Bradl, der absolute Boss

Der 18-jährige Stefan Bradl aus Zahling gewinnt seinen ersten Motorrad-Grand-Prix und verzückt den Papa.
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„Gnadenlos“!: Stefan Bradl fährt in Brünn, obwohl nur von Rang 13 gestartet, allen Konkurrenten davon und gewinnt sein erstes WM-Rennen.
dpa „Gnadenlos“!: Stefan Bradl fährt in Brünn, obwohl nur von Rang 13 gestartet, allen Konkurrenten davon und gewinnt sein erstes WM-Rennen.

Der 18-jährige Stefan Bradl aus Zahling gewinnt seinen ersten Motorrad-Grand-Prix und verzückt den Papa.

BRÜNN Als es vollbracht war, musste der Papa erst mal etwas trinken. „Ich habe gleich mal drei Weißbier in mich hineingeschüttet. Das habe ich einfach gebraucht“, meint Helmut Bradl. So ein Sieg in der Hitze kann ja auch ganz schön schlauchen und die Zufuhr von Nervennahrung nötig machen. Vor allem, wenn es der eigene Sohn ist, der da gerade mit seiner 125er-Aprilia als Erster über die Ziellinie gerast ist.

Stefan Bradl hat gestern in Brünn sein erstes Rennen in der Motorrad-Weltmeisterschaft gewonnen. Von Platz 13 gestartet, überholte der 18-jährige Bayer aus Zahling bei Augsburg schon in der ersten Runde die meisten seiner Konkurrenten. In der dritten Runde dann übernahm Bradl spielend leicht die Führung und gab sie bis zur Ziellinie nicht mehr her.

„Stefan ist ein gnadenloses Rennen gefahren“, lobt Bradls Teamchef Stefan Kiefer seinen Schützling, „Stefan war der absolute Boss auf der Strecke, das war überragend“, meint der Papa. Und der muss es wissen. Schließlich war Helmut Bradl selbst ein ziemlich talentierter Motorrad-Fahrer. 1991 wurde Bradl senior Vizeweltmeister auf einer 250er- Honda. Drei Rennen gewann Helmut in jener Saison. Unter anderem in Brünn. „Es macht mich sehr stolz, dass Stefan jetzt der nächste deutsche Sieger auf dieser schwierigen Strecke geworden ist“, sagt Helmut.

Immer wieder hat Bradl senior in den letzten Jahren betont, dass sein Sohn Stefan viel talentierter sei, als er selbst es gewesen ist. Den Beweis blieb der 18-Jährige freilich lange schuldig. Als Stefan 16 war, wurde er bei KTM rausgeworfen, letztes Jahr hatte Bradl junior sogar schon seine Karriere beendet. „Der Teamchef wollte nicht, dass ich an der Box stehe“, erzählte Helmut Bradl damals, „das hat der Stefan nicht gepackt, wir sind Familienmenschen.“

Nach einem halben Jahr Pause stieg Bradl junior doch wieder aufs Motorrad, gewann die spanische 125er-Meisterschaft und wechselte schließlich zum deutschen Kiefer-Team. Nach dem dritten Platz in Doha und dem zweiten beim Heimrennen auf dem Sachsenring folgte jetzt der erste Sieg. Immer dabei: Papa Helmut. „Es ist etwas ganz Besonderes, dass wir jetzt zwei Grand-Prix-Sieger in der Familie haben“, sagte Stefan Bradl gestern, nachdem er seinem Vater um den Hals gefallen war, „jetzt können wir uns mit den Rossis vergleichen. Das ist unglaublich.“

Tatsächlich gelang dieses Kunststück vor den Bradls nur Graziano und Valentino Rossi. Graziano wurde in den Siebziger Jahren mal WM-Dritter, Valentino hat mittlerweile sieben WM-Titel gewonnen. „Natürlich inspiriert uns das“, sagt Helmut, „ich würde dem Stefan wünschen, dass er eine ähnliche Karriere hinlegt wie der Valentino.“

In der WM-Wertung liegt Stefan bei noch sechs ausstehenden Rennen auf Rang drei. Ist sogar der WM-Titel möglich? Helmut: „Das interessiert uns gerade nicht. An die WM denken wir dann nächstes Jahr.“ Denn Bradl senior beschäftigte sich gestern mit einem anderen Problem. „Ich kann heute nicht mehr Auto fahren. Wenn der Stefan heute noch etwas trinken will, müssen wir das Auto stehenlassen.“ Dann müssen die Sieger Taxi fahren.

Filippo Cataldo

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