BMW Open: Kohlschreiber scheitert beim Turnierauftakt in München

München - Bis zu diesem Spielball zum 5:4 lief für Philipp Kohlschreiber alles nach Plan. Sein Gegenüber, Davis-Cup-Teamkollege Dominik Koepfer, hatte schon im dritten Spiel die Nerven verloren und einen Ball ordnungswidrig über die Anlage des MTTC Iphitos gedonnert.
Wenig später buchte Kohlschreiber den ersten Satz, machte auch in Durchgang zwei im Gegensatz zu Koepfer kaum Fehler - bis zu diesem eigentlich einfachen Ball zum 5:4. Kurz gestrauchelt, nicht optimal zum Ball gelaufen, ins Netz geschlagen: weg der Punkt, wenig später Spiel und Satz weg und einen kämpferischen dritten Satz später auch weg das Match: Mit 4:6, 6:4, 6:3 zog Koepfer nach knapp zweieinhalb Stunden in die zweite Runde der BMW Open, wo er auf Landsmann Jan-Lennard Struff trifft.
Waren das die letzten BMW Open für Kohlschreiber?
Und Kohli, wie er seit Jahr und Tag genannt wird? War das um 16.52 Uhr womöglich sein letzter Ballwechsel bei den BMW Open? Geht da eine beispiellose Ära zu Ende? Kohlschreiber sagt: "Ich denke nicht ans Aufhören. Aber wenn ich keine Spiele gewinne, würde ich nicht bis zu den Future-Turnieren runter gehen." Auf Challenger-Niveau ist er schon angekommen: Sein nächstes Turnier spielt er in Heilbronn. "Dieses Jahr werde ich mich nochmal voll reinhängen, und am Ende wird abgerechnet. Und irgendwann heißt es dann Abschied nehmen."
16 Mal ist der gebürtige Augsburger, der in Ottobrunn ein Haus gebaut hat, bei den BMW Open angetreten, erstmals 2002, als Lleyton Hewitt die Weltrangliste anführte und Yones El Aynaoui die BMW Open gegen Rainer Schüttler gewann - die Älteren erinnern sich. Beim ersten Auftritt am Aumeisterweg verlor Kohlschreiber gegen Nicolas Lapentti, kam aber immer wieder zurück und machte die BMW Open zu seinem Turnier. Drei Mal (2007, 2012 und 2016) hat er gewonnen, drei weitere Male im Finale gestanden. 35 Siege stehen nun 13 Niederlagen gegenüber: Keiner hat hier öfter gewonnen. Ehrenmitglied bei Iphitos ist er auch längst.
Doch die Pandemie kam dem 37-Jährigen nicht zupass. "Stimmung und Flair auf dem Platz fehlt mir einfach", gab er nach dem Match zu. Ein halbes Jahr lang hatte er kein einziges Match auf der Tour bestritten und sich erst kurz vor den BMW Open beim Challenger-Turnier in Belgrad zurückgemeldet, wo er in Runde zwei glatt verlor.
Kohlschreibers Ziel ist Olympia
Fast 15 Jahre war Kohlschreiber in den Top 100 gelistet, derzeit ist er an 112 notiert. Da müsste er für so manches Turnier in die Qualifikation, wozu ihm zuletzt offenbar die Motivation gefehlt hat.
Ein großes Ziel hat er noch vor Augen: Olympia. Er weiß, dass es eng wird. Im Einzel qualifizieren sich die besten 56 der Weltrangliste. Zudem dürfen pro Nation nur vier Profis an den Start gehen. Zuletzt machte Kohlschreiber folgende Rechnung auf: "Ich müsste wahrscheinlich so um die 70, 80 stehen, um dabei zu sein. Olympia wäre nochmal ein Highlight." Stichtag ist 7. Juni, der Tag nach dem French-Open-Finale.