Bayerns Club starten in DEL-Saison

Für die fünf bayerischen Eishockey-Erstligisten beginnt am Freitag die neue DEL-Saison. Während Meister Ingolstadt nach etlichen Ab- und Zugängen noch bescheiden bleibt, reden die Münchner bereits vom Titel. In Nürnberg liegt der Fokus auf zwei erfahrenen Brüdern.
München - Der Titelverteidiger als Underdog, der zuletzt enttäuschende Liga-Krösus unter gewaltigem Erfolgsdruck und zwei Brüder als Teamkollegen mit hohen Zielen und etwas Torschlusspanik: Mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen starten die fünf bayerischen Clubs in die neue Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Wenn am Freitag (19.30 Uhr) mit den ersten Bullys die Sommerpause beendet wird, blicken Fans und Experten vor allem gespannt auf Meister ERC Ingolstadt und den EHC München.
Mit dem Titel der Ingolstädter hatte in der vergangenen Spielzeit kaum jemand gerechnet - nun gilt es für die Panther, die schwere Last als Champion zu schultern. "Bis Weihnachten muss unser Ziel sein, uns unter den ersten Sechs zu platzieren", betonte der neue ERC-Coach Larry Huras. Sein augenscheinlicher Plan: Relativ unbeobachtet im hinteren Spitzenfeld gen Playoffs ziehen. Zu Jahresbeginn hatten die Ingolstädter sogar als Hauptrundenneunte ihren Siegeszug gestartet.
Vom Meisterteam ist allerdings nur noch etwa die Hälfte übrig, viele Stars und auch Trainer Niklas Sundblad verließen die Oberbayern im Sommer. Entsprechend wenig Angst scheinen die Panther, die am Freitag beim einstigen Branchenprimus Adler Mannheim gastieren, vor der 21. Spielzeit zu versprühen: In einer dpa-Umfrage unter den 14 DEL-Coaches zählten nur zwei die Ingolstädter zu den Titelkandidaten.
Deutlich mehr wird da schon dem EHC München zugetraut, dem seit zwei Jahren von Red Bull finanzierten Team aus der Landeshauptstadt. Der Brauseriese aus Österreich hält nicht viel vom Verlieren, Trainer Don Jackson hält nichts von Bescheidenheit. "Der EHC Red Bull München wird Meister", tönte der einstige Berliner Meistermacher vor dem ersten Pflichtmatch bei den Hamburg Freezers.
Nach den Enttäuschungen der vergangenen Jahren rüsteten die Münchner auf und holten unter anderem Nationalmannschaftskapitän Michael Wolf aus Iserlohn an die Isar. Der Sturm-Routinier bleibt zurückhaltend und zählt Mannheim und Köln zu den ersten Titelanwärtern. "In unserer Mannschaft steckt aber sicher das Potenzial, unter die ersten Sechs reinzufahren", sagte Wolf dem "Münchner Merkur" (Donnerstag).
Die ersten Sechs reichen Tray Tuomie nicht, der Trainer der Nürnberg Ice Tigers will ins Halbfinale. Bei den Franken sollen es Geschwister richten: Torhüter Jochen Reimer kam im Sommer aus München und steht künftig mit dem älteren Bruder Patrick auf dem Eis. Für den Stürmer bringt die Konstellation noch einmal mehr Motivation. "Vielleicht ist das so ein Beschützerding", sagte er den "Nürnberger Nachrichten". Nürnberg bestreitet den Auftakt bei den Schwenninger Wild Wings.
Seit zehn Jahren sind die Reimers in der DEL aktiv - den Titel haben aber beide noch nie ergattert. Mit den Ice Tigers soll es nun endlich klappen. "Ich will deutscher Meister werden, das will ich wirklich", sagte Patrick Reimer, der im Dezember 32 Jahre alt wird. "Jetzt ist es mir definitiv bewusst, dass es bald passieren muss."
An Meisterehren denken die Augsburger Panther und Straubing Tigers nicht. Für beide Teams wäre nach einer jeweils schwachen Vorsaison schon der Einzug in die Pre-Playoffs - also Platz sieben bis zehn nach der Hauptrunde - ein Erfolg. Panther-Coach Larry Mitchell setzt auf internationale Erfahrung, neben Ex-NHL-Goalie Chris Mason soll Rückkehrer Arvids Rekis die Defensive stärken. Gegen Ex-Meister Eisbären Berlin dürfte die Abwehr gleich zu Beginn im Fokus stehen.
Eine Hiobsbotschaft trudelte in Straubing schon vor dem Auftaktbully gegen Vizechampion Kölner Haie ein. Thomas Brandl fällt mit einem Teilanriss des Kreuzbandes länger aus, die Sturm-Hoffnung dürfte kaum zu ersetzen sein. Eine Saisonprognose kommt dem neuen Trainer Rob Wilson nur schwer über die Lippen. "Ich kann doch schlecht sagen, ich will mit Straubing Meister werden, das ist doch unrealistisch. Genauso wäre ich ein schlechter Trainer, wenn ich sagen würde, ich bin mit dem vorletzten Platz zufrieden", meinte er.