Bryce Taylor: Bayerns Anführer kehrt zurück
München - Es wirkte alles wie immer im Training. Die Würfe flutschten reihenweise durch den Ring, und beim abschließenden Freiwurf-Wettbewerb gab’s Applaus für den jeweils treffenden Spieler. So beendet Trainer Svetislav Pesic jedes Training: Drei Spieler müssen am Stück je zwei Freiwürfe treffen, erst dann ist das Training zu Ende. Bei jedem Fehlwurf wird gelaufen, und der Wettbewerb beginnt von vorne. Alles wie immer, verunsichert wirken die Bayern-Basketballer nicht: Die 84:91-Niederlage gegen Bonn hat keine großen Spuren hinterlassen.
Die schwächelnde Verteidigung gibt dennoch Anlass zur Sorge vor dem Kracher zum Euroleague-Auftakt gegen Fenerbahce Istanbul (Freitag, 18.45 Uhr). Gegen einen der Euroleague-Favoriten muss sich die Defense im Vergleich zu den drei Bundesliga-Spielen gewaltig steigern. Die Hoffnung heißt Bryce Taylor. Der Kapitän und Anführer ist Bayerns bester Flügelverteidiger, fällt aber seit Saisonbeginn mit muskulären Problemen aus. Gegen Istanbul könnte er sein Comeback geben. „Ich fühle mich ganz gut und versuche, wieder auf 100 Prozent zu kommen“, sagte Taylor zur AZ. Am Dienstag konnte er wieder voll ins Training einsteigen. „Ein Schritt in die richtige Richtung. Ich konnte erstmals wieder voll mit dem Team trainieren.“
<strong>Lesen Sie hier alle Meldungen aus der Welt des Basketballs</strong>
Am Freitag kann Taylor die Bayern voraussichtlich wieder aufs Feld führen. „Defensiv müssen wir einfach konstanter sein“, mahnt der Kapitän. „Fenerbahce hat einen der besten Kader in Europa. Das wird ein schweres Spiel.“ In der Euroleague dauert die Gruppenphase nur zehn Spieltage: wenig Zeit, um sich einzuspielen. Umso wichtiger, dass Taylor wieder dabei ist. „Wir brauchen ihn, mit seiner Athletik, seiner Erfahrung“, sagte Anton Gavel, „am besten mit der Leistung, mit der er die letzte Saison beendet hat. Dann haben wir auch eine tiefere Rotation.“
Mehr Optionen, die Pesic, der die Euroleague mit Barcelona 2003 gewonnen hat, dringend braucht. Riskieren wird er in Sachen Taylor aber nichts: „Er muss schon fit sein. So ein großes Risiko gehen wir nicht ein, sonst könnten wir ihn für lange Zeit verlieren. Er hat trainiert, ihm geht es gut. Wir haben nicht viel forciert. Bis Freitag wird er hoffentlich bereit sein. Wie lange, weiß ich nicht.“
Small Forward Taylor ist in der Lage, die Top-Außenspieler der Euroleague zu stoppen – wenn er fit ist. Pesic weiß aus der letzten Saison noch, wie schmerzlich ein längerer Ausfall wäre. Letzte Saison fehlte er zu Saisonbeginn zwei Monate lang. „Es ist eine Muskelgeschichte, das braucht einfach Zeit“, bremst auch Taylor die Erwartungen. Trotzdem: Taylor ist der Hoffnungsträger gegen Istanbul. Die Verteidigung braucht seine Bissigkeit, die Offensive seine Athletik. Kurz: Die Bayern brauchen ihren Anführer.