Boxen in Belfast: Verlieren kommt für Tyson Fury gegen Francesco Pianeta nicht in Frage

Ex-Champion und Sprücheklopfer Tyson Fury steigt in Belfast gegen den Deutsch-Italiener Francesco Pianeta wieder in den Ring und verspricht, dass er ihm die "Füße küsst", falls er verlieren sollte.
Matthias Kerber |
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Pressekonferenz im Europa Hotel in Belfast: Tyson Fury (links) und sein Gegner Francesco Pianeta.
imago/Inpho Photography Pressekonferenz im Europa Hotel in Belfast: Tyson Fury (links) und sein Gegner Francesco Pianeta.

Belfast - Der ehemalige König des Schwergewichts hielt Hof und wie immer bei Tyson Fury gab er zugleich den Hofnarr.

Der Mann, der 2015 den großen Dominator Wladimir Klitschko im Ring vorgeführt und ihm alle WM-Titel entrissen hatte, danach aber kapital abstürzte und von Alkohol, Drogen und Depressionen ausgeknockt in die Psychiatrie eingeliefert wurde, bestreitet am Samstagabend in Belfast seinen zweiten Kampf nach seiner Rückkehrt in den Ring.

Sein Gegner: der Deutsch-Italiener Francesco Pianeta. "Ich werde ihn mit meinen feuerspeienden Fleischbällen zu italienischer Wurst verarbeiten", sagte der 2,06-Meter-Hüne Fury und schaute dabei breitgrinsend auf seine Pranken. "Oder ich werde ihn in tausend Stücke reißen. Das wird für dich bei der Heimfahrt schwierig, Francesco, wenn du nur aus Bruchstücken bestehst", sagte der in seinen 26 Profikämpfen unbesiegte Fury: "Falls ich verlieren sollte, werde ich auf allen Vieren durch den Ring kriechen und ihm die Füße küssen."

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Fury-Gegner Pianeta: Eine Hürde auf einem langen, neuen Weg?

Pianeta nahm den Auftritt des Mätzchen-Königs betont gelassen. "Er macht eine große Show, er generiert Öffentlichkeit. Ich mag ihn", sagte der 33-Jährige, der seine letzten beiden Kämpfe gegen Kevin Johnson und Petar Milas jeweils verloren hatte. "Aber wenn ich ihn richtig treffe, kann es das auch für Fury gewesen sein."

Fury besiegt am Boden? Undenkbar für den "Gipsy King", den "Zigeunerkönig", wie sich Fury selber nennt. "In meiner Vorstellung bin ich der größte Boxer aller Zeiten. Alle anderen, die jetzt im Schwergewicht rumschwirren, sind doch nur Ausschuss", sagte Fury, "wenn ich Pianeta nicht schlagen sollte, dann habe ich im Ring nichts mehr zu suchen."

Fury plant schon längst über Pianeta hinaus. Am Ring in Belfast wird WBC-Weltmeister Deontay Wilder sitzen, der Vertrag für einen Kampf im November soll nächste Woche unterschrieben werden. "Nicht Wilder gibt mir einen Titelkampf, sondern ich ihm", sagte Fury, der sich weiter als der wahre Schwergewichts-Weltmeister fühlt. Seine Titel hat er nicht im Ring verloren, sondern aufgrund einer Dopingsperre und seiner fast dreijährigen Ringpause aufgrund seiner schweren psychischen Probleme.

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Petkovic: So hat Pianeta eine Chance

"Ich hätte nicht gedacht, dass Fury überhaupt zurückkommt", sagte der Münchner Box-Promoter Alexander Petkovic, zu dessen Boxstall Pianeta gehört, "er ist ein echter Sympathieträger und einer der größten Namen im Boxen überhaupt. Das ist auch für uns eine große Chance. Pianeta muss alles zeigen, was er hat. Aber er hat eine Chance, Fury ist sicher noch nicht in der Form, in der er war, als er Klitschko bezwungen hat. Wenn der Kopf mitspielt, kann Pianeta was reißen."

180 Kilogramm hatte Fury in seiner schlimmsten Phase gewogen, jetzt ist er auf 120 Kilo runtergekommen. Aber ist er wirklich wieder ein Weltklasseboxer? "Vergesst den alten Tyson Fury. Ihn gibt es nicht mehr. Es gibt nur noch den neuen Tyson Fury, alles was war, ist Vergangenheit und hat mit mir jetzt nichts mehr zu tun", sagte Fury, der sich seinen Titel zurückholen will.

"Sie gehören mir! Es ist für mich keine Motivation, zum zweiten Mal Weltmeister zu werden. Das haben sehr viele Boxer geschafft", meinte Fury, "ich möchte vier, fünf Mal Weltmeister werden, das ist keinem gelungen. Ich will es schaffen, ohne jemals zu verlieren. Vielleicht trete ich zurück, wenn ich die Gürtel wieder habe, saufe drei Jahre durch, werde wieder fett wie ein Schwein, gebe ein Comeback und werde dann wieder Weltmeister."

Die zwei Gesichter des Tyson Fury 

Klar ist: Fury, den sein Vater nach dem boxenden Ohrbeißer Mike Tyson benannt hat, hat weiter mit seinen inneren Dämonen zu kämpfen. Seit seiner Jugend leidet er an einer bipolaren Störung. "Ich bin unberechenbar. Auch für mich selber", sagte Tyson, als er kurzzeitig die Narrenkappe ablegte und einen Blick in sein Seelenleben zuließ.

"Boxen ist gut für mich. Wenn ich ausgepowert bin, finde ich innere Balance, dann kommt mein Kopf zur Ruhe", sagte der 30-Jährige. Das Grinsen war aus seinem Gesicht gewichen. Für diesen Moment war er nur noch Tyson Fury – der Mann. Nicht mehr Tyson Fury, der Clown, der Possenreißer.

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Boxfans in Deutschland schauen in die Röhre: Weder Eurosport noch Sport1, noch ProSieben oder Sat1 zeigen den Kampf. Und es wird auch keine Bewegtbilder aus Belfast in einem legalen Live-Stream aus dem deutschsprachigen Raum geben. Selbst DAZN verzichtet - dabei hatte die Streaming-Plattform Furys Comeback gegen gegen den Albaner Sefer Seferi noch gezeigt. Bestätigt ist bis dato lediglich, dass der englischsprachige Sender BT Sport das Duell aus Belfast übertragen wird - dafür braucht's allerdings ein Abo.

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