Bonjour Tristesse: Lisicki mit neuen Sorgen in Paris

Sorgenkind Sabine Lisicki blickte hilflos in den wolkenverhangenen Pariser Himmel und schien die Welt nicht mehr zu verstehen. Eben noch hatte die 24-Jährige auf der Sonnenseite gestanden, ehe dann plötzlich nichts mehr ging.
von  SID

Sorgenkind Sabine Lisicki blickte hilflos in den wolkenverhangenen Pariser Himmel und schien die Welt nicht mehr zu verstehen. Eben noch hatte die 24-Jährige auf der Sonnenseite gestanden, ehe dann plötzlich nichts mehr ging. Nach einer Leistung mit Licht und Schatten reichte es dann doch zu einem 6:1, 7:5 gegen Wildcard-Inhaberin Fiona Ferro (Frankreich) und dem Einzug in die zweite Runde der French Open.

Paris –  Erst nach dem Match lüftete die angeschlagene Wimbledon-Finalistin Lisicki das Geheimnis ihrer Achterbahnfahrt, die exemplarisch schien für ihre bisherige Saison voller Rückschläge. "Ich lag zuletzt krank und mit Fieber flach. Das war ein schlechtes Timing. Vor zwei Tagen wäre es noch nicht gegangen, ich habe mir schon Sorgen gemacht", sagte die Weltranglisten-17. und machte ihren Zustand für die durchwachsene Vorstellung verantwortlich: "Es war schwer, die Konzentration aufrechtzuerhalten. Aber ich habe die Bälle ganz gut gespielt." Trotzdem sucht sie 28 Tage vor Beginn ihres Saisonhöhepunkts in Wimbledon immer noch nach ihrer Konstanz.

In der zweiten Runde trifft Lisicki auf Mona Barthel (Bad Segeberg), die Karin Knapp aus Italien locker mit 6:4, 6:0 bezwang. Ebenso souverän agierte Andrea Petkovic (Darmstadt/Nr. 28), Paris-Viertelfinalistin von 2011, beim 6:3, 6:3 gegen Misaki Doi (Japan). Auch Julia Görges (Bad Oldesloe) setzte beim 6:2, 6:3 gegen Michelle Larcher de Brito (Portugal) ihren Aufwärtstrend fort und fordert nun Australian-Open-Halbfinalistin Eugenie Bouchard (Kanada/ Nr. 18). Davis-Cup-Spieler Tobias Kamke aus Lübeck überzeugte beim 7:6 (7:2), 7:6 (7:1) gegen Miloslav Mecír (Slowakei). Der Kroate Marin Cilic wird nun wohl eine härtere Nuss.

Von den 16 im Hauptfeld gestarteten Deutschen sind damit bislang vier ausgeschieden, sechs weitere stehen bisher in der zweiten Runde. Ein Sextett bestreitet am Dienstag seine Auftaktpartien.

Lisicki verlor gegen die 17-jährige Ferro, die Nummer 416 der Welt, nach einem souveränen ersten Satz völlig den Faden. Plötzlich segelte ihre zuvor druckvolle Vorhand meterweise ins Aus. Die Nerven flatterten, und Lisicki schickte immer wieder hilfesuchende Blicke in die Box zu ihrer Trainerin Martina Hingis.

Und weil in dieser Druckphase auch der Aufschlag, die stärkste Waffe von "Bum-Bum-Bine", versagte, lag sie nach zwei abgegebenen Aufschlagspielen im zweiten Durchgang plötzlich mit 1:4 in Rückstand. "Mit diesem Bruch im Spiel war ich natürlich nicht zufrieden. Aber das Wichtigste war, dass ich zurückgekommen bin", meinte die deutsche Nummer zwei: "Es geht darum, den Glauben an das eigene Spiel wiederzufinden."

In der entscheidenden Phase besann sich Lisicki auf ihre Qualitäten – und zeigte ihr Kämpferherz. Das vorentscheidende Break gelang ihr zum 6:5. Die Partie hatte wegen anhaltender Regenfälle am Morgen erst mit knapp 90-minütiger Verzögerung begonnen.

Doch Paris scheint irgendwie kein gutes Pflaster für Lisicki zu sein. Beim wichtigsten Sandplatz-Turnier war die Bollettieri-Schülerin bislang noch nie über die dritte Runde hinausgekommen. Für die Fed-Cup-Spielerin war es in diesem Jahr überhaupt erst der achte Sieg im 15. Match. Zweimal schon hatte sie seit Januar ein Spiel wegen Krankheit beziehungsweise Verletzung absagen müssen.

Bei 16 Turnieren nach dem unvollendeten Sommermärchen in Wimbledon waren Lisicki im Einzel lediglich beim Halbfinaleinzug in Luxemburg im Oktober 2013 einmal drei Erfolge in Serie geglückt. Die Konsequenz: In der aktuellen Jahres-Rangliste ("Road to Singapore") nimmt die Berlinerin nur Rang 63 ein.

Und die Sorgen bleiben auch nach dem holprigen Auftakt am Bois de Boulogne. In der Weltrangliste könnte die mit TV-Comedian Oliver Pocher liierte Lisicki bei einem frühen Scheitern in Wimbledon weit zurückfallen.

 

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