Bayerns Homan: "An mir ist nichts Bösartiges"

Bayern-Basketballer Homan ist für sein aggressives Spiel berüchtigt. Hier kämpft er gegen sein Rüpel-Image – und zeigt seine sanfte Seite: „Ich bin ein Familienmensch”
von  Julian Galinski
Jared Homan - Topscorer der Bayern gegen Ulm.
Jared Homan - Topscorer der Bayern gegen Ulm. © sapics/augenklick

AZ: Herr Homan, Sie haben am Montag beim Spiel gegen den Mitteldeutschen BC für Aufruhr gesorgt – indem Sie Ihren Gegenspieler ungeahndet mit dem Ellbogen im Gesicht trafen. Im Fernsehen sah das nach Absicht aus.

JARED HOMAN: Im Grunde war das eine ganz normale Situation. Ich blocke meinen Gegner aus. Wenn ich die Arme nicht oben habe, kann ich beim Rebound nicht schnell genug reagieren – und kriege den Abpraller vielleicht ins Gesicht. Mich hat in diesem Fall vor allem der ignorante Kommentator (Frank Buschmann, d. Red.) gestört.

Inwiefern?

Weil er aus der Szene eine große Sache machen wollte. Vielleicht sah sie im Fernsehen gefährlich aus. Aber er hat keine Ahnung von meinem Spiel, ich empfinde so etwas als unprofessionell. Es wurde ja nicht mal ein Foul gepfiffen. Das ist Teil des Spiels, vor allem unter dem Korb. Ich wurde selbst schon nach ein paar Treffern genäht.

Mit Ihrem Spiel machen Sie sich angreifbar – Ihnen wird Unfairness unterstellt.

Dieses Problem habe ich in Deutschland zum ersten Mal. Aber ich bin sicher nicht der einzige in der Liga, der körperlich hart spielt. Von mir aus sollen sie alle reden – an mir ist nichts Bösartiges. Meine Stärke ist, dass ich kräftig bin - und diese Stärke nutze ich. Einem Spieler, der besonders hoch springen kann, würde man das auch nicht verbieten.

Manchmal wirken Sie so, als ob Sie zu viel wollen.

Auf der einen Seite versuche ich so gut es geht die Ruhe zu bewahren. Aber viele gegnerische Mannschaften üben großen Druck auf mich aus. Wenn sie mich mit zwei Gegenspielern verteidigen kann manchmal unnötige Hektik aufkommen.

Sie gelten als jemand, der das Leben genießt. Hatten Sie auch auf dem Oktoberfest eine gute Zeit?

Ich hatte leider nicht die Chance, das Ganze wirklich zu erleben. Das meiste habe ich von Freunden mitbekommen.

Wir wissen, dass sie den ersten Sieg gegen Gießen auf der Wiesn gefeiert haben.

Oh – ja, wir sind ein, zwei Stunden dort gewesen. Einmal war ich Tyrese Rice und seinem kleinen Sohn dort. Der Junge ist fast wie ein Teammitglied! Für einen Sponsoren waren wir auf dem Landwirtschaftsfest. Für mich als Farmerjungen war das großartig. Vieles kannte ich von dem Hof meiner Familie in Iowa.

Rice ist alleinerziehender Vater, er hat seinen Sohn immer bei sich. Vermissen Sie Ihre Familie?

Ja. Mein Bruder hat diese Woche eine kleine Tochter bekommen. Und es ist hart, das Baby nicht sehen und halten zu können. Ich bin ein Familienmensch. Mein Bruder hat vier Kinder, ich habe zwei Schwestern und unzählige Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten. Mein Vater hat zehn Geschwister.

Brandon Thomas’ Familie ist mittlerweile auch hier.

Und Lawrence Roberts' Frau hat gerade Zwillinge bekommen, Chevon Troutman hat einen Sohn. Ich bin der einzige Amerikaner ohne Kinder. Da fühle ich mich fast schon ein bisschen außen vor.

Uli Hoeneß hat nach der Entlassung von Dirk Bauermann die Fitness der Mannschaft kritisiert. Sind Sie und ihre Mitspieler in Form?

Bauermann ist ein guter Coach und ich habe großen Respekt vor ihm. Aber manchmal hätten wir vielleicht mehr trainieren können.

Ein anderer Entlassungsgrund war, dass die Mannschaft zu oft feiern war.

Es gibt verschiedene Typen. Die einen sind bei ihrer Familie, andere gehen manchmal weg. Wichtig ist, dass man so oder so seine Arbeit macht und immer vorbereitet zum Training erscheint.

Es ist polizeilich dokumentiert, dass Sie in der Milchbar in eine Schlägerei geraten sind – Ihr Ruf ist nicht der Beste.

Ein Vorfall macht keine Person aus. 99 Prozent der Menschen, die über mich urteilen, kennen mich überhaupt nicht. Mich interessiert nur die Meinung derer, die mich wirklich kennen. Ich habe jedenfalls gelernt, dass man als Spieler dieses Vereins von außerhalb mit dem Mikroskop betrachtet wird.

Sie tragen gerade Flip-Flops. Es ist Mitte Oktober.

Ich ziehe die erst aus, wenn es schneit!

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