Blutige Prügelstrafe für Box-Bulldozer
Weltmeister Firat Arslan, die "talentlose Kampfmaschine", wird von Guillermo Jonas schwer verprügelt und verliert an seinem 38. Geburtstag seinen Titel an den Mann aus Panama.
HAMBURG Nach 2:33 Minuten in der zehnten Runde hatte der Ringrichter genug. Louis Pabon aus Puerto Rico erlöste Firat Arslan von den dauernden Attacken seines Gegners Guillermo Jones (Panama). Arslans Unterlippe war da schon fast abgerissen, er blutete schwer aus Nase und Ohr.
Zu seinem 38. Geburtstag am Sonntag gab es statt des WM-Gürtels eine blutige Prügelstrafe. Die kurze Regentschaft des Deutsch-Türken als Cruisergewichtsweltmeister im Verband WBA endete Sonntagnacht in Hamburg um fünf Minuten nach Mitternacht mit einem technischen K.o. und anschließend in der Ambulanz. Auf brutale Art und Weise wurden die fehlenden boxerischen Qualitäten des Schwaben vorgeführt. „Bisher hat es immer gelangt“, sagte Arslans bester Freund, Mentor, inoffizieller Sprecher und Berater Luan Krasniqi, „aber jeder hat halt nur seine begrenzten Möglichkeiten.“ Arslan selbst konnte sich nicht mehr äußern, der Ex-Weltmeister musste unmittelbar nach dem Kampf im Krankenhaus genäht werden.
Seine außergewöhnliche Aschenputtel-Geschichte dürfte nun beendet sein. Arslan war der unwahrscheinlichste deutsche Weltmeister überhaupt. Ein Boxer, an dessen Fähigkeiten kein Promoter geglaubt hat. Ein Kämpfer, der sich als Selfmade-Mann nach vorne gearbeitet hat.
Mit ungeheurer Disziplin, großer Physis und Härte machte er seinen Weg. Nacheinander bezwang er Stallgefährten wie Alexander Petkovic und Grigory Drozd, die eigentlich für WM-Kämpfe vorgesehen waren. Und plötzlich war Arslan im November 2007 Champion, als er Altstar Virgil Hill bezwingen konnte. Gegen den glänzend eingestellten und vorbereiteten Pflichtherausforderer aus Panama aber reichte es nun nicht mehr.
„Wir haben auf Defensive trainiert, er musste eine geschlossene Deckung haben“, sagte Trainer Valentin Silaghi, „aber Jones war schneller als wir gedacht haben und hat immer mit seinen Aufwärtshaken getroffen, wir waren schon überrascht.“ Der Siebenbürger Sachse hatte erst letzten Montag überraschend Erfolgscoach Michael Timm als Cheftrainer abgelöst. „Timm hatte sowieso wenig Einfluss auf Firat“, erklärte Krasniqi, „er war ja immer nur vier, fünf Tage vor den Kämpfen aufgetaucht.“
Zu einer taktischen Reaktion auf den Kampfverlauf aber waren weder der Boxer noch das aktuelle Trainerteam in der Lage. Schon ab der zweiten Runde floss das Blut, aber Arslan nahm weiterhin Fuß an Fuß mit Jones stehend dessen harte Schläge und hoffte vergeblich darauf, dass sich der Mittelamerikaner irgendwann müde schlagen würde. „Was er heute kassiert hat, das kann kein anderer wegstecken“, sagte Universums Technischer Leiter Jean-Marcel Nartz. Die körperlichen Folgen des Kampfes wird man abwarten müssen. Mit 38 ist Arslan trotz seines beeindruckenden Körpers kein Jungspund mehr. „Firat muss jetzt seine Ruhe finden“, meinte Promoter Klaus-Peter Kohl, „dann werden wir uns zusammensetzen und sehen, wie es weitergeht.“ Von einem Comeback aber war am Sonntag nur einer wirklich überzeugt – Luan Krasniqi: „Er muss weiterfighten, er wird zurückkommen.“
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