Beckenbauer: „Das ging zu weit, Wasi!”
Die AZ trifft Franz Beckenbauer in Schladming. Ein launiges Gespräch über Marias WM-Titel, Wasmeiers Kritik und die eigenen Skikünste: „Jetzt kommt er wieder, der Motorradl-Fahrer!”
AZ: Herr Beckenbauer, wie haben Sie Marias Abfahrt und dieses spannende Rennen im Zielraum erlebt?
FRANZ BECKENBAUER: Ich bin ja sehr selten bei solchen Ski-Events und muss sagen: Ich war nervöser als bei jedem Fußballspiel. Weil das alles so knapp ist. Durch den Weltmeistertitel hat die Maria jetzt auch das nötige Selbstvertrauen – und das Glück: Zur Vierten waren es ja nur vier Hundertstelsekunden! Dann schaut die Welt wieder anders aus. Und so hat sie jetzt eine Gold- und eine Bronzemedaille: Besser kann's nicht sein. Sie ist Weltmeisterin – mehr kannst Du nicht werden. Und das, obwohl sie ja auch nicht gerade das erfolgreichste Jahr ihrer Karriere hatte. Aber sie ist halt einer dieser Menschen, die sich besonders konzentrieren können und dann in dem Moment, wo sie gebraucht werden, da sind.
Recht herbe Kritik gab es ja von TV-Experte Markus Wasmeier, ausgerechnet einen Tag vor WM-Beginn, als er sagte, bei Maria „passt es im Kopf derzeit nicht”.
Ich weiß auch nicht. Da hat er sich keinen Gefallen getan. Man kann kritische Anmerkungen machen, aber das ging ein bissl zu weit. Die haben jetzt dann nach der Weltmeisterschaft Zeit, sich mal an einen Tisch zu setzen, und ich hoffe, dass das wieder zur Normalität zurückführt.
Wann waren Sie denn zuletzt bei einem Rennen von Maria?
Vor zwei Jahren, bei der WM in Garmisch. Da war ich zum ersten Mal überhaupt bei einer Ski-WM. Da ist Maria ein paar Mal Dritte geworden, für Gold hat's da nicht gereicht. Aber da hab' ich mich natürlich beeindrucken lassen, von anderen Rennläufern und der Umgebung. Aber heute war ich sehr fixiert auf das Rennen. Wie gesagt: angespannter als bei jedem Fußballspiel - es sei denn Bayern ist im Endspiel um die Champions League. Ich muss schon sagen: Den Organisatoren ist da sehr Gutes gelungen. Oder wie sehen Sie das?
Jetzt, wo Sie das Kaiser-Wetter mitgebracht haben...
Schade ist halt, dass die Lindsey Vonn verletzt ist. So ein Wettbewerb lebt ja auch von den Super-Stars, und die Lindsey Vonn ist halt ein Super-Star. Wenn die nicht mehr dabei ist, dann fehlt halt was.
Wie sieht's denn mit Ihrer eigenen Ski-Karriere aus? Die kam ja wahrscheinlich nie so richtig ins Rollen.
Ich hab' erst angefangen, als ich aufgehört habe mit dem Fußball, mit 38. Vorher durfte ich ja nicht!
Ihr erster Skilehrer?
In Kitzbühel war das. Wie hieß er denn? Der Ernstl Dachser! Dann Hansi Hinterseer, der Sailer Toni, Pravda Christian und so weiter. Der Pravda war das Vorbild der Kitzbühler schlechthin. Der Hero. Der hat über mich immer gesagt: 'Jetzt kommt er wieder, der Motorradl-Fahrer' - weil ich immer so hintendrin gesessen bin auf den Skiern. Wenn du mit 38 noch sowas anfängst, läufst du halt hinterher.
Wie oft stehen Sie auf den Skiern?
Ich habe ja noch mein Haus in Kitzbühel und auch noch eins hier ums Eck in Obertauern. Jetzt sind wir diese Woche da, weil die Kinder Ferien haben. Da fahren wir schon mal.
Was für einen Ski fahren Sie? So einen kernigen Carver?
Mei, ich fahre halt meinem Alter entsprechend (lacht).
Viel zum Lachen haben derzeit ja auch die Bayern-Fans.
Die anderen spielen auch dementsprechend. Nicht nur die eigene Leistung stimmt, sondern auch die Schwäche der Anderen. In den letzten Jahren haben die Bayern das mitgemacht. Da waren sie die Leidtragenden, die gewaltige Schwächeperioden hatten. Das haben sie jetzt nicht mehr. Das ist sensationell, wie die das derzeit runterspielen. Es passt und schaut auch gut aus. Es lässt sich auch keiner hängen, weil er genau weiß, wenn er sich hängen lässt, ist sofort der nächste da. Das ist schon gut.
Ersatzstürmer Mario Gomez vermisst ein klares Bekenntnis des Klubs zu ihm.
Es ist nicht leicht für ihn. Dass man vom Klub eine klare Aussage macht: Ja, von seiner Sicht aus ist das verständlich. Aber da muss man jetzt mal schauen.
Interview: Thomas Becker