Berliner Schnauze
MÜNCHEN Am 26. August 2011 passierte in der Münchner Olympiahalle Erstaunliches: Das Publikum feierte Heiko Schaffartzik. Ausgerechnet den quirligen Berliner Aufbauspieler, der dem FC Bayern in der Bundesliga schon so viele Sorgen bereitet hatte. An diesem Tag trug Schaffartzik allerdings das Trikot der Nationalmannschaft, er traf an der Seite von Dirk Nowitzki den entscheidenden Wurf zum 70:68-Sieg im Testspiel gegen Mazedonien.
Ansonsten hat sich der 29-Jährige in sportlicher Hinsicht in München nicht unbedingt beliebt gemacht. Noch im Frühjahr war Schaffartzik der Berliner, der sich beim 3:0 der Bayern im Playoff-Viertelfinale am verbissensten wehrte. In den kommenden beiden Jahren wird er nun allerdings das Trikot des FC Bayern tragen – der Verein bestätigte die Verpflichtung (AZ berichtete) am Mittwoch.
„Eine seiner größten Qualitäten ist, dass er Verantwortung übernehmen kann und will”, sagt Sportdirektor Marko Pesic. Das ist die wohlformulierte Beschreibung der Tatsache, dass der gebürtige Berliner auf dem Parkett die seltene Fähigkeit hat, dem Gegner unabhängig vom Spielstand die wildesten Würfe einzuschenken. Und dabei trotz einer internationalen Karriere und 52 Länderspielen wie der freche Bengel von nebenan daherzukommen.
Kult-Kommentator Frank Buschmann nannte ihn „den einzigen deutschen Basketballer mit Strahlkraft”. Marko Pesic erklärt, „dass Heiko charakterlich und persönlich sehr gut in das Gesamtgebilde passt”. Sportlich haben die Bayern einen der besten deutschen Aufbauspieler verpflichtet. Und was den Menschen Schaffartzik betrifft – schaden der Mannschaft von Trainer Svetislav Pesic echte Typen, die sich zudem einwandfrei mit den Fans verständigen können, ganz sicher nicht.
In Berlin machte ihm seine Schnauze allerdings Probleme: Er forderte im Frühjahr vom Verein ein Bekenntnis zu Center Yassin Idbihi, wurde daraufhin öffentlich von Geschäftsführer Marco Baldi („Was er sagt, ist nicht wichtig”) gerüffelt. Seitdem ist das Verhältnis zerrüttet. Schaffartzik wollte, trotz laufenden Vertrags, aus Berlin weg – Bayern erleichterte offenbar Alba mit einer Ablöse die Entscheidung.
Idbihi indes spielt mittlerweile – genauso wie Teamkollege Nihad Djedovic – beim FC Bayern. All-Star Deon Thompson würden die Bayern ebenso gerne verpflichten. Der scheint sich allerdings noch zu zieren. J. Galinski