Brähmer: Knastboxer feiert Blitz-K.o.

OBERHAUSEN - Nur 83 Sekunden brauchte Jürgen Brähmer um seinen Gegner Antonio Brancalion auszuknocken und seinen EM-Titel zu verteidigen.
Wer auch nur 90 Sekunden zu spät am Ring saß, hatte sein Eintrittsgeld umsonst bezahlt und das Hauptprogramm verpasst. Profi-Boxer Jürgen Brähmer benötigte am Samstagabend vor 3000 Zuschauern in Oberhausen nur 83 Sekunden, um seinen EM-Titel im Halbschwergewicht gegen den italienischen Herausforderer Antonio Brancalion erstmals erfolgreich zu verteidigen. „Ich habe gleich die erste Chance genutzt. Das hat gleich super gesessen. So ein Ding ist schwer wegzustecken“, sagte der Schweriner Schützling von Trainer Michael Timm nach seinem spektakulären technischen K.o.-Sieg Mitte der ersten Runde.
"Knastboxer" Brähmer ging raus, schaute sich den Italiener kurz an und schlug vernichtend zu. „Er hatte schon Schwierigkeiten beim Aufstehen. Von daher wusste ich, dass er noch angeschlagen ist und unsicher. Da ist es dann das Beste, schnell nachzusetzen“, schilderte der 30-Jährige die entscheidenden Momente seines 33. Sieges im 35. Kampf seiner Karriere. Nach weiteren harten linken Schlaghänden brach der Ringrichter das von Beginn an ungleiche Gefecht ab.
Der letzte so schnelle Erfolg des einst als Jahrhunderttalent gepriesenen Universum-Boxers liegt bereits fast acht Jahre zurück. Daran konnte sich in Oberhausen selbst Brähmer kaum mehr entsinnen. Brancalion aber wird die schwerste Niederlage in seiner Karriere mit Sicherheit lange im Gedächtnis bleiben. „In zwanzig Jahren als Profiboxer bin ich noch nie ausgeknockt worden. Psychologisch war der Kampf für mich gelaufen nach dem ersten Niederschlag. Jürgen war heute einfach zu gut“, gestand der geschlagene Herausforderer unumwunden ein.
Brähmer öffnete sich mit seinem Blitz-Auftritt wie erhofft die Türen für eine weitere WM. Seine erste war im Spätherbst vergangenen Jahres gründlich daneben gegangen. Brähmer wurde im Kampf um die WM von Hugo Hernan Garay aus Argentinien in zwölf Runden regelrecht verprügelt – noch dazu vor heimischer Kulisse in Rostock. Die Scharte will der gebürtige Stralsunder möglichst schnell auswetzen. Als Termin ist der 26. September im Gespräch. Allerdings könnte der Gegner dann auch Zsolt Erdei heißen. Der ebenfalls bei Universum angestellte WBO-Weltmeister ist ein ganz anderes Kaliber als Brancalion.