Boxpromoter angeschossen: „Ein Attentat“
Ahmet Öner von zwei maskierten Tätern aus dem Hinterhalt attackiert. Polizei schließt Streit im Milieu nicht aus.
HAMBURG Es war Dienstag, kurz nach 22 Uhr, als der umstrittene Box-Promoter Ahmet Öner mit seinem Fahrer das Gebäude eines Geschäftspartners im Hamburger Stadtteil Borkefeld verlassen wollte. Als das Duo das Treppenhaus verließ, sprangen plötzlich zwei vermummte Männer hinter dem Auto Öners hervor, eröffneten das Feuer. Mindestens drei Schüsse wurden abgefeuert.
Öner: "Ich dachte, die machen uns alle"
Öner wurde von einer Kugel im linken Oberschenkel getroffen. Zusammen mit seinem Begleiter verschanzte er sich im Haus, rief die Polizei. „Erst auf der Treppe habe ich gemerkt, dass mein Bein schmerzt, dann habe ich das Blut am Boden gesehen“, sagte Öner, „ich dachte, die machen uns alle. Das war ein Anschlag auf mein Leben. Ein Attentat.“
40 Polizeibeamte suchten die Täter, auch Spürhunde wurden eingesetzt
Öner kam ins Krankenhaus, wurde umgehend operiert. Das Projektil, das keinen Knochen durchschlug, wurde entfernt. Da die Kugel aber im Bein explodierte, sind noch einige Splitter verblieben. Die Polizei löste eine Großfahndung nach den Tätern aus. Nach Angaben des Polizeisprechers waren 16 Streifenwagen mit fast 40 Beamten beteiligt, die auch von Suchhunden unterstützt wurden. Die Hintergründe der Tat sind vollkommen im Dunkeln, die Polizei schließt Milieustreitigkeiten nicht aus, speziell da Schüsse ins Bein im Milieu als „letzte Warnung“ gelten.
Öner, Schwiegersohn von Erfolgs-Trainer Fritz Sdunek, der gerade Weltmeister Vitali Klitschko in Los Angeles auf dessen Kampf gegen Chris Arreola vorbereitet, bestreitet jede Milieuverwicklung.
Öner überlegt, Hamburg zu verlassen
Doch mit dem Gesetz ist der Chef des Boxstalls Arena, bei dem Vitalis letzter Gegner Juan Carlos Gomez unter Vertrag ist, öfter in Konflikt geraten. Als Jugendlicher saß er wegen eines Drogengeschäfts ein, Ende 2009 wurde bekannt, dass sich Öner wegen insgesamt 16 Delikten, darunter Erpressung, Körperverletztung und Bedrohung, vor Gericht verantworten muss. Eine Hamburger Zeitung betitelte ihn daraufhin als „Hamburgs brutalsten Promoter“. Öner damals zur AZ: „Das ist Rufschädigung, ich werde die verklagen: Ich bin mindestens der brutalste Promoter Europas.“ Jetzt überlegt Öner, Hamburg zu verlassen. „Der Anschlag war hinterhältig, feige und niederträchtig. Wenn ich nicht mehr sorgenfrei an der Alster spazieren gehen kann, muss ich mir überlegen, ob ich nicht meine Kinder schützen muss und gehe.“
kby
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