Briatore fühlt sich verraten

Nach seiner lebenslangen Sperre will der Ex-Teamchef von Renault gegen den Rausschmiss klagen. In Italien wittern sie Verschwörung, in England droht nun das Aus beim Fußball-Klub. Sein Nachfolger steht unterdessen schon bereit: Ex-Weltmeister Alain Prost.
ROM Von Flavio Briatore selbst war wenig zu hören. Der einstige Lautsprecher der Formel 1 war am Dienstag verstummt, nur einige italienische Zeitungen veröffentlichten O-Töne, die sie von „amici fidati“, also „engen Freunden“, gehört haben wollten: „Ich bin zerstört“, zitierte die „Gazzetta dello Sport“ den 59-Jährigen, der „Corriere della Sera“ überlieferte: „Ich bin geschockt. Sie haben mich verraten.“ Sicher scheint, dass sich Briatore mit dem lebenslangen Rausschmiss aus allen Automobil-Rennserien nicht abfinden will. Der Zampano will die FIA verklagen und seine Unschuld im Zusammenhang mit dem Unfall-Skandal von Singapur beweisen.
Wie er das anhand der Indizien- und Beweislage gegen ihn allerdings anstellen will, bleibt vorerst sein Geheimnis. Sein Nachfolger als Teamchef bei Renault steht unterdessen schon bereit. Die Indizien verdichten sich, dass Alain Prost Briatore beerben und bereits beim nächsten Rennen am Sonntag den Rennstall leiten wird. Ironischerweise in Singapur, dem Schauplatz des "Crashgate"-Skandals vor genau einem Jahr.
Immerhin weiß Briatore viele Fürsprecher auf seiner Seite. Seine italienischen Landsleute, für die Briatore Opfer eines Rachefeldzugs des englischen FIA-Präsidenten Max Mosley ist, der den ungeliebten Italiener schon lange loswerden wollte (siehe Pressestimmen). Auch für Carlos Garcia, den Boss des spanischen Automobilclubs, war das Urteil ungerecht: „Er hatte keine Möglichkeit, sich zu verteidigen“, klagte Garcia, um dann mit der Mitleidstour anzukommen: „Man hat Briatore die Möglichkeit genommen, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.“ Ein berechtigter Anlass zur Aktivierung der Tränendrüsen ist das nicht, schließlich beläuft sich Briatores Privatvermögen auf rund 500 Millionen Euro.
Andere fanden das Urteil gegen Renault zu milde. Damon Hill etwa, der Ex-Formel 1-Weltmeister. „Das ist eine zum Himmel schreiende Schande“, sagte Hill.
Mächtig Kritik gab es aber auch an Nelson Piquet jr., der ausgesagt hatte, er sei von Briatore und Chefingenieur Pat Symonds zu dem Unfall in Singapur genötigt worden – und der als Kronzeuge daher straffrei ausging. „Er hätte auch ’Nein’ sagen können“, sagte Ex-Pilot Martin Brundle und prophezeite, der Brasilianer habe keine Zukunft mehr in der Formel 1. „Als Fahrer war er viel zu schlecht, das einzige, was er konnte, war nach seinem Rauswurf Handgranaten zu werfen. So einer ist nicht mehr vermittelbar.“
Genauso wenig wie Briatore. Dem droht nach dem Aus in der Formel 1 nun auch der Rausschmiss aus dem englischen Fußball, wo er neben Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und dem indischen Stahl-Milliardär Lakshmi Mittal Miteigentümer des West-Londoner Zweitligisten Queens Park Rangers ist.
Denn laut Liga-Chef Lord Brian Mawhinney darf niemand Besitzer eines Klubs sein, der von einem Sportverband ausgeschlossen wurde. Nie mehr Formel eins und nie mehr Liga zwo. Nie mehr Monza, Monaco, Hockenheim. Nie mehr Sheffield, Blackpool, Nottingham. fk