Bayern gegen Fenerbahce: Der Krachgipfel
München - Diese beiden Partien sind unvergessen, diese Intensität, dieses Feuer: Die Rede ist von den Heimspielen gegen Galatasaray Istanbul in der Euroleague. Zwei Stunden lang sangen und hüpften die türkischen Fans ohne Pause, der Lärmpegel war bis dahin einmalig im Dome. Und sie beglichen damals auch eine uralte Rechnung: Im September 1997 hatten Bayernfans beim Fußballspiel gegen Besiktas Istanbul ihre Gegenüber mit Aldi-Tüten herabgewürdigt und provoziert. Im Januar 2014 hielten die türkischen Basketballfans ihrerseits hunderte solcher Tüten selbstironisch in die Höhe. Am Donnerstag (20.15 Uhr) ist der dritte große Verein aus Istanbul in der Münchner Halle zu Gast. Meister Fenerbahce Istanbul, der in der Euroleague Gruppe einen Platz vor dem FCBB steht. „Da wird eine Wahnsinnsstimmung sein“, freut sich der 1. Vorsitzende des Bayern Basketball Fanclubs Big Reds, Alexander Freiherr von Gültlingen. „Wir kennen das vom letzten Jahr. Da hatten wir schon mit den türkischen Fans zu tun. Die Jungs sind insgesamt sehr umgänglich, sie sind halt fanatisch bis zum Gehtnichtmehr.“
Dieses Jahr werden sogar noch mehr Fans erwartet, rund 1000 Karten hat die türkische Fraktion geordert. Die Fans kommen aber nur zu einem geringen Teil aus Istanbul, die Mehrheit lebt in Deutschland und ist sehr gut organisiert. Das zeichnet türkische Fans in ganz Europa aus, die ihr Team nur einige Male pro Jahr sehen können.
Es wird also wieder so laut, wie vergangenes Jahr. „Definitiv, darauf stellen wir uns ein“, sagt von Gültlingen. „Es ist super, wenn die gegnerischen Fans richtig da sind, dann hat man einen Kontrapart, mit dem man arbeiten kann.“ Auch wenn zwei völlig verschiedene Basketballkulturen aufeinanderprallen. „In der Türkei ist es so: die Singen von Punkt 1 bis zum letzten Punkt durch. Manchmal fragt man sich, ob die das Spiel überhaupt mitkriegen“, erklärt der Big-Reds-Vorsitzende schmunzelnd. „In der deutschen Basketballszene ist die Stimmung sehr spielbezogen. Offense und Defense sind unterschiedlich, das versuchen wir weiter durchzuziehen.“
Die Wand aus 1000 Dauersängern im Fenerbahce-Block dürfte den Big Reds zahlenmäßig zehnfach überlegen sein. „Wir haben keine besondere Aktion geplant, aber man versucht, noch ein bisschen lauter zu sein“ – und damit alle Bayernfans mitzureißen. In diesem Punkt sind die türkischen Fans gewissermaßen Vorbild für den Fanclub: „Das Zusammenhalten der Fans, dass die ganze Halle mitmacht – das ist ein Vorbild“, so der Vorsitzende: „Das ist faszinierend, das ist sagenhaft, was die auf die Beine stellen. Manchmal steht man wirklich da, schaut rüber und denkt: Oha, cool! Wenn wir das mal hinkriegen, dann haben wir es echt geschafft.“
Bei aller Bewunderung für den Gegenüber bekommen die Fans selbst großen Zuspruch aus der Mannschaft: „Unsere Fans müssen sich vor keinen anderen Fans verstecken, das haben sie gezeigt. Auch vor den Fans von Galatasaray mussten sie das nicht“, sagt Heiko Schaffartzik, der sich auch auf das Duell der Fans freut: „Wir haben da keine Sorge, im Gegenteil: Das wird die Atmosphäre verbessern, noch mehr Emotionen werden in die Halle getragen.“ Das Lob kommt bei von Gütlingen gut an: „Das fand ich toll. Das freut uns unheimlich, dass die Mannschaft das so mitkriegt. Dass Heiko das realisiert, tut einem als Fan gut.“ Zusammen wollen Fans und Mannschaft für das nächste Euroleague-Highlight sorgen, gegen zwei starke Gegner: Die Mannschaft von Fenerbahce Istanbul und ihre fanatischen Fans. F. Schmidt-Sommerfeld