Brüderlich, neidlos, glücklich
Tobias Schweinsteiger spricht über seine Karriere als Fußballprofi bei der SpVgg Unterhaching – und die seines kleinen Bruders Bastian, der Bayern-Profi.
AZ: Herr Schweinsteiger, Derbytime ist angesagt, am Sonntag geht es für Sie mit Unterhaching gegen die kleinen Bayern. Sie sind ja bestens gerüstet, Ihr Hacken-Tor gegen Emden war vom Feinsten. hat Ihnen eigentlich Ihr kleiner Bruder Bastian, der bei den großen Bayern spielt, schon gratuliert oder gar ein Torverbot gegen Bayern verhängt?
TOBIAS SCHWEINSTEIGER: Wir haben kurz telefoniert, bevor es im Fernsehen lief. Basti hat es nur leider selber nicht gesehen, weil er auf der Rückfahrt vom Karlsruhe-Spiel war. Er hat sich aber natürlich mit mir Freude.
Es läuft gerade für Sie beide. Er spielt groß auf - in der Nationalmannschaft und bei Bayern. Warum läuft es bei Ihnen beiden so gut?
Wir haben darüber gesprochen, wie es beim anderen läuft. Seit der EM hat Basti einen Lauf, reißt immer mehr das Spiel an sich. Er hat die richtige Mischung gefunden zwischen Einzelaktionen und mannschaftsdienlichem Spiel. Das macht ihn noch wertvoller für Bayern. Aber wir sprechen uns nicht ab, dass wir jetzt Gas geben. Im Moment stimmt es bei uns eben auch neben dem Platz sehr gut.
Mit Ihren Sarahs. Ihre Freundinnen haben den gleichen Vornamen.
Ein Name, das hat den Vorteil, dass es für unsere Oma so leichter ist. Wir sind schon sechs Jahre zusammen. Ich bin ein Lebemann nur in der Hinsicht, dass ich weiß, worauf es ankommt und was mir gut tut. Sarah passt auf. Wir fühlen uns privat sehr wohl. Basti hat seit einem Jahr seine Wohnung in München und ich bin gerade nach Rosenheim gezogen. Das ist meine Heimat, meine Freunde sind dort und bei Basti ist es genauso in München. Er hat seit zehn Jahren hier seine Freunde. Das sind alles Punkte, die erklären, warum es bei uns läuft.
Wie oft haben sie mit ihrem Bruder Kontakt?
Wir telefonieren jeden Tag, aber sehen ist leider immer eher schwer.
Das wäre noch schwerer, wenn er ins Ausland wechseln würde...
Klar ist es schön, wenn Basti in der Nähe ist. Ich würde mich aber auch Freude, wenn er bei ManU spielen würde. Er braucht von mir keinen Tipp. Er weiß, was zu tun ist. Für ihn ist es eine Herausforderung mit Bayern international nochmal was zu holen, aber das Ausland wäre auch nicht schlecht. Er ist seit sieben Jahre bei Bayern Profi, jetzt nochmal vier Jahre verlängern wäre auch eine Hausnummer. Beides ist interessant. Sicher, dass er bei Bayern bleibt oder wechselt, ist jedenfalls nichts.
Gab es eigentlich mal den Moment, wo sie neidisch waren auf ihren Bruder? Er spielt Champions League und ist Nationalspieler, sie kicken in der Dritten Liga.
Es gab bei mir nie eine Situation, wo ich gemerkt habe, dass ich neidisch bin auf Basti. Wenn ich mein ganzes Leben nur Fußball gespielt hätte, dann wäre das eventuell eine andere Geschichte gewesen, aber ich habe ja vier Jahre mal gar nicht Fußball gespielt oder sehr wenig. Ich war bei den meisten wichtigen Spielen von ihm dabei und habe da auch so dran teilgenommen. Ich bin eher stolz auf ihn, aber eifersüchtig war ich nie.
Interview: Reinhard Franke