Bayern-Pleite: Eine Ohrfeige zum Aufwachen
Nach der Pleite gegen Aufsteiger Göttingen knöpft sich Bayern-Coach Svetislav Pesic das Team vor: „Das hat mir gar nicht gefallen!“
München - Bayern-Trainer Svetislav Pesic ließ auf sich warten. Dabei gab es Gesprächsbedarf. Seine Mannschaft, der amtierende Meister, hatte mit 14 Punkten Differenz (81:95) gegen Göttingen verloren. Gegen den Aufsteiger. Doch erst hatte er eben seinem Team so einiges zu sagen, ehe er sich der Öffentlichkeit stellte. Pesic, an der Außenlinie immer Vulkan, wirkte äußerlich ruhig. So, als hätte er es kommen sehen.
In Barcelona hatte die Mannschaft stark gespielt, knapp verloren und das Spiel zu positiv reflektiert. „Wir haben das Spiel verloren und waren zufrieden. Das hat mir überhaupt nicht gefallen“, schimpfte Trainer Pesic und warnte mit drastischen und wenig feinfühligen Worten: „Zufriedenheit im Spitzensport ist wie Krebs.“
Wer gegen den Europa-Giganten Barcelona mithalten kann, sollte in der Bundesliga keine Probleme haben. Ein gefährlicher Gedanke, ein trügerischer, ein falscher. Pesic: „Die Spieler denken, sie können nicht verlieren, denken, wir machen irgendwann in der zweiten Halbzeit den Sack zu.“
Bisher war in der Liga genau das geschehen – gegen Göttingen nicht. „Wenn wir darauf warten, werden wir in der Bundesliga keinen Blumentopf gewinnen“, räumt Aufbauspieler Heiko Schaffartzik ein.
Trainer Pesic sprach ausführlich über die mangelnde Einstellung im Team, die auch Schaffartzik offen anspricht: „Bei uns hat auf jeden Fall von Anfang an etwas nicht gestimmt. Als wir dann endlich wollten und in der zweiten Halbzeit gekämpft haben, ging es nicht mehr, weil die Göttinger sich in eine Art Rausch gespielt hatten.“
Von Kraftproblemen wegen der grassierenden Grippe und der kurzen Regenerationszeit nach dem Spiel in Barcelona will Schaffartzik nichts hören: „Wenn wir das als Ausrede nehmen, können wir gleich einpacken.“
Trainer Pesic hofft auf eine reinigende Wirkung der Niederlage, nach der man die Dinge wieder „realistisch“ sehen kann. Schaffartzik: „Ich hoffe, das ist für uns Spieler eine Art Ohrfeige, wir wachen davon auf und verstehen, dass man tatsächlich jedes Spiel in der Bundesliga verlieren kann.“
Der nächste Gegner heißt am Sonntag Bremerhaven, ein weiterer „Einstellungstest“ für Bayern. Am Donnerstag kommt mit Panathinaikos Athen der vierfache Euroleague-Sieger nach München – ein Kaliber wie Barcelona. Das könnte dem FC Bayern bezüglich der Einstellung sogar entgegenkommen.