Bayern gegen Gala: Sieg auf dem Zahnfleisch

Bayerns Basketballer schlagen den Favoriten Galatasaray und wollen „Geschichte schreiben“.
München - "Ich war richtig krank, bin eigentlich immer noch krank, habe seit Tagen nichts Handfestes zu mir genommen, nur Medizin und Proteinshakes.“ Soweit die Eigendiagnose von Dusko Savanovic. Und so einer soll der Matchwinner in einem Eurocup-Viertelfinale gegen „eine der derzeit besten Mannschaften in Europa“ (Svetislav Pesic) sein?
Genau das war der Serbe. Eine Woche lang hatte der Power Forward des FC Bayern mit einem Magen-Darm-Virus flachgelegen. Doch gegen das türkische Spitzenteam kam der 2,04-Meter-Mann mit Power zurück: 19 Punkte trug er zum 99:89-Sieg bei, nur einen weniger als Deon Thompson. Den hatte zuletzt eine Wadenverletzung lahmgelegt. Coach Pesic wunderte sich: „Fast 40 Punkte von zwei Jungs, die sieben Tage nicht trainiert haben: Gratulation an meine Spieler! Wir haben Qualitäts-Basketball erlebt. Ein Vorsprung von zehn Punkten bringt uns für das Rückspiel Hoffnung und Selbstvertrauen. Wir wollen Geschichte schreiben!“
Sollte sich sein Team am kommenden Dienstag (19 Uhr) in Istanbul durchsetzen, wäre das in der Tat eine Sensation. Nicht nur weil Galatasaray laut Pesic mit Borussia Dortmund zu vergleichen ist, sondern weil seine Truppe, was die körperliche Verfassung angeht, auf dem Zahnfleisch daherkommt. Nihad Djedovic fällt immer noch aus, Savanovic und Thompson waren zuletzt malade, Paul Zipser leidet an Rücken-, Alex Renfroe an Fuß-Problemen, die Neulinge Vitalis Chikoko und Chad Toppert sind im Euro-Cup nicht spielberechtigt: mäßig gute Voraussetzungen für Matches gegen die wesentlich besser aufgestellten Türken.
Dank einer aufopferungsvollen Defense gelang es den Bayern, mit einem Zehn-Punkte-Vorsprung ins Rückspiel zu gehen. Dort erwartet die Pesic-Truppe nun ein Hexenkessel mit 15 000 Fans. „Das wird ein heißes Game“, prophezeit der Bayern-Coach. In der vergangenen Saison hatten Galatasaray-Fans im Audi Dome 60 Sitzschalen aus der Verankerung gerissen. Einen Kerl wie Dusko Savanovic beeindruckt so etwa überhaupt nicht, wie er sagt. „Ich bin in Serbien aufgewachsen. Dort sind die Zuschauer noch viel enger am Spielfeld dran. Die schlagen dir schon mal auf den Hinterkopf oder sonstwohin. Einmal habe ich während des Spiels eine Münze abbekommen: eine heftig blutende Platzwunde. Der Schiedsrichter kam, sah sich das an und meinte: ,Weiter geht’s!’“ Will sagen: Keine Angst vor Istanbul!
Bis dahin heißt es: Körperpflege, die Akkus aufladen, sich nicht verletzen und am Samstag (20.30 Uhr/telekombasketball.de) bei medi Bayreuth den zweiten Tabellenplatz hinter Meister Brose Baskets Bamberg festigen.