Bayern-Star in Angst
Die Basketballer haben Yotam Halperin im Sommer als neuen Top-Star eingekauft. Bisher enttäuschte der Israeli allerdings – die drohende Eskalation des Krieges in seiner Heimat macht ihm zudem Sorgen
MÜNCHEN Null Punkte. Ausgerechnet am vergangenen Sonntag gegen Bamberg, im bayerischen Prestige-Duell der Basketball-Bundesliga, live im Fernsehen. Die Leistungen von Yotam Halperin, Star-Zugang der Basketballer des FC Bayern und einer der Topverdiener in der Liga, schwankten bisher von halbwegs ordentlich bis enttäuschend. Wirklich überzeugt hat er noch nicht.
„Dafür ist niemand anderes verantwortlich als ich selbst”, sagt Halperin (28). Er möchte keine Ausreden gelten lassen. Nicht einmal, dass in seiner Heimat Raketen einschlagen und ein offener Krieg droht. „Die derzeitige Lage in Israel bedrückt mich”, gibt Halperin zu. Die Bayern stellten ihm frei, gegen Bamberg zu spielen. Er wollte unbedingt.
Aber die Angst vor einer Eskalation lähmt ihn. Sein Bruder würde dann wahrscheinlich in den Militärdienst eingezogen werden. „Natürlich bin ich besorgt. Viele Menschen auf der Welt sind durch die Situation beunruhigt”, sagt Halperin.
Der Israeli gehört zu den deutlich sensibleren Basketballprofis. Und vor allem daran gemessen, dass die Bayern ihn als Anführer und absoluten Leistungsträger eingekauft haben, krankt er bisher an einem großen Problem: Er ist zu nett. „Seit meinem ersten Schritt auf ein Basketballfeld sagen mir die Leute, dass ich zu selbstlos bin und mich zu sehr um die anderen als um mich selbst kümmere”, sagt Halperin. „Ich denke nicht, dass das eine schlechte Eigenschaft ist. Aber manchmal schadet sie mir.”
Dass der Guard auf europäischem Spitzenniveau Basketball spielen kann, hat er längst bewiesen, bei Maccabi Tel Aviv, Olympiakos Piräus und als Kapitän der israelischen Nationalmannschaft. Halperin ist ein Spieler wie Öl in einem Getriebe: Passen die Teile, läuft es mit ihm noch besser. Der entscheidende Mann zu sein, ist er nicht gewohnt. Will er aber lernen. „Ich kann meinen Charakter nicht ändern. Aber ich werde bestimmte Verhaltensweisen ändern”, sagt Halperin.
„Wir erwarten mehr von ihm, das ist klar”, sagt Sportdirektor Marko Pesic. „Aber es gibt objektive Gründe wie den langen Sommer mit der Nationalmannschaft oder seine damalige Fußverletzung, warum er noch nicht das zeigt, was er kann.” Beim FC Bayern glauben sie fest an Halperin. „Wir haben nicht die geringsten Zweifel”, sagt Pesic. „Er ist ein Spieler wie Javi Martínez. Er braucht ein bisschen Zeit, aber dann werden wir sehr viel Freude an ihm haben.”
Die Entwicklung in Israel kann er nicht beeinflussen. Seine Leistung beim FC Bayern schon. „Das ist etwas, was ich ganz alleine hinkriegen muss”, sagt Halperin. „Aber ich werde es schaffen, das weiß ich.”