Besser geht's nicht: Ihle und Schwarz mit historischem Doppelerfolg

Der Doppel-Erfolg von Nico Ihle und Samuel Schwarz vor eigenem Publikum hat das Schattendasein der deutschen Eisschnelllauf-Herren endgültig beendet. Nun herrscht Aufbruchstimmung im Herren-Lager, doch der neue Sportdirektor Bartko versucht, die Euphorie zu bremsen.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Nach seinem Sieg über 1000 Meter sprintete Nico Ihle am Sonntag über 500 Meter auf Platz acht.
dpa Nach seinem Sieg über 1000 Meter sprintete Nico Ihle am Sonntag über 500 Meter auf Platz acht.

Berlin – Mit ihrem historischen Coup von Berlin haben Nico Ihle und Samuel Schwarz die Aufbruchstimmung im deutschen Eisschnelllauf weiter angeheizt. Erstmals seit über 24 Jahren sorgten die beiden Eissprinter für einen Doppel-Erfolg deutscher Herren im Weltcup. Der Olympia-Vierte Ihle hatte sich in einem packenden 1000-Meter-Rennen in 1:09,49 Minuten mit vier Hundertstelsekunden Vorsprung vor seinem Berliner Trainingsgefährten durchgesetzt. Am Sonntag verpasste der Chemnitzer als Achter das Podest über 500 Meter.

"Besser geht's nicht. Jetzt können wir völlig entspannt zum nächsten Weltcup nach Heerenveen fahren", meinte der 29-jährige Ihle. "Geil, unglaublich, einfach der Wahnsinn. Ich kann es kaum glauben, dass ich wirklich der Schnellste war", meinte er wie berauscht nach seinem ersten Weltcupsieg am Samstag.

Samuel Schwarz - nun auch Zweiter im Gesamt-Weltcup über 1000 Meter - brachte den von niemand für möglich gehaltene Doppelerfolg in Verbindung mit der bislang prekären Situation im Verband. "Das Eisschnelllaufen ist noch lange nicht tot in Deutschland", meinte der Olympia-Fünfte, der schon zweimal das Gefühl eines Weltcupsieges auskosten durfte. "Aber der Reformbedarf besteht weiter. Und wir setzen da Hoffnungen auf den neuen Sportdirektor Robert Bartko."

Der erst am Mittwoch als Eis-Chef vorgestellte Bahnrad-Olympiasieger wollte vom "Bartko-Effekt" natürlich nichts wissen. "Wenn ich ein guter Verkäufer wär, würde ich jetzt sagen: Das ist mein Ding. Aber das ist natürlich Quatsch", sagte der 38-Jährige. "Es herrscht jetzt einen Riesen-Euphorie, die man aber bremsen muss." Er habe schon viele Gespräche geführt. "Die Athleten sind froh, dass sie überhaupt wieder jemand ansprechen können." Auf ihre Sorgen wollte Bartko nicht eingehen. "Ich will in Ruhe alles anschauen. Bis Ende der Saison wird es erst einmal keine Personalentscheidungen geben", erklärte er.

Den unerwarteten Erfolg lieferten beide Sprinter ausgerechnet in jenem Winter, in dem aus finanziellen Gründen auf ein Höhentraining verzichtet wurde. "Wir brauchen das nicht. Die Reisen haben eher wichtige Trainingszeit gekostet", stellte Schwarz fest. Die Grundlage für den Aufwind sehen die Asse im gemeinsamen Training. "Das motiviert ungemein", beschrieb Schwarz die Glückssituation.

Den bislang letzten Doppelerfolg deutscher Herren hatte es im März 1990 in Heerenveen gegeben, als die Berliner Uwe-Jens Mey und Olaf Zinke auf die Plätze eins und zwei über 1000 Meter gesprintet waren. Zwei Monate davor gab es in Davos sogar einen deutsch-deutschen Dreifacherfolg, wobei sich der Landshuter Uwe Streb zwischen die beiden damals noch für die DDR startenden Berliner geschoben hatte.

"Das Einzige, was noch nicht gepasst hat, war, dass es kein WM- oder Olympia-Rennen war", scherzte Teamchef Helge Jasch. "Keine Frage, jetzt ist die WM-Medaille mein Ziel", verkündete Ihle nach seinem insgesamt vierten Weltcup-Podestplatz selbstbewusst und nahm seine zweieinhalbjährige Tochter Emma Freude in die Arme.

Für Claudia Pechstein, die vor zwei Wochen mit ihrem Sieg in Seoul das Signal für die Deutschen nach der trostlosen Olympia-Saison gesetzt hatte, gingen nicht alle Pläne auf. Nach Rang sechs über 3000 Meter ließ sie Platz fünf in der Teamverfolgung mit den Berlinerinnen Bente Kraus und Isabell Ost folgen. Danach sprach sie von einen "grundsoliden Rennen", in dem sie sich aber nicht "voll auspowern" konnte, um ihre Gefährtinnen nicht abzuhängen.

Judith Hesse kam über 500 Meter nach Platz fünf vom Freitag zum Abschluss in 38,68 Sekunden nur auf den 13. Rang. Nicht gut verlief der Berlin-Aufenthalt für die Beckert-Geschwister. Olympiasiegerin Stephanie enttäuschte über 3000 Meter, ihr Bruder Patrick konnte wegen eines Infekts nicht an seine Top-Resultate anknüpfen. Nach Rang neun über 5000 Meter reiste er vorzeitig ab, um sich für Heerenveen in der kommenden Woche auszukurieren.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.