Box-WM: Hat sich der Weltmeister verhuckt?

Der Cruisergewichts-Champion verteidigt seinen Titel in den USA und will im Land der unbegrenzten Möglichkeiten durchstarten. Doch die hochtrabenden Pläne sind bisher nicht in Erfüllung gegangen.  
Matthias Kerber |
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Cruisergewichts-Weltmeister Marco Huck (r.) bei seiner bislang letzten Titelverteidigung im August 2014 gegen Mirko Larghetti.
dpa Cruisergewichts-Weltmeister Marco Huck (r.) bei seiner bislang letzten Titelverteidigung im August 2014 gegen Mirko Larghetti.

Der Cruisergewichts-Champion verteidigt seinen Titel in den USA und will im Land der unbegrenzten Möglichkeiten durchstarten. Doch die hochtrabenden Pläne sind bisher nicht in Erfüllung gegangen.

Newark - Marco Huck stierte seinem Kontrahenten Krzysztof Glowacki, dem Mann, der ihn um seinen WM-Gürtel im Cruisergewicht erleichtern will, in die Augen. Endlos wirkende zwei Minuten lang. Dann wendete der Pole den Blick ab. Und Huck, der über eine recht simple Sicht der Dinge verfügt, triumphierte lauthals. „Die erste Runde ging schon mal an mich. Ich habe die Angst in seinen Augen gesehen“, sagte der 30-Jährige vor seiner Titelverteidigung in der Nacht auf Samstag (2.30 Uhr, Sky select) und polterte gleich weiter: „Ich werde mit ihm einfach den Boden aufwischen. Ich habe immer noch Lust, den Leuten die Zähne einzuschlagen.“

Es ist seine 14. Titelverteidigung in Serie. Gewinnt er, wäre das ein neuer Rekord in seiner Gewichtsklasse. Fast ein Jahr stand Huck nicht mehr im Ring. Und in dieser Zeit hat sich viel getan. Er hat sich von seinem Boxstall Sauerland losgesagt, hat sich selbstständig gemacht, sein Bruder Kenan soll die großen Kämpfe für ihn an Land ziehen. Hucks Pläne waren enorm. Er wollte die Megafights bestreiten, alles selber veranstalten, an die großen Geldtöpfe ran.

Die Realität sieht anders aus. Hat er sich verhuckt? Ja, Huck bestreitet seinen ersten Kampf der Nach-Sauerland-Ära in den USA (Newark, New Jersey), dem angeblichen Mekka des Boxsports. Doch nicht er ist der Ausrichter, sondern der polnische Promoter Andrzej Wasilewski, der dafür bekannt ist, im Vorfeld eines Kampfes die gegnerischen Fighter mit Störmanövern aus der Ruhe bringen zu wollen. Und Huck ist noch nicht mal der Hauptkampf des Abends, den bestreiten die Altmeister Antonio Tarver und Steve Cunningham. „Ich muss, will und werde mir in Amerika erst einen eigenen Namen machen“, sagt Huck.

Seine US-Mission muss Huck zudem mit einem neuen Trainer bestreiten. Statt Box-Original Uli Wegner, der Huck die gesamte bisherige Box-Karriere unter den Fittichen hatte, steht Don House in seiner Ecke. Der hatte zuletzt den früheren Schwergewichts-champion Bermane Stiverne betreut. Ob der Huck, der gerne mal das Leben genießt und sich etwa in der Vorbereitung immer wieder in der Spielerstadt Las Vegas vergnügte, genauso unter Kontrolle haben wird, wie es der eisenharte Wegner stets hatte?

Die Anfänge waren extrem holprig. Zu einer der ersten Trainingseinheiten erschien Huck zwei Stunden zu spät. Er hatte in einem Casino eine Glückssträhne, die er nicht unterbrechen wollte. „Ja, bei Ulli wäre das ziemlich böse für mich ausgegangen“, gesteht Huck, der mit seinem aggressiven, spektakulären Stil aber wie für den amerikanischen Markt geschaffen ist. „Sportlich ist die Aufgabe Glowacki für Huck sicher lösbar“, sagt Box-Experte und Sat.1-Kommentator Tobias Drews, „ich hoffe sehr für ihn, dass ihn die vielen Neuerungen nicht zu sehr ablenken. Ein neuer Trainer, erstmals in den USA, dazu gegen einen Polen zu boxen in einer Stadt mit einer großen polnischen Gemeinde, da hat er sich keine leichte Aufgabe rausgesucht. Bei Sauerland in Deutschland wäre das ein 75:25-Kampf gewesen, so aber tendiert es eher gegen 50:50.“   

 

 

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