Button-Dominanz in der Formel 1: "Vielleicht setzt Button ja mal drei Rennen aus“

ISTANBUL - Sebastian Vettel konnte seine Pole Position nicht zum Sieg nutzen. Erneut war Jenson Button schneller. Der BrawnGP-Pilot hat in dieser Saison bereits sechs von sieben Rennen gewonnen. Weltmeister Hamilton landete abgeschlagen auf Rang 13.
Diesen kurzen Ausflug ins Grün hat wirklich keiner gebraucht. Sebastian Vettel hat in Istanbul wohl die letzte Chance verpasst, Jenson Button bei dessen Expressfahrt zum Titel doch noch mal empfindlich aufzuhalten.
Der auf der Pole Position gestartete Heppenheimer landete nach einem Ausrutscher in der ersten Runde und einer unglücklichen Strategie auf Rang drei. „Ich bin natürlich nicht so zufrieden heute. Ich habe in der ersten Runde das Auto leider verloren. Wir hatten hier zu viel Rückenwind, dann ist das Auto instabil geworden und ausgebrochen“, sagte Vettel nach dem Rennen mit belegter Stimme. Vor Vettel platzierte sich sein Teamkollege Mark Webber. Und natürlich Jenson Button, der seine unheimliche Siegesserie ausbaute und nun sechs der ersten sieben Rennen gewonnen hat – und damit Michael Schumachers Saisonstart-Weltrekord aus 2002 gebrochen hat. Schumi schaffte damals einen Sieg weniger.
Während Button also längst davon träumen kann, möglicherweise schon im September Weltmeister sein zu können, müssen sich Vettel und sein Rennstall fragen lassen, ob sie die Rolle als Button-Jäger Nummer 1 zu sehr unter Druck setzt.
Nachdem Vettel beim letzten Rennen in Monaco seinen Red Bull in die Mauer gesetzt hatte, versaute er sich seine Siegchancen in Istanbul schon in der ersten Runde. „Der Ausrutscher in der ersten Runde hat Sebastian einfach zu viel Zeit gekostet, danach waren unsere Chancen schon dahin“, sagte Red-Bull-Boss Christian Horner. Andererseits beließ der Rennstall Vettel nach dem Malheur auf einer Drei-Stopp-Strategi. Vettel kam in den Verkehr – und hatte am Ende keine Chance mehr, Button zu gefährden. „Meiner Meinung nach hat das nicht so viel Sinn gemacht“, sagte Vettel, „darüber werden wir reden müssen. Wenn ich weiß, wer das entschieden hat, muss ich ihm vielleicht ein paar auf den Deckel schlagen.“ Den Nachsatz meinte Vettel im Scherz, sauer war er aber trotzdem. Vettels Teamkollege Webber ist nun bis auf eineinhalb Punkte an Vettel, der 29 Zähler eingefahren hat, herangekommen. Button liegt mit 61 Punkten einsam in Front.
„Natürlich bin ich enttäuscht“, sagte Formel-1-Legende Niki Lauda. „Sebastian war der Favorit, das nächste Mal muss ich vielleicht bei meiner Prognose vorsichtiger sein.“ Was der Österreicher meinte: Vettel neigt in seiner zweiten vollen Formel-1-Saison, bei allem riesig vorhandenem Talent, immer mal wieder zu kleineren Fehlern. Ganz im Gegensatz zum erfahrenen Button, der dieses Jahr dank dem besten Material zum Vollgas-Roboter mutiert scheint. „Jenson ist wieder fehlerfrei und perfekt gefahren, es macht Spaß, ihm zuzuschauen. Man kann ihm nur wieder gratulieren“, sagte Lauda. Die restliche Saison droht aber zu einer langweiligen Angelegenheit zu werden. „Vielleicht lässt er ja zwischendurch mal drei Rennen aus“, sagte Lauda. Der frühe Button hätte das vielleicht gemacht. Aber der frühe Button galt ja auch als Playboy.
fil