Box-Experte Tobias Drews analysiert die WM-Gegner Abrahams und Eubank

Nächste WM-Chance für Arthur Abraham, der Champion Chris Eubank fordert. Box-Experte Tobias Drews analysiert die beiden Kontrahenten für die AZ.
London - Wladimir Klitschko hat es versucht, der alte Ringfuchs (41) ging in die Höhle des Löwen und wollte im April im Wembley-Stadion vor 90.000 Fans dem britischen Lokalmatador und Weltmeister Anthony Joshua den Titel entreißen. Er scheiterte in einer epischen Ringschlacht.
Jetzt will es Box-Routinier Arthur Abraham (37) am Samstag besser machen. Er steigt in der SSE-Arena in Wembley gegen den britischen IBO-Champion im Supermittelgewicht, Chris Eubank jr., in den Ring. "Ich werde den Titel nach Deutschland holen", verkündete Abraham, der zu seiner Zeit als Weltmeister als King Arthur firmierte. Ein Kampf der Generationen, zweier Stile. Der Abrahammer und der Selbstdarsteller.
Für die AZ analysiert der Box-Experte Tobias Drews, der den Kampf auf ranfighting.de und Sky select kommentiert, die Kontrahenten.
Schlaghärte
"Abraham kann mit seiner Rechten die Gegner immer noch beeindrucken, auch, wenn er nicht die Schlaghärte aus dem Mittelgewicht ins Supermittelgewicht rübernehmen konnte", sagt Drews. "Eubank schlägt gut Kombinationen, ist sehr variabel. Aber seine Schlaghärte? Der frühere englische Meister Paul Smith, der gegen Abraham zwei WM-Kämpfe verloren hat und Eubanks Sparringspartner war, hat mir gesagt: ‘Abrahams Schläge spürst du richtig, Eubanks Treffer beeindrucken dich von der Härte her nicht."
Erfahrung
"Abraham hat 51 Profikämpfe bestritten, dabei Weltklassegegner geboxt. Er wird über die Physis kommen. Er hat alles, um Eubank das Leben schwer zu machen, er muss es nur einsetzen, das ist bei Arthur oft eine Frage der Motivation", erklärt Drews. "Eubank hat erst 25 Kämpfe bestritten, die Qualität seiner Gegner ist sicher schlechter als bei Abraham. Sein namhaftester Kontrahent war Billy Joe Saunders - gegen den hat er verloren. Abraham musste in seiner Karriere 19 Mal über die Runden gehen, hat davon 16 Mal gewonnen, Eubank unterlag in seinem einzigen Kampf, der über zwölf Runden ging."
Mentale Härte
"Beide sind sehr selbstbewusst. Bei Eubank grenzt das an Arroganz. Er ist in Großbritannien nicht beliebt", sagt Drews, "Arthur hat ein großes Kämpferherz, wie der Fight gegen Edison Miranda, als er mit doppeltem Kieferbruch weitergekämpft hat, bewiesen hat. Aber er muss bereit sein, ans Limit zu gehen. Wenn er boxt wie bei seinem Debakel gegen Ramirez in Las Vegas, geht er unter. Kämpft er wie zuletzt gegen Robin Krasniqi, wird es eng, packt er noch zehn Prozent drauf, gewinnt er."
Die Trainer
"Abrahams Coach Ulli Wegner hat den Beruf von der Pike auf gelernt, seine unglaublichen Erfolge sprechen für sich. Oft hadert er vor Arthurs Kämpfen, ist nicht sicher, ob er ihn erreichen kann, weil Arthur manchmal der Fokus fehlt. Dieses Mal ist Wegner sehr zuversichtlich, man hört, dass Arthur sehr hart trainiert hat", sagt Drews, "Eubank wird von seinem Vater trainiert, der selber Weltmeiste war, aber als Coach sonst nicht viel vorzuweisen hat. Bei ihm weiß man nie, ob ihm die Show um die eigene Person nicht wichtiger ist als Kampf. Es wäre interessant zu sehen, was ihm einfällt, wenn er als Trainer gefordert ist. Wegner kann Wege finden, um einen schon fast verlorenen Kampf noch aus dem Feuer zu reißen. Kann Eubank senior das auch?"