Bundestrainer Emir Mutapcic: Muki macht's!

Basketball-Bundestrainer Frank Menz ist abgesetzt – Nachfolger wird wohl Emir Mutapcic, Assistent, Freund und Bändiger von Bayerns Coach Svetislav Pesic. Was der Bosnier kann und wie er tickt.
MÜNCHEN Man stelle sich das einmal vor: Hermann Gerland wird neuer Fußball-Bundestrainer. Ein Assistenztrainer also, ein Zuarbeiter. Und der soll die Nationalmannschaft führen, den Druck der ganzen Nation auf den Schultern? Im Basketball läuft nach der Degradierung von Frank Menz alles auf dieses Szenario hinaus: Emir Mutapcic, bei den Bayern Assistent von Svetislav Pesic, steht als Nachfolger von Menz so gut wie fest. Schon wieder eine kleine Lösung also, nach eineinhalb schwachen Jahren von Menz?
Nur auf den ersten Blick. Denn tatsächlich ist der 53-jährige Bosnier ein äußerst profilierter Basketballer und Trainer: 120-maliger jugoslawischer Nationalspieler, Gewinner des Europapokals (1979) etwa und als Chefcoach drei mal deutscher Meister mit Berlin (2001-2003). Seit 2013 ist er Assistent bei den Bayern – man könnte sagen, er verkaufte sich unter Wert. Oder: Er tut ganz einfach das, was ihm Spaß macht. „Mit einem langjährigen Freund zusammenzuarbeiten, ist doch viel besser, als zu Hause zu sitzen“, hat er mal gesagt.
Pesic und Mutapcic kennen sich seit 1977, sie lernten sich als Spieler von Bosna Sarajevo kennen – und schätzen. Acht Jahre lang spielten und arbeiteten die beiden dort zusammen, bis Pesic, seit 1982 Trainer, 1987 den Verein verließ. Aus Bekannten waren da schon enge Freunde geworden – die sich 1993 bei Alba Berlin wieder trafen. Bis 2000 war Mutapcic dort Assistenz- und Nachwuchstrainer, ehe er sich fünf weitere BBL-Spielzeiten hauptverantwortlich um die Profimannschaft kümmerte.
Nach Stationen bei den Nachwuchs-Nationalmannschaften und zuletzt bei Anwil Wloclawek in Polen, fanden die beiden erneut zusammen – 2012 bei der Nationalmannschaft und dann eben beim FC Bayern. Mutapcic gilt als fähiger Ausbilder. „Er kann begeistern, wirklich fördern“, sagt Svetislav Pesic. „Durch seine Hände sind viele Nationalspieler geformt worden“.
Mutapcics bekannteste Rolle ist allerdings die des Krisenmanagers auf dem Parkett. Tobt Pesic an, auf und über der Seitenlinie, greift Mutapcic ein. „Wenn ich denke, dass es besser für die Mannschaft ist, versuche ich, Pesic zu bremsen“, sagt Mutapcic. Er nennt seinen Freund tatsächlich „Pesic“ – „das ist kürzer als Svetislav“, erklärt der. „Meine Frau nennt mich so – und Muki auch.“ Für die Bayern und die Basketball-Welt überhaupt ist Mutapcic nur der „Muki.“
Ein zumeist sanfter Schlaks, der mit Hingabe individuell mit seinen Spielern arbeitet, ihnen beim Training geduldig Ball um Ball zuspielt, Wurf für Wurf analysiert. Beim DBB ist er wieder in vollem Umfang als Trainer gefordert. Nach dem Debakel bei der EM 2013 in Slowenien unter Frank Menz beginnt in drei Monaten die Qualifikation für die EM 2015 in der Ukraine – und das Fernziel sind die olympischen Spiele 2016 in Rio.
Die Statuten des DBB schließen zwar aus, dass ein Trainer gleichzeitig die Nationalmannschaft und ein BBL-Team führt – Assistenztrainern ist die Doppelfunktion allerdings gestattet. Mutapcic müsste sich vorerst also nicht einmal zwischen dem FC Bayern und der deutschen Auswahl entscheiden – zwischen seinem Freund Pesic und einem Chefposten.