Boris Becker: Start ins neue, alte Leben

Beim Turnier in Abu Dhabi beginnt für Boris Becker seine Amtszeit als Trainer des Weltranglistenzweiten Novak Djokovic. Ex-Berater Ion Tiriac glaubt an seinen Schützling.  
Jörg Allmeroth |
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Beim Turnier in Abu Dhabi beginnt für Boris Becker seine Amtszeit als Trainer des Weltranglistenzweiten Novak Djokovic. Ex-Berater Ion Tiriac glaubt an seinen Schützling.

Abu Dhabi - Als Boris Becker über die stürmischen Londoner Festtage mit seiner großen, ziemlich verzweigten Familie „in guter Tradition Weihnachten feierte“, mit Geschenken, Beef Wellington und dem Filmklassiker „Vom Winde verweht“, da war der Mann nicht weit weg von der Stätte seiner größten Erfolge.

Becker lebt nur einen Steinwurf weit entfernt vom Centre Court Wimbledons, dem Heiligen Gral seines Sports. Und wenn der älter gewordene Becker (46) an diesem zweiten Weihnachtsfeiertag mit dem Flug nach Abu Dhabi ganz offiziell seinen Sensations-Trainerjob beim Weltranglisten-Zweiten Novak Djokovic antritt, dann wird wieder der All England Club eine gewichtige Rolle in dieser spektakulären Partnerschaft spielen.

Bis zum Sommer und dem Heim-Spiel in London warten aber noch viele schwere, herausfordernde Prüfungen auf den alten Meister. In der Allianz mit dem Belgrader Entertainmentkünstler Djokovic kehrt Becker ja auch zu den Wurzeln seiner Existenz zurück, sein neues Leben ist bestenfalls sein gewohntes altes Leben, ein Leben, das sich primär ums Tennis dreht. Und damit um den Sport, der ihn einmal groß, reich und berühmt machte. Los geht es nun beim Tennisturnier in Abu Dhabi.

Ab sofort blicken die Tenniswelt und viele deutsche Sportfreunde schon mit einer Mischung aus Neugier und unverhohlener Skepsis zu diesem ersten Schauplatz, an dem die ersten Bilder dieser noch vor gut einer Woche für undenkbar gehaltenen Liaison zu sehen sein werden. Wenn Becker in den letzten Tagen die deutschen Zeitungen und Magazine studiert hätte, wäre er wahrscheinlich verärgert gewesen – auch wenn er sich über nichts wirklich hätte wundern müssen. Denn so manches Vorurteil und manche Vor-Verurteilung des Trainer-Novizen leitete sich ja auch von der Tennisdistanz ab, die Beckers Alltag über weite Strecken des Jahres prägte.

Getrieben, so scheint es, wird Becker in diesen Tagen jedenfalls auch von dem leidenschaftlichen Ehrgeiz, es all jenen zu zeigen, die schon vor dem ersten Arbeitstag die Nachrufe auf den Trainer Becker verfasst haben. Doch es gibt auch Menschen wie Ion Tiriac, seinen ehemaligen Geschäftsbesorger und Gewährsmann, die sich dem Vernehmen nach durchaus angetan zeigen von Beckers neuem Job. Turnierimpresario Tiriac soll Freunden gegenüber geäußert haben, dass „der Boris ohne Zweifel immer Gewicht hat, wenn er sich in der Tenniswelt bewegt.“ Und, im Umkehrschluss, nicht auf manch anderem gefährlich rutschigen Parkett.

Bilder aus dem Djokovic-Übungscamp im spanischen Marbella zeigten vor Weihnachten auch einen Becker in Trainingshosen, mit Racket und Bällen, der seinem Boss und dessen Bruder in Lehrer-Pose gegenüberstand. Djokovic postete das Foto Twitter mit der nur scheinbar ironisch und Becker zugeschriebenen Zeile: „Gewissenhaft aufpassen, Jungs. Und die Sonne genießen. BB und gute Schüler.“

Kriegt Becker die Kurve? Wird ausreichend vieles anders im neuesten Lebenskapitel dieses bewegten und bewegenden Mannes, der immer noch auch einer mit Seite 1-Garantie ist? Becker selbst wird es nicht so sehen, schon gar nicht so dramatisch, aber nun bietet sich ihm eine Gelegenheit: Nämlich seiner zuletzt leicht krawalligen Existenz Lebwohl zu sagen und noch einmal im vertrauten Tennisgeschäft als ernsthafte Erscheinung einen Anker zu finden. Erste Impressionen vom neuen Coach Becker gibt es ab heute in Abu Dhabi, erste gerichtsfeste Urteile aber erst Ende Januar – dann, wenn bei den Australian Open in Melbourne abgerechnet ist.

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