Bayern gegen Madrid: Der Klassiker ruft

Real Madrid gegen den FC Bayern: Im Fußball ein Spitzenduell – im Basketball ist man noch nicht auf Augenhöhe. Am Donnerstag treffen die beiden Kontrahenten in der Basketball-Euroleague aufeinander. Lesen Sie dazu den AZ-Vergleich.
München - Klarer könnten die Vorzeichen kaum sein: Der FC Bayern steht mit zwei Siegen und einer Niederlage voll im Soll – Titelverteidiger Real Madrid hat mit zwei Niederlagen und nur einem Sieg einen Fehlstart hingelegt und ist am Donnerstag (20.45 Uhr, telekombasketball.de) zum Siegen verpflichtet. „Wir fahren nicht nach Madrid, um zu gewinnen, das wäre zu optimistisch“, bremst Bayern-Trainer Svetislav Pesic. „Wir wollen sehen, wie wir gegen eine der besten Offensivmannschaften Europas bestehen können.“ Die bisherige Bilanz kann sich durchaus sehen lassen.
In Madrid kamen die Bayern vor zwei Jahren in der Euroleague unter die Räder (111:87), beim Rückspiel konnten sie Real in einem der besten Spiele der jüngeren Vereinsgeschichte mit 85:83 niederringen. Zum Duell Bayern gegen Real nimmt die AZ beide Klubs unter die Lupe.
Die Vereine
Mit einem Wert von circa drei Milliarden Euro ist Real Madrid laut „Forbes“ der wertvollste Verein der Welt, der FC Bayern belegt mit gut zwei Milliarden Platz 11. Bei den Mitgliedern hat der FC Bayern dafür die Nase vorn: Er muss sich mit inzwischen fast 260 000 nur Benfica Lissabon (270 000) geschlagen geben. Real hat mit 100 000 Mitgliedern deutlich das Nachsehen. Aushängeschild beider Klubs ist die Fußballabteilung.
In Madrid überstrahlt Cristiano Ronaldo alles, er schaute mit seinen Teamkollegen Pepe und Marcelo den Basketballern schon vom Spielfeldrand aus zu. Beim FC Bayern sind mehrere Fußballstars Basketball-Stammgäste. Trainer Pep Guardiola und die Spieler Javi Martínez, Arjen Robben und Sebastian Rode schauen regelmäßig im Dome vorbei, Sportvorstand Matthias Sammer lässt sich kaum ein Spiel entgehen.
Die Basketballer
1954 und 1955 feierte der FC Bayern zwei Meisterschaften im Basketball, verschwand nach dem Pokalsieg 1968 aber lange Zeit von der großen Bühne – und meldete sich erst mit dem Bundesliga-Aufstieg 2011 zurück, gekrönt mit der Meisterschaft 2014. Real Madrid hingegen gehört schon immer zur europäischen Elite. Mit acht Titeln ist Real Madrid auch im Basketball Rekordsieger im Europapokal der Landesmeister.
Den im Jahr 2000 gestarteten Nachfolgewettbewerb, die Euroleague, konnte Real allerdings erst vergangene Saison zum ersten Mal gewinnen. Der große Unterschied: „Real lebt von den wirtschaftlichen Möglichkeiten des Fußballklubs“, sagt Svetislav Pesic. Die Real-Basketballer werden von der Fußballabteilung mitfinanziert. In München nutzt man dagegen nur die Kontakte der Fußballkollegen. „Wir sind der FC Bayern Basketball, wir haben unser eigenes Budget, das erwirtschaften wir alleine und bekommen das nicht von den Fußballern."
Die Stars
Für Real Madrid spielen reihenweise europäische Top-Spieler. Die Säulen des Teams von Trainer und Vereinslegende Pablo Laso sind Sergio Rodriguez und Sergio Llull – kaum ein Team in Europa kann die beiden Ballzauberer stoppen. Besonders angetan hat es Bayerntrainer Pesic aber Routinier Felipe Reyes. Seit seinem Wechsel von Estudiantes im Jahr 2004 spielt der heute 35-Jährige bei Real unter dem Korb. „Wenn Reyes damals zu Barcelona gekommen wäre, wäre ich vielleicht immer noch dort. Er ist mein Lieblingsspieler“, schwärmt Pesic.
Einen Euroleague-Champion konnte Pesic diesen Sommer für sich gewinnen, nachdem bei Real wegen der Ausländerregelung kein Platz mehr für ihn war: K.C. Rivers gehört jetzt zu den Top-Stars der Bayern. Deren größte Offensiv-Waffen sind Nihad Djedovic, der von 2007 bis 2012 bei Reals Erzrivale FC Barcelona ausgebildet wurde, und Dusko Savanovic, der mit sechs Euroleague-Teilnahmen die größte Erfahrung mitbringt. Herz der Bayern-Mannschaft ist Bryce Taylor, der als Top-Verteidiger jeden stoppen kann – und sich wie kein anderer Spieler zum FC Bayern bekennt.