Boom mit Bayern

Zum Bundesliga-Einstieg der Basketballer des FC Bayern ruhen die Hoffnungen einer ganzen Sportart auf dem Verein
München - Die grau-gelben Wände bröckeln, in den Gängen riecht es nach vergessenem Sportzeug und scharfem Reinigungsmittel. Auf einer Turnbank in der städtischen Halle an der Säbener Straße sitzt Bernd Rauch und schaut sich mit ein paar hundert weiteren Menschen ein Basketballspiel an. Der Vizepräsident des FC Bayern versteht noch nicht alle Regeln des Sports, aber er hat eine Vision: Dass die großen Jungs im roten Trikot, die den Ball so spektakulär in den Korb werfen, einmal das zweite sportliche Aushängeschild der Bayern neben dem Fußball werden könnten.
Es ist Ende 2009 und Rauch weiß: Wenn sein Traum Wirklichkeit werden soll, dann nur mit und über Uli Hoeneß. Deswegen hat er seit dem Zweitliga-Aufstieg der Bayern im Sommer 2008 jede Gelegenheit genutzt und Hoeneß vom Basketball vorgeschwärmt. Bis der irgendwann genug hat und sagt: Wir machen’s! Aber wenn, dann machen wir’s Bayern-like.
Und das sah bisher so aus: In der Saison 2010/11 sind die Bayern mit einem in der zweiten Liga nie dagewesenen Starensemble unter dem ehemaligen Bundestrainer Dirk Bauermann in die Basketball-Bundesliga (BBL) aufgestiegen.
Mittlerweile ruhen die Hoffnungen einer ganzen Sportart auf dem Fußball-Verein. „Wir werden von der Markenstrahlkraft besonders profitieren”, sagt Jan Pommer, Geschäftsführer der BBL, „über 98 Prozent aller Deutschen kennen Bayern.” Mit der vom Fußball bekannten Zugkraft der Marke möchte Pommer „vage Interessenten zu Fans” machen. Hoeneß sieht das genauso: „Wenn unser Projekt funktioniert, wird der Basketball-Boom in Deutschland einen Riesenschub bekommen. Die Zuschauer werden kommen wie verrückt.”
Ob Basketball sich mittels des FC Bayern tatsächlich deutschlandweit gegenüber etwa Eishockey oder Handball emanzipieren kann, bleibt abzuwarten. Erste Achtungserfolge hat der FC Bayern schon erzielt: Im Februar gewann die Mannschaft vor 12000 Zuschauern in der Olympiahalle gegen Mitaufsteiger Würzburg, das Bayerische Fernsehen übertrug live. Die weiteren Heimspiele in der 3200 Zuschauern fassenden, zu den Spieltagen jeweils für einen fünfstelligen Betrag umgebauten, Olympia-Eishalle waren alle ausverkauft.
„Unsere Mannschaft hat eine riesige Strahlkraft”, sagt Vizepräsident Rauch. Für die kommende Saison haben sich die Bayern mit drei Nationalspielern aus den USA verstärkt. Das Ziel, das mit einem Etat von etwa sieben Millionen Euro erreicht werden soll: „Wir wollen mindestens Fünfter werden”, sagt Hoeneß. Zudem tritt Bayern im Eurocup, dem zweithöchsten internationalen Wettbewerb an.
Für die kommenden fünf Spielzeiten haben die Bayern die Rudi-Sedlmayer-Halle reaktiviert und die Basketball-Stätte von Olympia 1972 mit Namenssponsor Audi für fünf Millionen Euro umgebaut. Auch bei den Fußballern haben die Basketballer Fans gefunden. Kapitän Steffen Hamann ist dick mit Bastian Schweinsteiger befreundet – und musste am Donnerstag im Audi Dome mitanschauen, wie der ihn erst im Freiwurfduell schlug und dann den Ball per Fuß von der Dreierlinie in den Korb lupfte (zu sehen auf www.sport1.de).
Am 3. Oktober beginnt für Bauermanns Mannschaft die erste BBL-Saison. Es dürfte die einzige bleiben, in der Misserfolg noch gedulded wird. „Mittelfristig wollen wir um den Titel mitspielen”, sagtHoeneß. Nur so klappt’s auch langfristig.