Button singt, Vettel zickt

Dem Engländer reicht Platz fünf in Interlagos zum Gewinn der Formel-1-Weltmeisterschaft.Sein junger deutscher Kontrahent aber murrt:„Glückwunsch – mehr gibt es nicht zu sagen!“
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Jenson Button ist ab sofort für ein Jahr der König in der Formel 1.
dpa Jenson Button ist ab sofort für ein Jahr der König in der Formel 1.

Dem Engländer reicht Platz fünf in Interlagos zum Gewinn der Formel-1-Weltmeisterschaft.Sein junger deutscher Kontrahent aber murrt:„Glückwunsch – mehr gibt es nicht zu sagen!“

SAO PAULO Er krächzte und traf keinen Ton. Aber für Jenson Button war es in diesem Moment das schönste und beste Ständchen seines Leben. „We are the champions, my friends“, sang er, nachdem er als Fünfter die Ziellinie in Interlagos überquert hatte. Es war der Moment, in dem Button erstmals Formel-1-Weltmeister wurde.

15 Punkte beträgt sein Vorsprung vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi am 1. November nun auf Sebastian Vettel. Button (29) ist uneinholbar vorne. Und singt vor Glück.

Sebastian Vettel war einige Sekunden vor Button als Vierter ins Ziel gerauscht. Am Vortag hatte er sich bei widrigsten Bedingungen nur als 15. fürs Rennen qualifiziert. Platz vier war noch das Beste, was er in diesem Rennen hatte schaffen können. Doch zum Singen war ihm nicht zu Mute. Schon gar nicht den alten Queen-Klassiker. Vettel ist Beatles-Fan. Und Champion ist nun mal Button geworden.

Überhaupt war Vettel nach recht wenig zu Mute an diesem Nachmittag in Brasilien. Er steuerte sein Auto in die Boxengasse, parkte es hinter Buttons Brawn-Boliden und sah, wie Button jubelnd ausstieg, seinen Teamkollegen Rubens Barrichello umarmte und dann in der ebenso jubelnden Menschenmenge verschwand. Button suchte seinen Vater John, der ihn seit dem Formel-1-Einstieg im Jahr 2000 zu fast jedem Rennen begleitet hat und schon vor dem Rennen angekündigt hatte, im Falle des Triumphs Kleinholz aus dem Fahrerlager zu machen.

Vettel dagegen blieb im Auto sitzen. „Ich musste das erst mal verdauen“, sagte der 22-Jährige, als er ausgestiegen war aus seinem Red Bull. „Ich glaube, es gibt halt einen, dem es heute besser geht als mir.“

Wesentlich besser sogar. Vettel wirkte niedergeschlagen, fast beleidigt, angezickt. Es fiel ihm sichtlich schwer, dem Kontrahenten, mit dem er sich die Saison über ein von gegenseitigem Respekt und Fairness geprägtes Duell geliefert hatte, nun zum Triumph zu gratulieren. Darum war er so lange nicht aus dem Wagen gestiegen. Später murrte er bei RTL: „Jenson hat die meisten Punkte, also ist er Weltmeister.“ Und nochmal deutlicher: „Glückwunsch – mehr gibt es nicht zu sagen!“

Button bekam davon nichts mit. Seine Haare trieften vom Champagner. Er und die Leute vom Brawn-Rennstall, den es im März noch gar nicht gegeben hatte, feierten den Triumph. Den Triumph eines Fahrers, dessen Karriere schon vorbei schien und dem der Ruf vorauseilte, zwar mit viel Talent, aber zu wenig Ehrgeiz gesegnet zu sein.

Weihnachten 2008 war Button noch arbeitslos. Nun ist er Weltmeister. „Es ist großartig, hier als Weltmeister zu sitzen. Ich habe es verdient. Ich bin Weltmeister“, sagte Button dann. So, als ob er noch gar nicht fassen konnte, was er da geschafft hatte.

Vettel dagegen wusste wohl sehr genau, was er verpasst hatte.

fil

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