Boxen im Circus Krone: Marie Lang und Michael Smolik verteidigen ihre Titel
München - Marie Lang stand am Sonntagmittag unter der Bavaria an der Ruhmeshalle und wartete. Auf Trainer Mladen Steko und die anderen Kickboxer, die am Samstag im Circus Krone zu Ring-Gladiatoren mutiert waren. "Ich habe gar nicht groß gefeiert, das war mein Vorteil", sagte die 31-Jährige der AZ, "ich war gegen drei im Bett. Ich habe zwar nicht viel eingesteckt, aber trotzdem fühlt es sich nach so einem WM-Kampf wie ein Ganzkörpermuskelkater an."
Die Münchner Kickbox-Queen gab sich bei ihrer Titelverteidigung gegen die Europameisterin Rebeka Szendrei keine Blöße. Sie gewann jede Runde und siegte am Ende einstimmig nach Punkten. Zufrieden war die Weltmeisterin aber nicht. "Wir hatten im Training so viele Dinge geübt, die ich unbedingt umsetzen wollte", sagte Lang, "aber irgendwie habe ich nichts davon gemacht, deswegen bin ich nicht wirklich zufrieden. Es war zwar eine klare Sache, aber ich hätte mir anderes vorgenommen. Aber ich bin eben auch sehr selbstkritisch und mit mir nie wirklich zufrieden."
"Den Tritt hast du noch im Publikum gemerkt"
Frau Selbstkritisch nahm danach am Ring Platz. Sie agierte als Cheerleaderin für Michael Smolik, ihren Teamkollegen vom Kampfsportzentrum Steko. Der war auf der Mission Rufwiederherstellung. Beim Kampf gegen Enver Slijvar im Juli hatte der Weltmeister zwar nach Punkten gewonnen, der Schweizer hatte Smolik dabei aber teilweise durch den Ring geprügelt. "Damals war ich selbst mein schwerster Gegner, weil ich im Kopf nicht richtig da war", sagte Smolik. Das Rematch war lange Zeit erstaunlich unspektakulär. Bis zur vierten Runde, da packte Smolik seinen berühmt-berüchtigten eingesprungenen Backkick aus, er traf den heranstürmenden Slijvar voll auf die Leber.
"Den Tritt hast du noch im Publikum gemerkt, das war ganz toll vom Michi", sagte Lang. Slijvar drehte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht ab und weg. Ringrichter Goran Filipovic zählte den 31-Jährigen an, der drehte sich nicht mehr um – Filipovic beendete daraufhin regelkonform den Fight und Smolik machte einen Sieger-Salto durch den Ring.
Verdacht auf Unterschenkelfraktur bei Preuss-Gegner
"Er sah so aus, als habe er große Schmerzen gehabt", sagt Smolik, "das war wieder der neue, alte Smolik, der im Kopf sehr stark ist. Enver hat das Beste aus mir herausgeholt. Ich habe sehr großen Respekt vor ihm." Der Besiegte wiederum meinte: "Ich hätte gerne ein anderes Ergebnis gehabt. Ich wollte nur gut Luft holen, dann wurde ich aber ausgezählt. Smoliks Sieg geht aber in Ordnung."
Brutal hart zur Sache ging es auch beim Münchner Sebastian Preuss. Sein Kampf gegen Ruben Bernabe, den "spanischen Tyson", mutierte zu einer Ringschlacht. Nach schweren Treffern taumelte Bernabe durch den Ring, nach einem Tritt brach er vor Schmerzen schreiend zusammen: Verdacht auf Bruch des Unterschenkels.
Bernabe kam sofort ins Krankenhaus rechts der Isar. "Ich bin dann auch dort hingefahren, habe ihm noch bei einer Nacht-Apotheke Ibuprofen besorgt", sagte Preuss-Trainer Mladen Steko. Die Diagnose: Es liegt keine Fraktur des Unterschenkels vor, dafür ist die Augenhöhle gebrochen. "Ich freue mich zwar über den Sieg, aber am wichtigsten ist, dass es meinem Gegner bald besser geht", sagte der 27-jährige Preuss, "ich wünsche ihm von ganzem Herzen gute Besserung."