„Brüderchen ist der Beste“

Vitali Klitschko holt nach vier Jahren Ringpause auf eindrucksvolle Art den WM-Titel. Erstmals sind Geschwister gleichzeitig Weltmeister.
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Wladimir gratuliert Vitali: Noch nie waren zwei Brüder gleichzeitig Box-Weltmeister.
dpa Wladimir gratuliert Vitali: Noch nie waren zwei Brüder gleichzeitig Box-Weltmeister.

Vitali Klitschko holt nach vier Jahren Ringpause auf eindrucksvolle Art den WM-Titel. Erstmals sind Geschwister gleichzeitig Weltmeister.

Der kleine Bruder verbrachte die frohe Kunde. Gleich nachdem sich Vitali Klitschko, der genau 1400 Tage nicht im Ring gestanden war, mit der beispiellosen Demontage von Weltmeister Samuel Peter durch die Urgewalt seiner Eisenfäuste wieder zum Schwergewichtskönig gekürt hatte, griff Wladimir zum Handy und rief bei den Eltern in Kiew an. „Ich habe gesagt: Ihr seid die besten Eltern der Welt, denn nun seid ihr Vater und Mutter zweier Weltmeister“, frohlockte Klitschko über das geschichtsträchtige Ereignis.

Durch Vitalis Triumph vor 12500 Fans in der O2-World in Berlin hatten die Klitschkos nach zwölf Jahren Profitum endlich den Fluch besiegt und es geschafft, als erstes Brüderpaar gleichzeitig Weltmeister der schweren Jungs zu sein.

„Brüderchen, du bist der Beste!“, sagte Wladimir (32) zu Vitali. Der ist zwar fünf Jahre älter und zwei Zentimeter größer, lässt sich aber vom kleinen Klitschko trotzdem „Brüderchen“ nennen. Vor ihnen lagen die vier Gürtel, die sie nun innehaben. Wladimir ist Champion der WBO, IBF und IBO, Vitali der WBC. Nur der Gürtel der WBA, der fehlt den Gürtelsammlern noch. Den hat zur Zeit Nikolai Walujew. „Wir wollen alle Titel“, sagte Vitali.

Dann hieß es: Trink, Brüderchen, trink. Die Klitschkos genehmigten sich einen Wodka auf den Erfolg. „Ich bin der glücklichste Mensch der Welt“, sagte der 37-Jährige, der nach Muhammad Ali, Evander Holyfield, Lennox Lewis und Michael Moorer der nächste Schwergewichtler ist, der sich die Krone zum dritten Mal sichern konnte. Vitali: „Ich bin aber verärgert, dass mir Peter durch seine Aufgabe nach Runde acht den K.o.-Sieg gestohlen hat. Es war mein Recht, diesen Kampf zu beenden, nicht seines.“

Doch genau in dieser Aufgabe sah sein Trainer Fritz Sdunek den ultimativen Triumph: „Peter hat eingestanden, dass er chancenlos war. Ich habe in meinem Leben hunderte Kämpfe gesehen, aber noch nie so einen. Vitali war so überlegen, dass Peter nicht wie ein Weltmeister, sondern wie ein blutiger Anfänger ausgesehen hat.“

Wie erleichtert die Klitschkos waren, dass sie ihren großen Traum verwirklicht haben, zeigten sie dann in einer slapstickartigen Komik-Show. Vitali schielte auf einen der Gürtel von Wladimir. „Der würde mir gefallen!“ Verdutzter Blick des Jüngeren: „Bist du nicht der Typ, der mir als Kind immer den Hintern versohlt hat?“ Vitali nickte: „Und du bist doch der Typ, der mir immer meine Spielsachen geklaut hat.“

Dann schauten sie sich in die Augen – und lachten aus tiefstem Herzen.

Sdunek verfolgte die Szene amüsiert: „Da sie nie gegeneinander boxen werden, sehe ich keinen, der Vitali schlagen könnte. Wirklich keinen.“ Zustimmung von Deutschlands Box-Idol Henry Maske: „Es gibt eine Zwei-Klassen-Gesellschaft im Schwergewicht: Die Klitschkos – und der Rest.“

Arm in Arm verließen Wladimir und Brüderchen Vitali dann die Halle in Berlin. Als erstes schwergewichtiges Weltmeister-Brüderpaar des Planeten.

Matthias Kerber

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