Blaues Lebenszeichen

MÖNCHENGLADBACH - Nach dem Schlusspfiff feierten sie, als hätten sie gewonnen: Die Löwen überraschen mit einem 2:2 beim Tabellenführer Gladbach. Nur Torwart Tschauner patzt.
Die Erleichterung war ihnen ins Gesicht geschrieben, den Löwen. Kein Wunder, soeben hatten sie 2:2 gespielt. Beim Tabellenführer. In Mönchengladbach. Jenes Team, das im Jahr 2008 bislang nur zwei Spiele gewinnen konnte, ließ sich nach dem Remis von den mitgereisten Fans feiern, als wäre es der dritte Dreier gewesen.
Tatsächlich war es ein Lebenszeichen zur rechten Zeit. Und der Punktgewinn war nicht einmal unverdient. Nach dem 2:1 Sieg gegen Wehen hat der TSV 1860 nachgelegt. Vielleicht der Beginn einer kleinen Serie? „Wir haben den Weg eingeschlagen, aber das Tal noch nicht durchschritten. Gegen die beste Mannschaft der Liga wollen wir einen weiteren Schritt nach vorne machen“, hatte Trainer Marco Kurz vor dem Anpfiff gefordert. Und das taten die Löwen, auch wenn der Punkt in der Tabelle nicht viel einbringt. Sie sind Neunter mit sieben Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone. Im Niemandsland.
Furioser Endspurt in Hälfte 1
Der (Teil-) Erfolg in Gladbach – zu verdanken haben es die Blauen ihren beiden Top-Stürmern, die einen schnellen Rückstand durch Nationalstürmer Oliver Neuville in der 18. Minute noch vor der Pause drehten. Ein furioser Endspurt in Halbzeit eins: Wie aus dem Bilderbuch lag Toni di Salvo beim Ausgleich in der Luft, köpfte einen Eckball vom Fünfmeterraum ins kurze Eck (24.)! Welch ein Treffer! Sein erster seit dem 2:2 gegen Koblenz am 30. September. Seitdem sind 1236 Minuten vergangen. Vom Ausgleich an war die Gladbacher Übermacht gebrochen. Die Löwen hielten dagegen, nachdem sie zuvor vor Gladbach erstarrt waren wie das Kaninchen vor der Schlange. Kein Wunder, hatten die Borussen doch zuletzt vier Heimspiele in Folge zu Null gewonnen.
Es kam noch besser für die Löwen. Es lief schon die Nachspielzeit der ersten Halbzeit, als Berkant Göktan sich den Ball im Mittelfeld schnappte – und sich ein Herz fasste. Aus 20 Metern hielt er drauf, traf Patrick Paauwe am Rücken. Von dort prallte der Ball ab – 2:1.
Tschauners Aussetzer
Dass es doch nicht die große Überraschung wurde? Löwen-Torwart Philipp Tschauner wusste es zu verhindern. 50 Sekunden waren gespielt, als er im Strafraum Sascha Rösler von den Beinen holte. Klare Sache: Elfmeter. Am Schuss von Neuville war Tschauner noch dran – ausgleichen konnte er seinen Aussetzer aber nicht mehr. Schon beim 0:1 hatte er nicht gut ausgesehen. Wild gestikulierte er nach dem Abpfiff im Mittelkreis, musste seinem Trainer Rede und Antwort stehen. Kurz hatte Tschauner Anfang März zur Nummer eins ernannt – und Michael Hofmann auf die Bank verbannt.
Immerhin: Die Blauen senden nach dem Heimsieg gegen Wehen das nächste Lebenszeichen. Mehr noch: Sie greifen mit dem 2:2 sogar indirekt ins Titelrennen ein. Gladbachs Vorsprung auf den Zweiten 1899 Hoffenheim ist auf vier Punkte geschrumpft. Torjäger Neuville, der sich mit dem Doppelpack für die EM empfehlen konnte, sagte: „Ein Punkt ist zu wenig.“ Den Löwen nicht. Sie retten das Remis über die Zeit. Ein Punkt dank guter Moral – und für die Moral.
thk