Bryce Taylor: "Das ist peinlich und enttäuschend“

Im AZ-Interview spricht Bryce Taylor, Kapitän der Bayern-Basketballer, über das Aus gegen Bamberg, seine unklare Zukunft und Trainer Pesic.
von  Julian Buhl
Bryce Taylor spricht über seinen Coach und das enttäuschende Playoff-Aus.
Bryce Taylor spricht über seinen Coach und das enttäuschende Playoff-Aus. © dpa

Im AZ-Interview spricht Bryce Taylor, Kapitän der Bayern-Basketballer, über das Aus gegen Bamberg, seine unklare Zukunft und Trainer Pesic.

München - Der Kapitän der Bayern-Basketballer spricht im AZ-Interview über das Playoff-Aus gegen Bamberg

AZ: Herr Taylor, hatten Sie seit Sonntag mal wieder einen Basketball in der Hand?

BRYCE TAYLOR: Nein, und das werde ich definitiv auch noch eine ganze Weile nicht tun. Mental fällt es mir im Moment noch sehr schwer, zu begreifen, dass unsere Saison jetzt vorbei ist. Nach der Anspannung und dem Druck der Playoffs versuche ich, mich jetzt einfach irgendwie zu entspannen.

Konnten Sie das 65:96, das Sie in Bamberg kassiert haben, schon ein wenig verarbeiten?

Das war wirklich peinlich und enttäuschend. Ich glaube, dieses Spiel wird mich noch den ganzen Sommer beschäftigen. Ich respektiere Bamberg sehr und versuche einfach, aus dieser bitteren Erfahrung zu lernen.

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War es die schlimmste Niederlage Ihrer Karriere?

Zumindest eine noch höhere habe ich schon mal erlebt – aber nie zu so einem wichtigen Zeitpunkt der Saison. Mit Alba Berlin habe ich mal mit 52-Punkten verloren – und zwar auch in Bamberg. Aber das war jetzt das Halbfinale der Playoffs. Deshalb ist das meine schlimmste Niederlage.

Haben Sie eine Erklärung?

Wir haben unser Limit erreicht, waren physisch und mental einfach erschöpft. Bamberg hat großartig gespielt, wie eine gut geölte Maschine. Wir sind dagegen in dieses Halbfinale gehinkt. Wir hatten eine schwierige erste Runde und waren schon müde.

Warum ist Bamberg Bayern derzeit so weit voraus?

Die Konstanz ist unser großes Problem. In der gesamten Saison ging es für uns immer auf und ab.

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War es in Spiel drei ein Problem der Mentalität oder des Teamspirits?

Die Mentalität will ich uns nicht grundsätzlich absprechen. Aber der Teamspirit und die Energie waren definitiv nicht da.

Wie war die Stimmung anschließend in der Kabine?

In der Kabine war nur Stille und Enttäuschung, eine fast schon ungläubige Stimmung. Das ist das seltsamste Saisonende, das ich je erlebt habe – auf diese Art und Weise auszuscheiden. Die Saison ist auf einmal einen Monat vorher zu Ende, als du es erwartet hast.

Sind Sie auch von sich selbst enttäuscht?

Es ist ein großer Traum von mir, die Trophäe als Kapitän meiner Mannschaft zu übergeben. Ich bin schon sehr von mir selbst enttäuscht. Ist es am Ende für Sie sogar eine Saison der Enttäuschungen? Wir haben alle wichtigen Spiele in dieser Saison verloren. Da kann man jedes Spiel, in dem es drauf ankam, durchgehen. Das war gegen Roter Stern Belgrad in der Euroleague so, gegen Galatasaray im Eurocup, und bei der Niederlage gegen Berlin im Pokalfinale. Am Ende der Saison haben wir gegen Oldenburg den zweiten Platz verspielt. Und jetzt das Playoff-Aus.

Glauben Sie, dass es nun Konsequenzen geben wird?

Definitiv. Das Team wird nächstes Jahr mit Sicherheit ganz anders aussehen. In meinem Vertrag ist eine Option für ein weiteres Jahr, die der Verein bis 30. Juni ziehen kann. Auch ich weiß also noch nicht, ob ich in der nächsten Saison hier spielen werde.

Wollen Sie bleiben?

Ich liebe München und ich liebe es, für Bayern zu spielen. Ich will nicht weggehen, aber das liegt nicht allein in meiner Hand. Mit einer solchen Niederlage möchte ich mich definitiv nicht verabschieden.

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Coach Svetislav Pesic hat ebenfalls angekündigt, nun doch zu 99 Prozent bleiben zu wollen.

Es ist viel passiert mit Coach Pesic in diesem Jahr. Vor ein paar Monaten hat er noch gesagt, dass er uns in der kommenden Saison nicht mehr trainieren wird. Jetzt sagt er, dass er es doch tut. Ich habe gelesen, dass er gesagt habe, dass er die Kraft dazu hat. Er hat immer noch viel Energie und Leidenschaft für den Sport.

Was hat Ihrer Meinung zu seinem Sinneswandel geführt?

Auch er will sich wohl so nicht vom FC Bayern verabschieden. Mit so einer Saison und einem solch bitteren Ende.

Ist er der Richtige, um die Mannschaft zurück in die Erfolgsspur zu führen? Es gibt Gerüchte, dass nicht alle im Team das so sehen.

Du musst deinen Coach nicht lieben, sondern ihn respektieren und ihm folgen. Es ist nicht der Job eines Trainers, für dein Wohlbefinden zu sorgen, sondern dich besser zu machen. Wir sind alle aus dem gleichen Grund hier: mit dem Team erfolgreich zu sein.

Was ist dafür nötig?

Jeder muss besser, mental härter werden, absolutes High-Level erreichen. Da muss sich jeder selbst hinterfragen und im Sommer in eine gute Verfassung bringen. Dann müssen wir bereit sein, welche Herausforderung auch immer auf uns zukommen wird.

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