Bolt: "Das Fragezeichen läuft immer mit!

Wunderläufer Usain Bolt kann sich bei der WM in Moskau mit zwei Goldenen unsterblich machen. In der AZ kritisiert ihn Sprint-Legende Armin Hary.
von  Matthias Kerber

Wunderläufer Usain Bolt kann sich unsterblich mit zwei Goldnedaillen bei der WM in moskau machen. In der AZ kritisiert ihn Sprint-Legende Armin Hary.

Moskau - Nein, Bescheidenheit ist sicher keine der hervorstechenden Charaktereigenschaften von Wunderläufer Usain Bolt. „Ich will, dass, wenn ich einmal aufhöre, man mich in einem Atemzug mit anderen Sportlegenden wie Muhammad Ali, Pele oder Michael Jordan nennt”, sagte der Jamaikaner nach seinem Triumph über die 100 Meter bei dieser Leichtathletik-WM in Moskau.

An diesem Wochenende kann der 26-Jährige diesem Ziel ein gewaltiges Stück näher kommen. Wenn der menschliche Blitz (Bolt heißt Blitz) am Samstag über die 200 Meter (18.05 Uhr) und am Sonntag (16.40) mit der jamaikanischen Staffel über die 4x100 m Gold abholt, wäre er der nach Medaillen erfolgreichste Leichtathlet überhaupt, dann hätte er mit acht Goldenen und zwei Silbernen den amerikanischen Laufikonen Carl Lewis (acht Mal Gold, einmal Silber, einmal Bronze) und Michael Johnson (8 Goldene) den Rang abgelaufen.

Dass ihm das gelingt, daran zweifelt eigentlich keiner. Bolt am allerwenigsten. „Ich fühle mich gut, richtig gut. Und wir alle wissen, was ich leisten kann, wenn ich mich gut fühle”, sagte er mit dem breitesten denkbaren Lächeln. Es klang noch nicht mal wie Angabe oder ein Versprechen. Es klang wie eine Selbstverständlichkeit. Beim Vorlauf demonstrierte er in der ihm eigenen clownesken Überheblichkeit seine Überlegenheit. Er, der Olympiasieger und Weltrekordler, der aber als grottenschlechter Starter bekannt ist, schaute sich bereits nach wenigen Metern nach den Konkurrenten um. Auf den letzten Metern flachste er mit dem Zweitplazierten Delano Williams (Großbritannien). „Als erster Mensch unter 19 Sekunden die 200 Meter zu laufen, reizt mich”, sagt Bolt, der mit 19,19 den Rekord hält, „ich kann nichts versprechen, außer, dass ich mein Bestes gebe.”

Und wieder präsentierte Bolt sein extremes Siegerlächeln. Er, der zweimalige Triple-Olympiasieger, ist sich seiner Ausnahmestellung bewusst. Doch keineswegs alle sind bereit, sich in den Reigen der Bolt-Fans einzureihen. Deutschlands Sprintlegende Armin Hary, der erste Mensch der Welt, der die 100 Meter in 10,0 Sekunden lief, hat seine eigene Meinung über Bolt. „Zu unserer Zeit hätte der überhaupt keine Rolle gespielt. Mit seinem Laufstil hätte der sich nach spätestens 60 Metern in der Aschenbahn eingegraben. Der kann nur auf Tartanbahnen Erfolg haben. Damals hätte kein Hahn nach ihm gekräht”, sagt der Doppelolympiasieger von 1960 der AZ.

Auch die letzten Dopingenthüllungen im Sprint haben große Zweifel an Bolt aufkommen lassen, nachdem Asafa Powell (Jamaika) und Tyson Gay (USA) positiv getestet worden waren. Von den zehn schnellsten Männern der Welt ist damit nur einer nicht des Dopings überführt. Ausgerechnet der schnellste von allen – Bolt. Hary: „Nicht nur für Kenner der Materie ist klar: Das Fragezeichen läuft bei ihm immer mit.”

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