Bronze-Walzer mit Hopsi

„Ein wunderschöner Tag!” Maria Höfl-Riesch gewinnt nach dem Kombi-Gold nun auch in der Abfahrt eine Medaille. DSV-Boss Hörmann spricht vom „Schulterschluss” und attackiert Wasmeier
von  Thomas Becker

SCHLADMING Wer führt, war nicht ganz klar, aber natürlich völlig wurscht. Kurz nachdem Maria Höfl-Riesch ihre zweite Schladminger Medaille überreicht bekommen hatte, stand plötzlich Hopsi vor ihr, das Maskottchen der Ski-WM, und wollte tanzen. „Ich hab' gesagt, nein, ich kann nicht tanzen – und dann bin ich irgendwie schon drin gewesen”, berichtete Maria später.

Es lief die passende Musik, und so begann das ungleiche Paar eine Art Walzer. Halb zog man sich, halb sank man hin, Hopsi verabschiedete sich mit einem galanten Knicks von der Skifahrerin mit dem seligen Lächeln im Gesicht.

„Zwei Medaillen nach drei Rennen, das ist natürlich super. Ich bin überglücklich! Superhappy”, sagte Höfl-Riesch, die sich zwei Tage nach Gold in der Super-Kombination nun nur der Überraschungssiegerin Marion Rolland (Frankreich) und der Italienerin Nadia Fanchini geschlagen geben. „Es ist das Kreuzbandpodium”, sagte die Bronze-Gewinnerin, „jede von uns hat mindestens schon zwei Kreuzbandrisse gehabt.”

Die Schweizerin Nadja Kamer war nur 0,04 Sekunden langsamer, „aber ich habe auch schon Pech gehabt heuer”, sagte Höfl-Riesch: „Es ist jetzt so gekommen wie erhofft: dass das Glück bei der WM zurück kommt.”

Um ihre insgesamt fünfte WM-Medaille musste die Partenkirchnerin lange zittern. Als Zweite fuhr sie mit Startnummer 16 ins Ziel und sagte: „Es geht nicht jeden Tag gut auf. Ich habe mich tapfer geschlagen, auch wenn es jetzt der vierte oder fünfte Platz wird. Bei mir ist’s heute keine Gänsehaut, nur Herzklopfen und Zittern.”

Sie war angeschlagen ins Rennen gegangen. Nach der Kombi-Abfahrt hatte Höfl-Riesch ihr Knie gespürt und deshalb auf das Abschlusstraining verzichtet. Im Rennen spürte sie „ein paar Mal einen Stich. Bei den Sprüngen klatscht man aus eineinhalb, zwei Metern brutal auf, das tut weh. Aber ich habe auf die Zähne gebissen.” Mit Erfolg: Aus dem Zittern wurde Gewissheit: Bronze. Ihr Fazit: „Ein wunderschöner Tag!”

Gefeiert wurde wieder im DSV-WM-Treff, wo Eltern, Trainer, Fanclub und Freunde auf die Bronze-Gewinnerin warteten. DSV-Präsident Alfons Hörmann war dort der erste Gratulant. In Anspielung auf die Kritik von TV-Experte Markus Wasmeier sagte er zur Athletin: „Herzlichen Glückwunsch zur zweiten Medaille, und das nach so manchem Expertenbeitrag, der sich im Nachhinein nicht als ganz so expertenhaft erwiesen hat.” Kräftiger Applaus in der vollen Hütte. Hörmann weiter: „Es hat zahlreiche Versuche gegeben, Marcus (Höfl-Rieschs Ehemann und Manager, d.Red.), Maria und den Verband auseinanderzudividieren. Aber wir haben den Schulterschluss bis Schladming geschafft, und das war nicht immer einfach.”

Auch Papa Riesch litt zuletzt: „Vor dem Kombi-Slalom ging’s mir richtig schlecht”, sagte Siggi Riesch, „wenn das schief gegangen wäre, wäre es für die Maria richtig schwer geworden.” Doch so stand am Ende ein unbeschwerter Walzer mit Hopsi. Der wiederum gefiel auch dem Beckenbauer-Sohn Joel so gut, dass er den Vater gleich sechs Souvenir-Hopsis kaufen ließ – als Mitbringsel für seine Freunde daheim. Die Medaillengewinnerin Freude sich jedenfalls über den Besuch des Kaisers: „Er war ein guter Glücksbringer.”

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