Bei Ablehnung Rücktritt

In Riem bei den Galoppern hat sich Widerstand gegen den überlebensnotwendigen Verkauf der Trainingsbahn formiert. Präsident Poth droht mit Konsequenzen, sollte die Opposition Erfolg haben
MÜNCHEN An seinem 72. Geburtstag sind dem Präsidenten die Diskussionen um den Millionen-Deal des Münchener Rennvereins (MRV) zu bunt geworden. Also ließ Norbert Poth am Mittwoch eine Mitteilung an „alle anfragenden Medien” verschicken: Der Vorstand werde fortan „keine weiteren Stellungsnahmen zur Zukunftssicherung des MRV” abgeben. Dies gelte bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung am 13. September, wenn über den Verkauf der 39,2 Hektar umfassenden Riemer Trainierbahn abgestimmt werden soll.
Die nötige Dreiviertel-Mehrheit für den 64-Millionen-Euro-Vertrag mit Investor Erich Schwaiger ist in Gefahr: Eine Opposition formiert sich um Fritz Rühl, der in Galopperkreisen als gut vernetzte graue Eminenz im Hintergrund gilt. Rühl will den Verkauf verhindern und Alternativen prüfen lassen. Der 69-Jährige wähnt „die alten Mitglieder” hinter sich.
Unterdessen macht Poth – erst vor 16 Monaten zum Präsidenten gekürt – seinen persönlichen Verbleib im Rennverein von der Abstimmung abhängig. Bevor er sich zum Kommunikationsstop entschieden hat, sagte er zur AZ: „Ich setze keinen unter Druck, aber die Leute sollen wissen, dass die Zukunftssicherung des Vereins mein Lebenswerk ist. Ich weiß nicht, wie es in Riem für mich weitergeht, wenn mein Plan scheitern sollte.”
Die Kurzfassung lautet wohl: Bei Ablehnung Rücktritt. In der AZ bezieht Poth Stellung zu den Forderungen der Gegner.
Experten sollen Alternativen zum Verkauf suchen: „Seit April 2010 bin ich ständig dabei, nach Lösungen für die Rettung zu suchen. Jeder im Verein weiß, wie sehr ich mich hier reingehängt habe. Es gibt leider keine Alternative zum Verkauf. Ein interner Wirtschaftsausschuss würde nichts anderes feststellen.”
Zwischenfinanzierung durch eine Bank: „Unser Gelände gilt als Grünfläche und die ist so wenig wert, dass sie sich nicht gut beleihen lässt. Ich habe mit mehreren Banken gesprochen, eine hätte uns 1,5 Millionen geliehen. Und dann? Kredite haben den Verein in der Vergangenheit beinahe in den Ruin geführt.”
Ein Vermarkter soll Geld verfügbar machen: „Kurz vor dem Ende des Vereins? Das ist wohl ein Witz? Unser Geld reicht noch drei Monate, dann kann ich den schwarzen Anzug rausholen. Der Galoppsport steckt seit Jahren in der Krise, da gibt es nun mal niemanden, der einem einfach so ein paar Millionen schenkt.”
Höherer Verkaufspreis als 64 Millionen Euro und keine Vetternwirtschaft: „In diesem Vertrag steckt ein riesiges Risiko für den Investor drin, weil noch längst nicht klar ist, ob oder wann die Trainierbahn Bauland werden könnte. Natürlich erhofft sich Herr Schwaiger einen Spekulationsgewinn, das ist doch klar. Es ist richtig, dass uns seine Nähe zum Verein geholfen hat, den Kontakt herzustellen (Schwaiger ist auch Pferdebesitzer in Riem, d. Red.). Aber soll mir doch jemand einen anderen Investor bringen, der mehr zahlt.”
Die Forderung, eine kleinere Fläche zu verkaufen: „Herumdoktern hilft uns nicht mehr weiter, wir brauchen eine große Lösung. Zwei Millionen Euro wären in vier bis fünf Jahren weg. Manchmal muss man eben großflächig amputieren, damit der Rest des Körpers gesund bleibt.”
Aufklärung über den Verbleib von 700 000 Euro Guthaben bei Poths Amtsantritt: „Eigentlich war es viel weniger Geld, weil es einen Investitionsrückstau gab und viele Rechnungen noch nicht beglichen waren. Der vorherige Vorstand konnte zwar nichts dafür, aber er hat mir einen finanziellen Saustall hinterlassen. Das Geld ist aufgebraucht.”