Champions in der Manege

Im Circus Krone trifft am Samstag der deutsche Vizemeister Ochsenhausen auf Niederösterreich. Dazu spielen „Fools Garden“. So soll Tischtennis, bisher in der muffigen Ecke, Glamour bekommen.
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Tischtennis in außergewöhnlichem Ambiente: Tiago Apolonia (links) und Ovidiu Ionescu lieferten sich auf dem Marienplatz atemberaubende Ballwechsel.
Ronald Zimmermann Tischtennis in außergewöhnlichem Ambiente: Tiago Apolonia (links) und Ovidiu Ionescu lieferten sich auf dem Marienplatz atemberaubende Ballwechsel.

Im Circus Krone trifft am Samstag der deutsche Vizemeister Ochsenhausen auf Niederösterreich. Dazu spielen „Fools Garden“. So soll Tischtennis, bisher in der muffigen Ecke, Glamour bekommen.

MÜNCHEN Blitzschnell fliegt der weiße Ball vor der neogothischen Fassade des Münchner Rathauses hin und her. Tischtennisstar Tiago Apolonia lehnt sich mit dem Oberkörper leicht über die grüne Platte und schmettert den Ball auf die andere Seite. Sein Gegenüber, Ovidiu Ionescu, kann nur noch hinterhersehen. Die Zuschauer auf dem Marienplatz klatschen. Einige heben die Augenbrauen – wow!

Vor ein paar Minuten noch sah nur eine handvoll Menschen dieser merkwürdigen Sport-Demonstration am Rathaus zu. Mittlerweile folgen gut drei Dutzend Augenpaare der weißen Kugel auf ihrem teils höchst spektakulären Weg über das Netz und zurück.

Tischtennis, das ist Rundlauf im Freibad, das ist Schulsport in einer miefigen Turnhalle, das ist ein unauffälliger Breitensport, den zwar viele gerne spielen - aber nur wenige sehen wollen.

Der Mann der das ändern möchte, heißt Benno Neumüller. „Tischtennis ist athletisch, schnell und teilweise akrobatisch“, sagt Neumüller, früher Chef der ARD-Sportschau und zuletzt bei Premiere. Mit seiner Agentur Contenthouse vermarktet er von Ismaning aus das deutsche Tischtennis. „Dieser Sport ist einfach geil“, sagt Neumüller, der das Showmatch auf dem Marienplatz organisiert hat. Es soll einen Vorgeschmack geben auf das Event am kommenden Samstag (19.30 Uhr) im Circus Krone: Da treten in der Tischtennis Champions League der deutsche Vizemeister TTF Liebherr Ochsenhausen und das österreichische Team vom SVS Niederösterreich gegeneinander an. Champions in der Manege. Der Portugiese Tiago Apolonia (Neumüller: „Er ist unser Coverboy“) wird dann die Lederjacke, die er am Marienplatz trug, gegen ein Tischtennisdress tauschen und gegen einige der besten Spieler der Welt antreten. Umrahmt von einem Showprogramm (die Band „Fools Garden“ gibt ein Unplugged-Konzert) soll die Veranstaltung im Zirkus Werbung für Tischtennis sein.

„Der Sport hat ein Imageproblem“, sagt Neumüller. „Wir wollen weg vom Turnvater Jahn-Image. Bisher wurden Ligaspiele in muffigen Turnhallen veranstaltet, es fehlten professionelle Strukturen.“ Spiele an Flughäfen, in Konzerthallen oder eben im Circus Krone könnten Tischtennis attraktiver machen, glaubt Neumüller und hofft auf „etwas Glanz und Glamour“.

Doch ob es hilft, den Sport nachhaltig ins öffentliche Bewusstsein zu rücken? Bernhard Schmittenbecher, der den deutschen Tischtennisstar Timo Boll vermarktet, sieht Neumüller auf dem richtigen Weg: „Er macht mit der neuen Vermarktung genau das, was Timo seit Jahren fordert.“ Auch Martin Schauer, der als Kapitän und langjähriger Spieler des heutigen Zweitligisten TSV Gräfelfing die spärlich besuchten Tischtennishallen der Nation kennt, findet die Idee gut. Er gibt aber zu bedenken: „Noch wichtiger ist der internationale Erfolg deutscher Spieler. Wenn zum Beispiel Timo Boll Olympiasieger wird, gäbe das einen ordentlichen Schub. Was wäre das Skispringen heute ohne Schmitt und Hannawald?“ Gute Frage. Vielleicht müsste dann heute am Marienplatz eine Skisprung-Schanze stehen.

F. Sperling, A. Neumann

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