Becker: Viel schlechter stand deutscher Tennis nie da
MÜNCHEN - Tennis-Lichtgestalt Boris Becker hat nach dem Ausscheiden von Tommy Haas bei den Australian Open scharfe Kritik an seinen Nachfolgern und Funktionären geübt.
Der dreimalige Wimbledon-Sieger Boris Becker hat nach dem schlechten Abschneiden bei den Australian Open scharfe Kritik an den deutschen Profis und dem Deutschen Tennis Bund (DTB) geübt. „Viel schlechter stand unser Tennis in seiner Geschichte wohl noch nie da“, sagte der 41-Jährige in einem Interview der „Bild am Sonntag“. Von anfangs 20 DTB-Akteuren war als Letzter am Samstag Thomas Haas gegen den Weltranglisten-Ersten Rafael Nadal aus Spanien bei dem Grand-Slam-Turnier in Melbourne ausgeschieden.
Er hoffe, dass der 31 Jahre alte Nicolas Kiefer und der ein Jahr jüngere Haas „noch eine Weile spielen“, sagte der frühere Weltranglisten-Erste aus Leimen. Sorgen bereite ihm der Nachwuchs. „Es gibt keinen 19- oder 20-Jährigen, den ich in letzter Zeit auf dem Center Court in Wimbledon, bei den US Open oder den Australian Open gesehen habe“, sagte Becker. „Und: Es gibt keinen jungen deutschen Spieler, der Federer oder Nadal mal einen Satz abgenommen hat.“ Er vermisse die „Teenager, die sportlich verrückte Dinge auf dem Tennisplatz anstellen“. Auch für die Zukunft sieht Becker in dieser Hinsicht schwarz. „Der Zug ist leider ohne uns abgefahren, wir befinden uns in einer Dürrezeit“, erklärte er weiter.
Dem DTB warf der ehemalige Chairman des Rothenbaum-Turniers in Hamburg, das gerade seinen Masters-Status verloren hat, „fahrlässig gehandelt„ zu haben. „Beim DTB hat man international auf die falschen Partner gesetzt.“ Der DTB müsse sich fragen, „ob er aus den Fehlern der letzten zehn Jahre etwas gelernt hat und daraus nicht Konsequenzen ziehen sollte. Meines Erachtens müsste sich der Verband sportpolitisch ganz neu aufstellen“, sagte Becker. „Mir fehlt eine klare Handschrift im sportlichen wie im politischen Bereich des DTB.“