Beerbaum: "Das ist kein Streichelzoo"

Olympiasieger rechtfertigt seine umstrittenen Doping-Aussagen und findet die Auflösung der Nationalkader gar nicht schlecht.
Herr Beerbaum, die FN hat alle Spitzenkader aufgelöst, und Sie dürfen im Nationenpreis nicht mehr starten. Was halten Sie von den Maßnahmen des Verbandes in der Doping-Debatte?
LUDGER BEERBAUM: Ich sehe viel Positives an der Entscheidung. Endlich werden alle Beteiligten von einer unabhängigen Kommission befragt und berurteilt. Es ist wichtig, dass so etwas passierte.
Schmerzt Sie die Suspendierung für die Nationenpreise?
Ich habe das zur Kenntnis genommen. Vielleicht hätte man da bei der Mitteilung durch den Verband eine andere Wortwahl finden können. Vielleicht hätte man sagen können, dass meine Teilnahme ruhen würde. Sonst werde ich aber weiter bei Turnieren starten
Auch Sie müssen sich demnächst vor der unabhängigen Kommission verantworten. Wie stehen Sie dazu?
Dem sehe ich gelassen entgegen. Ich werde denen ganz klar die Missstände in unserem Sport aufzeigen. Die Leute müssen endlich verstehen, dass unsere Pferde harten Anforderungen ausgesetzt sind, sich verletzen können und Behandlungen benötigen. Wir machen Leistungssport und keinen Streichelzoo. Wir brauchen klare Regeln für die Benutzung von Artzney. Und wenn das alle am Ende verstehen, bin ich zufrieden.
Befürchten Sie, dass die Europameisterschaften Ende August als Saisonhöhepunkt ohne Sie stattfinden?
Nein, das glaube ich nicht. Ich werde ja hoffentlich nicht der letzte Kandidat sein, den man befragt. Ich sehe in der Anhörung für mich eine riesige Chance, meinen Standpunkt vertreten zu können.
Angeblich hat der Verband auch unter dem Druck des Fernsehens gehandelt, das zur weiteren Übertragung einen sauberen Sport verlangt ...
Auch in dem Punkt hat man jetzt eine Möglichkeit zum Neuanfang. Das Fernsehen sagt schon seit längerer Zeit, dass unsere Quoten nicht gut sind. Es war mal die Rede davon, dass unsere Turniere zehn Prozent Einschaltquote erreichen müssten. Das haben wir mehrmals verpasst.
Bereuen Sie Ihre Aussagen vom Wochenende, als Sie zugaben, im Umgang mit Medikationen nicht immer die Regeln eingehalten zu haben?
Nein, ganz im Gegenteil. Auch wenn ich nie geahnt hätte, welche Wellen dieses Interview schlagen würde. Aber dadurch ist jetzt wenigstens etwas passiert. Seit fünf Jahren, seit den Doping-Vorfällen bei Olympia 2004, reichen wir eine heiße Kartoffel von einem zum anderen weiter, ohne irgendwelche Konsequenzen. Nun tut sich etwas.