Bayern-Vizepräsident Bernd Rauch im Interview: „Wir wecken München“

Warum die Basketballer bald in die große Olympiahalle ziehen – und Dirk Nowitzki sogar umsonst für den FC Bayern spielen würde.
AZ: Herr Rauch, Ihre Basketballer wurden auf der Mitgliederversammlung genauso umjubelt wie die Fußballer. Wie kommt das?
BERND RAUCH: Wir haben seit Jahren darauf hingearbeitet, dass auch die Hardcore-Fußball-Fans im Verein soweit sind und sagen: Das schauen wir uns einmal an.
Auch außerhalb des Vereins ist der Zuspruch groß. Die umgebaute Olympia-Eishalle ist bisher immer ausverkauft.
Wir haben unser Anliegen ja auch in die Region hinaus getragen, 90 Vereine angesprochen und mehr als 20 Arbeitsgemeinschaften an Schulen gegründet. Die Message ist: Dass wir es ernst meinen.
Kommen auch Fußball-Fans?
Wir haben unseren Fanblock, das ist eine Supertruppe. 2000 plus X war mein Ziel. Jetzt waren wir bisher immer ausverkauft mit 3200 Leuten.
Wie viele haben Freikarten?
Wir verschenken nichts, wir verkaufen. Aber immer nur auf einem preislichen Niveau, das sich eine junge Familie problemlos den Eintritt leisten kann. Um diese Leute geht es uns. Wir wollen München wecken. Die Basketballkenner, die einen Hamann oder Greene lieben, die wären sowieso gekommen.
Beim Spitzenspiel gegen Osnabrück am 11. Dezember werden Sie sogar schon die Zuschauerkapazität erhöhen.
Dass wir schon Leute heimschicken mussten, war ein Ärgernis. Deshalb machen wir jetzt die Südtribüne auf.
Wie sehen die nächsten Schritte aus? Wie viel Potential sehen Sie im Basketball?
Wir brauchen nach dem Aufstieg in der kommenden Saison in der Basketball-Bundeliga mindestens 6000 Zuschauer im Schnitt. Bei den Spitzenspielen muss das Ding voll sein. Wenn ich eine Spitzensportart ehrlich entwickle, nehmen’s die Leute an.
Ehrlicher und mehr aus sich selbst heraus gewachsen als der EHC München geht wohl nicht. Trotzdem scheint es, als wäre in München beim Eishockey bei 4000, 5000 Zuschauern im Schnitt Schluss – während in Berlin fast 14000 kommen. Warum soll Basketball funktionieren?
Wir leben beim FC Bayern von 160.000 Mitgliedern, zusätzlich von 190.000 Mitgliedern in den Fanclubs. Wir sind stärker als die CSU in Bayern. Auch Dirk Bauermann (Bayerns Basketballcaoch, zugleich Bundestrainer, d. Red.) hat die Marke FC Bayern interessiert. Die Sportnation in Deutschland muss Interesse haben, wenn der FC Bayern solch ein Projekt fördert.
Können Sie beziffern, wie viel in München möglich ist?
Wenn Alba Berlin die Halle mit 10.000 ausverkauft, sehe ich keinen Grund, dass wir sie nicht auch mit 10.000 ausverkaufen. Gegen Würzburg im Februar wollen wir testen, ob es auch in der großen Olympiahalle klappt. Wir arbeiten mit dem Olympiapark an diesem Thema. Das ist eine große Chance für München.
Was ist mit einer Multifunktionshalle, die im Falle des Olympia-Zuschlags für München 2018 gebaut würde. Wie schnell könnte die stehen?
Je schneller, desto besser.
Und dann wird ja schon über ein Gastspiel von Dirk Nowitzki gemunkelt, sollte es in der NBA in der kommenden Saison zum Streik kommen.
Das ist doch ein tolles, emotionales Thema. Ein Mensch, der bei den olympischen Spielen die Fahne trägt, der sich als absolute Vorbildpersönlichkeit zeigt. Wenn der nach Deutschland kommen würde, wäre es eine Bereicherung für die gesamte Gesellschaft. Von uns ganz abgesehen.
Würden Sie sich um ihn bemühen? Kann man ihn bezahlen? Er hat Bauermann hier, er hat seine Freunde aus der Nationalmannschaft hier...
...deshalb gehe ich davon aus, er würde umsonst spielen. Er hat alles auf der Welt – nur das FC-Bayern-Emblem noch nicht im Herzen (lacht). Er sieht doch auch: Hey, wir bauen in Deutschland etwas auf. Aber langsam, wir machen das Schritt für Schritt.
Die Fortschritte und der Erfolg des FC Bayern polarisieren sehr stark. Man kennt das vom Fußball. Befürchten Sie derartige Zustände auch beim Basketball?
Reibung erhöht die Qualität. In den gegnerischen Hallen ist oft die Hölle los. Aber wenn wir als FC Bayern die Hallen füllen, dann hat Sport-Deutschland etwas davon. Wir haben eine gesellschaftliche und sozialpolitische Verantwortung. Wir müssen mehr sein als eine Bundesligamannschaft.
Der Druck wird kommende Saison sicher nicht kleiner. Ein Spitzenplatz wird von Anfang an verlangt werden.
Ich habe immer mit Druck gelebt, ich könnte gar nicht ohne. Man muss nur aufpassen, dass er nicht unmenschlich wird. Ich denke, Dirk Bauermann könnte auch gar nicht anders leben.
Also dann gleich die Meisterschaft in der ersten BBL-Saison?
Oh, wäre das schön. Dirk Bauermann möchte ja so gerne auch mal auf den Balkon.
Mit Nowitzki?
Mit wem auch immer, Hauptsache hoch.
Interview: Gunnar Jans und Julian Galinski