BMW: Die Hinterherbauer

BMW hat das erfolglose Auto für das Rennen in Barcelona nachgebessert. Ob das der Durchbruch wird, ist aber unwahrscheinlich.
von  Abendzeitung
Nick Heidfeld hätte in Barcelona besser sein können. Er schaffte es in der Qualifikation nicht, das Potential des Autos zu nutzen
Nick Heidfeld hätte in Barcelona besser sein können. Er schaffte es in der Qualifikation nicht, das Potential des Autos zu nutzen © dpa

BARCELONA - BMW hat das erfolglose Auto für das Rennen in Barcelona nachgebessert. Ob das der Durchbruch wird, ist aber unwahrscheinlich.

Sie haben ja sogar noch Glück gehabt. Dass die BMW-Piloten Robert Kubica und Nick Heidfeld beim letzten Rennen in Bahrain souverän auf dem vorletzten und letzten Platz landeten, ging im derzeit herrschenden Formel-1-Chaos einigermaßen unter. Nicht auszudenken, was los gewesen wäre, wenn die anderen nominellen Spitzenteams Ferrari und McLaren-Mercedes nicht auch in der Krise stecken würden. Und wenn Sebastian Vettel durch seinen Sieg in China und den zweiten Platz in Bahrain nicht die Aufmerksamkeit der deutschen Fans auf sich gelenkt hätte. BMW wäre die absolute Lachnummer der Formel 1.

BMW spricht nicht mehr von Siegen

Doch auch so ist die Lage bedrohlich. BMW wollte um den WM-Titel mitfahren, das war das Ziel. Doch daran ist derzeit nicht zu denken. „Ich spreche nicht von der WM“, sagt Motorsportdirektor Mario Theissen, „wer im hinteren Mittelfeld mitfährt, der kann nicht um Siege mitfahren.“ Theissen weiß aber auch, dass der Vorstand in München Ergebnisse erwartet. „Wir wollen jetzt alles daran setzen, dass wir am Ende der Saison sagen können, dass wir nach einem enttäuschenden Start noch etwas gemacht haben aus der Saison“, sagt Theissen.

Doch dafür haben sie sich eine recht seltsame Taktik zurechtgelegt in München und Hinwil. Erst beim Europaauftakt in Barcelona am Sonntag (14 Uhr, RTL/Premiere live) haben Kubica und Heidfeld neue Teile am Auto. Anders als etwa die Rivalen von Mercedes, die schon während der Übersee-Rennen laufend neue und bessere Teile aus England einfliegen ließen, verzichtete BMW darauf – und wurde von Rennen zu Rennen schlechter. „Vielleicht war dieser Weg nicht der Beste, aber wir wollten lieber ein großes neues Paket entwickeln, das uns dann gleich viel weiter bringt“, sagt Theissen. BMW ist der Hinterherbauer der Formel 1.

BMW hofft, dass die Neuerungen eine halbe Sekunde bringen

Tatsächlich hat das Auto, das BMW nach Barcelona geschickt hat, kaum mehr etwas zu tun mit der lahmen Gurke der letzten Rennen. Frontflügel, Heckspoiler, Seitenkästen - alles neu. Auch im Detail sei der Bolide deutlich verbessert worden, meint Theissen. Eine halbe Sekunde pro Runde soll das bringen. Doch was nach viel klingt, ist freilich relativ.

Schließlich haben auch die anderen Rennställe entwickelt. Und BMW fehlten zuletzt deutlich mehr auf die Spitze. Sie werden also weiter hinterherbauen und die besten Ideen der Konkurrenz abkupfern müssen. Womöglich die gesamte Saison. Schließlich haben sie in Barcelona noch keinen Doppeldecker-Diffusor dabei. Theissen: „Der war nicht kompatibel mit den anderen Änderungen.“

BMW ist in Barelona ohne Kers unterwegs

Plötzlich passen auch der Elektromotor und die Akkus fürs Hybrid-System Kers nicht mehr ins Auto. In Barcelona fahren sie jetzt erstmals komplett ohne Kers. Vor allem aus Marketing-Sicht kommt das einem mittleren GAU gleich. Schließlich ist das Kers Theissens Lieblingssprojekt, er war es, der das System – trotz heftigster Widerstände aller anderen Rennställe – unbedingt schon in dieser Saison einführen wollte. Jetzt haben sie es erst mal ausgebaut. „Wir wollten nicht alles auf einmal ändern", so Theissen. Beim übernächsten Rennen in Istanbul soll dann auch dieses Problem gelöst sein.

Immerhin bekommt BMW Unterstützung von unerwarteter Stelle. „Ich bin sicher, dass sie mit dem großen Aeropaket wieder nach vorne kommen können. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass die in Barcelona positiv überraschen und vielleicht vor uns fahren“, sagt ausgerechnet Mercedes-Motorsportboss Norbert Haug. Aus Mitleid?

Filippo Cataldo

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