Box-Queen Christina Hammer: "Corona macht mir echt Angst"
München - AZ-Interview mit Christina Hammer: Die 30-Jährige gilt als beste deutsche Boxerin und gewann bereits mehrfach den Weltmeistertitel der WBO und der WBC. Am Samstag sollte sie in München um die Interims-WM boxen, das Event wurde aufgrund der steigenden Coronazahlen Anfang der Woche abgesagt. Im AZ-Interview spricht sie über die aktuelle Situation und ihren Umgang mit der Pandemie.
AZ: Frau Hammer, eigentlich sollten Sie, Deutschlands beste Boxerin, am Samstag in München um die Interims-WM boxen. Aber dann kam die Absage aufgrund der stark gestiegenen Corona-Zahlen. . .
CHRISTINA HAMMER: Das tut echt weh, denn ich hatte mich mega vorbereitet, etwa mit meinem Athletik-Trainer noch mal mehr aus mir rausgeholt, die Ernährung umgestellt, mich körperlich auf ein neues Level gebracht. Ich hatte dieses große Ziel vor Augen, mir den WM-Gürtel zurückzuholen. Ich hatte mich so dermaßen auf die Gala hier in München Freude, und als ich dann am Montag in der Früh aufgewacht bin und sah, dass ich bereits drei Nachrichten erhalten habe, war mir klar: Mist, die Gala wird geplatzt sein. Leider war es dann auch wirklich so.
Christina Hammer enttäuscht über Kampfabsage
Also erstmal viele Schmerzen, viele Schläge für umsonst eingesteckt.
(lacht) Acht Wochen härteste Vorbereitung sind erstmal umsonst. Ich werde jetzt ein bisschen Pause machen, denn dieses Trainingspensum kann man unmöglich die ganze Zeit durchziehen. Es tut echt weh, denn ich habe dem Kampf alles untergeordnet, ich habe kaum Menschen getroffen, habe mein normales Leben eingestellt, um wirklich topfit und fokussiert für diesen Fight zu sein. Jetzt hoffe ich, dass die Gala noch in diesem Jahr nachgeholt werden kann, mal sehen, was Corona dazu sagt.

"Man muss das Coronavirus sehr ernst nehmen"
Wie gehen Sie selber mit Corona um?
Ich muss zugeben, das macht mir echt Angst - und ich bin da ja nicht alleine. Man merkt, wie verunsichert die Leute wieder sind. Man spürt richtig, wie die Einschläge immer näher kommen. Am Anfang kannte man niemand, den es schon erwischt hat, jetzt kenne ich persönlich einige, die es hatten und weiß, dass man diesen Virus sehr, sehr ernst nehmen muss. Aber im Moment bin ich einfach nur glücklich, dass meine Familie gesund ist, dass ich gesund bin. Wir können alle so froh sein, dass wir hier in Deutschland leben, wo wir vergleichsweise noch sehr gut durch diese Krise gekommen sind. Klar, Corona hat mir meinen Traum vom WM-Titel erstmal zerstört, aber das wird mich nicht davon abhalten, wieder Weltmeisterin zu werden.
Ihre Titel hatten Sie an US-Superstar Claressa Shields verloren. Wie sehr spukt dieser Kampf noch in Ihrem Kopf rum?
Sehr, es spricht mich schließlich jeder drauf an (lacht). Aber Spaß beiseite, ich bin unglaublich ehrgeizig und will das natürlich gerade rücken. Dieser Kampf, bei dem für mich vieles falsch gelaufen ist, begleitet mich täglich und ich will ihn begleichen. Wenn möglich würde ich kommendes Jahr wieder in den USA boxen - gegen Shields.
Der Kampf gegen die Deutsche Nikki Adler, die Sie oft herausgefordert hat, ist aber nie zustande gekommen, warum?
Weil sie nur eine große Klappe hat, aber keine Eier, wenn es dann drauf ankommt, wirklich zu kämpfen. Da hört man nur immer, dass sie sich verletzt hat oder was auch immer. Ich habe ihr angeboten, das im Ring zu regeln, dazu gab es nie eine Antwort. Das Thema ist für mich durch.
"Ich würde gerne mehr Glamour in den Boxsport bringen"
Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie wieder in München bei Promoter Alexander Petkovic unterschrieben haben?
Wir kennen uns schon sehr lange und schätzen uns. Wir haben beide bei der Veranstaltung am 23. Oktober 2010 geboxt, bei der ich die jüngste Weltmeisterin geworden bin, seit dem waren wir immer in Kontakt. Als er mir von seiner Idee erzählt hat, ein Box-Event mit einem Gala-Dinner mit Alfons Schuhbeck zu verbinden, war ich gleich begeistert. So ein Event würde auch ein anderes Klientel anziehen, würde Boxen auf ein höheres Level heben. Mir sieht man erst mal nicht an, dass ich Boxerin bin.
Bis man ihre extremen Bauchmuskeln sieht.
(lacht) Okay, dann wohl schon, ja. Aber insgesamt würde ich gerne etwas mehr Glamour in unseren Sport bringen. Denn man muss schon zugeben, dass es in unserem Sport schon auch einige sonderbare Menschen gibt. Da ist es gerade als Frau nicht immer einfach, sich zu behaupten. Deswegen war es mir wichtig, mit jemand zusammen zu arbeiten, dem ich vertraue, dem ich vertrauen kann - und das ist eben Petko.
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