Bolt: Gold für München - dank Bayern-Doc
Der 25-jährige Superstar aus Jamaika gewinnt die 100 Meter in 9,63 Sekunden – und bedankt sich beim Bayern-Doc Müller-Wohlfahrt: „Er ist der beste Arzt der Welt!“
London - „Ja, ich bin der schnellste Mann der Welt. Ich bin der Mann, den man schlagen muss. Aber wenn du an der Linie stehst, ist alles anders. Am Renntag werden wir es sehen.“ So hatte Yohan Blake vorher gesprochen. Vor dem mit Höchstspannung erwarteten Hochgeschwindigkeits-Finale. Blake war als Jahres-Schnellster über 100 Meter (9,75) und 200 Meter (19,80) nach London gekommen. Er war also der Favorit. Eigentlich. Aber er lief ja gegen Usain Bolt, den Weltrekord-Bolt, den Triple-Olympiasieger von 2008, den Überflieger schlechthin. Und am Renntag des Sprintfinales war dieser Bolt so schnell wie nie in diesem Jahr: 9,63. Olympiasieg!
Der 25-Jährige aus Jamaika rannte vor 80<TH>000 Zuschauern im Olympiastadion und mehr als einer Milliarde Menschen vor den Fernsehgeräten mit nur 41 Schritten zur Goldmedaille. Herausforderer Blake blieb in persönlicher Bestzeit von 9,75 „nur“ die Silbermedaille. Dritter wurde US-Sprinter Justin Gatlin, der auf der Bahn zwischen Bolt und Blake ins Rennen gegangen war.
Nur einmal ist Bolt schneller gewesen: bei seinem Weltrekord in 9,58 Sekunden. Mit seinem zweiten Olympiasieg über die 100 Meter zog er nun mit Carl Lewis gleich, der 1984 und 1988 jeweils den kurzen Sprint gewonnen hatte. Bolts erster Kommentar nach dem Zieleinlauf: „All day! Every day!“ Heißt: Ich bin immer der Schnellste! An jedem Tag!“ Im Ziel küsste er die Laufbahn, legte einen Purzelbaum hin, zeigte seinen berühmten Bolt-Blitz und ließ sich von der Menge feiern. Am Donnerstag will der Weltrekordler über 200 m erneut zuschlagen und am Samstag mit Blake über 4x100 m triumphieren. „Ich will eine Legende werden und den Dreifach-Sieg von Peking wiederholen“, hatte Bolt schon zuvor angekündigt.
Einen Teil seiner Goldmedaille widmete der schnellste Mann der Welt dann noch einem Münchner: Hans-Wilhlem Müller-Wohlfahrt, Arzt des FC Bayern und der Fußball-Nationalmannschaft. Der „mull“ hatte Bolt erst im Juli wegen Rückenproblemen behandelt. „Der Doktor ist ein ganz großer Mann“, sagte Bolt nach dem Finale, „er hat einen tollen Job gemacht. Er ist der beste Arzt der Welt. Ein Stück der Goldmedaille geht auch nach Deutschland.“ So gönnerhaft spricht ein viermaliger Olympiasieger.
Schon die drei Halbfinals hatten Lust auf das große Finale gemacht, auf das womöglichste schnellste Finale aller Zeiten. Nur einer der acht Finalisten rannte zwei Hundertstel langsamer als die magischen 10,0. Von den großen Namen blieb nur der Dwayne Chambers auf der Strecke. Die schnellste Zeit im Semifinale lief Justin Gatlin (USA). Der Olympiasieger von 2004 beeindruckte mit 9,82 Sekunden. Yohan Blake überzeugte mit 9,85 Sekunden. Super-Star Bolt spazierte dagegen ins Ziel - in 9,87 Sekunden. Er war schwach gestartet, lag zur Hälfte der Strecke dennoch schon deutlich vorn und ließ die letzten 20, 30 Meter austrudeln. Danach und davor: die gewohnten Mätzchen für die Kameras: Schattenboxen, Petzauge und Abklatschen mit den Volunteers. Kollege Blake hatte vor dem Start nur mal kurz in die Kamera salutiert.
In der Zeit zwischen Halbfinale und Finale sah man die beiden jamaikanischen Trainingskollegen Bolt und Blake, beide mit Handschuhen und Wollmützen, zusammen rumalbern als würden sie nicht gleich ein olympisches Finale bestreiten, sondern irgendein Provinz-Sportfest im Niemandsland zwischen Kingston und Montego Bay. es wurde dennoch: eine sensationelle Show.