sich zum schlechtesten Saisonstart seit 1992 summiert. Vizeweltmeister Felipe Massa wehrte sich gegen starke Kritik: «Wir waren nicht vorher großartig und nun dumm.»

Die italienischen Medien sehen die Beraterrolle ihres «Michele» mittlerweile kritisch. «Schumacher - ein Gespenst. In Maranello gibt es einen Geist. Und der spricht Deutsch. Hat Schumi die Strategie entschieden?», fragte sich «La Gazzetta dello Sport». «La Gazzetta di Modena» meinte: «Jetzt wird Schumachers Rolle in der Box problematisch.»

Bei Ferraris «silbernen» Titelrivalen von einst sind die Ansprüche schon längst nicht mehr so hoch - und das nur vier Monate nach Hamiltons WM-Triumph. Ernüchterung pur: Platz sieben ihres Starpiloten nach der Lügenaffäre mit anschließender öffentlicher Beichte wird mittlerweile als Erfolg gewertet. «Das klingt nach unseren Maßstäben nicht berauschend, doch vom zwölften Startplatz war das ein Schritt in die richtige Richtung», sagte Teamchef Martin Whitmarsh, über dessen Zukunft nach den eingestandenen Managementfehlern der vergangenen Tage bald entschieden werden soll.

Der letzte dritte Große im Bunde sah in der Sintflut von Sepang endlich Land: «Wir haben in Melbourne unglücklich einen Podiumsplatz oder vielleicht sogar einen Sieg verloren. Hier haben wir glücklich einen Podiumsplatz geholt», gestand BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. Als das Rennen nach 31 Runden erst unter- und 50 Minuten später abgebrochen wurde, war Heidfeld immerhin auf Platz zwei vorgeschwommen.

Noch nie hatten so viele Mitglieder der Piloten-Fraktion mit Kennzeichen D Chancen im Titelkampf. Neben Heidfeld sind auch Glock, Vettel und Rosberg Trümpfe im deutschen Renn-Quintett. Nur Adrian Sutil zeigt negative Konstanz und schliddert im Force India wie im Vorjahr am Ende des Feldes herum.

Zu den großen Überraschungen zählt Glock mit Toyota. «Der Rest hinter Brawn ist sehr eng zusammen. Aber da sind wir mittendrin», meinte der Gerüstbauer nach dem Aufstieg aufs Podium. Landsmann Rosberg im Williams durfte sogar 15 Runden das Feld anführen, ehe der Regen sämtliche Siegchancen wegspülte und der einstige GP2-Champion Achter wurde. Schon in Australien eine Woche zuvor hatte der 23- Jährige die schnellste Rundenzeit im Rennen erzielt. Vettel fiel im Red Bull zum zweiten Mal nacheinander aus, doch ebenso hatte er zum zweiten Mal in der Qualifikation Platz drei geschafft und sein Potenzial angedeutet.

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