Bernie Ecclestone: Sein Leben, seine Milliarden, sein Prozess

Formel-1-Macher Bernie Ecclestone muss sich vor Gericht verantworten, wegen Bestechungsvorwürfen droht ihm gar eine mehrjährige Gefängnisstrafe. In seiner langen Karriere als Unternehmer und Sprachrohr schaffte es der Rennsport-Zampano aber schon oft in die Schlagzeilen.
München - Nur wenige Wochen nach dem Urteil gegen Uli Hoeneß (62, "Uli Hoeneß - Nachspiel") findet sich mit Charles Bernard "Bernie" Ecclestone das nächste Sport-Schwergewicht auf der Anklagebank wieder. Der Mann, der seit über 40 Jahren das Gesicht der Formel 1 repräsentiert, wird von der Staatsanwaltschaft der Bestechung in einem besonders schweren Fall bezichtigt, es droht eine langjährige Gefängnisstrafe. Markiert der aktuelle Prozess zweifelsohne den Tiefpunkt seines langen Lebens, so hat der lediglich 1,58 Meter große Automobilsport-Patriarch im Laufe der Zeit schon für so manch eine Schlagzeile gesorgt.
Die Faszination für den Motorsport wurde dem 1930 in Ipswich geborenen Briten förmlich in die Wiege gelegt. In seiner Jugend versuchte er sich - mit mäßigem Erfolg - selbst als Rennfahrer, konnte dabei aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Frühzeitig wechselte er daher ins Management, wurde Besitzer des Connaught- und später des inzwischen nicht mehr in der Formel 1 vertretenen Brabham-Teams. Seit den frühen 70er-Jahren investierte der heute wohlbekannte Grand-Prix-Zampano seine Arbeitskraft in die Professionalisierung der Formel 1 und vermarktet weltweit deren Rennveranstaltungen.
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Ein fast schon an Dagobert Duck erinnerndes Händchen für lukrative Geschäfte verhalf dem Unternehmer zu seinem heutigen, auf drei Milliarden Euro geschätzten Vermögen. 1996 erstand er etwa die 20 Wagen umfassende Ferrari-Sammlung des in Finanznot geratenen Schweizers Albert Obrist für den Schleuderpreis von kolportierten 23 Millionen Dollar. Elf der feuerroten Flitzer behielt er selbst, die restlichen neun verkaufte er weiter - für 48 Millionen Dollar.
2009 machte Ecclestone in mehrfacher Hinsicht von sich reden. Schneller als so mancher Boxenstop, nämlich in nur 58 Sekunden, erfolgte die Blitzscheidung von seiner Ehefrau. Auch seinen Hang zum Despotismus ließ der damals 79-Jährige durchblitzen: "Ich vermute, es ist schrecklich das zu sagen, aber - abgesehen von der Tatsache, dass Hitler mitgerissen und überredet wurde, Dinge zu tun, von denen ich nicht weiß, ob er sie tun wollte oder nicht - konnte er viele Menschen führen und war fähig, Dinge zu erledigen", sagte Ecclestone laut der damaligen Ausgabe der "Times".
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Seine politisch wirren Überzeugungen tat er auch kund, als er gegenüber "The Guardian" sagte: "Ich bekomme wieder Probleme, wenn ich das sage, aber ich glaube nicht, dass Demokratie der richtige Weg ist, ein Land zu führen. Saddam Hussein war jemand, der den Schalter ausgeknipst hat. Er hat aus dem Irak ein stabileres Land gemacht. Das ist doch bewiesen, oder?"
2010 wurde Ecclestone Opfer eines Überfalls, sein stark in Mitleidenschaft gezogenes Gesicht geisterte durch sämtliche Zeitungen. Doch wo Mancher die Öffentlichkeit nach einem derartigen Übergriff meiden würde, um die Wunden auszukurieren, schloss Ecclestone einen hochdotierten Werbevertrag: Mit dem Slogan "Sehen Sie, was Leute für eine Hublot tun" bewarb der damals 80-Jährige mit seinem zerschundenen Gesicht die Edeluhrenmarke Hublot. Selbst nach einem Überfall ging der raffinierte Geschäftsmann so als Gewinner hervor.
Im aktuellen Prozess drohen Ecclestone nun erstmals - so scheint es - ernsthafte Konsequenzen, aus denen er sich nicht herauszuwinden vermag. Über seine langjährige Zusammenarbeit mit Weltverbandschef Max Mosley sagte er einst: "Wir sind nicht so etwas wie die Mafia, sondern wir sind die Mafia." Seine jetzt nachgewiesenen Machenschaften mit dem ehemaligen Bank-Vorstand der BayernLB, Gerhard Gribowsky (56), bei denen über 32 Millionen Euro Schmiergelder geflossen sein sollen, verleihen diesem Zitat eine ungewollte Aktualität.